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MENSCHEN

Im Gespräch mit ‚der Amsel‘ Die Künstlerin Gerlinde Korn wohnt im Seniorenhaus Marienheim in Bad Münstereifel.

Farbimprovisation

Wächterinnen

Holz, Federn und Farbe

D ie Eifler Künstlerin Gerlinde Korn lebt seit zwei Jahren im Seniorenhaus Marienheim in Bad Münstereifel. Schwierige Zeiten hat die gebürtige Berlinerin schon seit ihrer Geburt mitten im Zweiten Weltkrieg erlebt. „Der Vater an der Front, die Mutter mit uns drei Mäd- chen alleine auf der Flucht, das war hart“, so beschreibt die 81-Jährige ihren herausfordernden Start ins Leben. „Man muss sich die Freiheit neh- men, die man braucht.“ Das hat sie in vieler Hinsicht umgesetzt: Von der beruflichen Tätigkeit als Leh- rerin für Englisch und Geschichte zur Künstlerin, von Berlin hinaus in die Welt, mit langen Auslands- aufenthalten in den USA und Mit- telamerika. Wer das Zimmer der Künstlerin im Seniorenhaus betritt, sieht sofort die prächtigen Farben,

die sie in Curacao gesehen und in Aquarellbilder umgesetzt hat. „Ich habe viel fotografiert und die Motive später zuhause gemalt“, berichtet Korn. „Manchmal würde ich heute gerne noch künstlerisch arbeiten, aber meine Hände wol- len nicht mehr. Am liebsten wür- de ich mit einer kleinen Kamera im Garten des Seniorenhauses und in Münstereifel fotografieren.“ Doch genau das ist ihr nach der Flutkatastrophe, die auch das Ma- rienheim betraf, noch nicht wieder möglich. In der Eifel bekannt ist Korn vor allem durch ihre Holzarbeiten. „Ich habe mir im Baumarkt Sperrholz zuschneiden lassen, im Atelier weiterbearbeitet und mit reinen Acrylfarben bemalt.“ Die farb- kräftigen, zum Teil lebensgroßen ‚Wächterinnen‘ stehen in vielen

Eifler Häusern. Für die jährliche Verleihung des Augspurg-Hey- mann-Preises hat die Künstlerin eine Doppelfigurine als Preis ge- schaffen. „Ich habe einfach ge- macht und viel experimentiert, auch mit Materialien wie Federn auf Holz.“ Ihre Arbeiten signiert sie seit vielen Jahren mit ‚Amsel‘, und wer rund um Münstereifel von ‚der Amsel‘ spricht, meint Ger- linde Korn. „Mein geliebter Hund, ein schwarzer Mischling, hieß so“, erzählt Korn, die gerne lebt und lacht, „und da habe ich meine Ar- beiten auch so genannt.“ Im Seniorenhaus kommt sie mitt- lerweile gut zurecht: „Es ist nett miteinander, und sie sorgen gut für mich“, beschreibt sie den Alltag. „Ich wünsche mir nur, bald wieder in den Garten laufen zu können.“ (M.A.)

CellitinnenForum 02 | 2022

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