BayernDach Magazin 5-2017

Diese interaktive Publikation von HF.Redaktion dient für das Online-Streaming von PDF-Dateien. Kein Download, kein Warten. Öffnen und sofort mit Lesen anfangen

INFORMATION BAYERISCHER DACHDECKER

NACHWUCHS: MIT VOLLER KRAFT NACH OBEN

Ausg. 5-2017 Dezember www.dachdecker.bayern

Foto: HF.Redaktion

EDITORIAL Auf ein Wort

Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Leserinnen und Leser,

hoffe, dass unser Berufsverband für weitere Verbesserungen bei der Kennzeichnung und für eine Stabilität bei der Entsorgung von Dämmstoffen sorgen kann. Ein wichtiges Thema, das uns auch die nächsten Jahre beschäfti- gen wird, ist die Entwicklung der Beschäftigten im Dachdecker- handwerk – ob bei Auszubildenden oder Fachkräften. Zum Schutz seriös agierender Mitgliedsbetriebe und deren Beschäftigten kann nicht akzeptiert werden, wenn sich Netzwerke mit illegalen Beschäftigten, Solo- und Scheinselbständigen oder Firmen mit un- terbezahlten Beschäftigten aus dem In- und Ausland in unserer Branche breit machen. Enttäuschend war in 2017 auch, wie um die Einführung und Höhe eines allgemeinverbindlichen Branchenmindestlohnes gestritten werden musste. Es gibt noch immer Unternehmer, die den Bran- chenmindestlohn global als tariflichen Entlohnungsmaßstab für ihre Beschäftigten betrachten. Ist diesen Unternehmern und den betroffenen Beschäftigten eigentlich nicht bewusst, dass alle, die ein ganzes Arbeitsleben nur Mindestlohnempfänger waren, keine ausreichende Altersversorgung erhalten werden? Schließlich rich- tet sich die Höhe jeder Altersversorgung immer danach, was der Einzelne in seinen Topf zur Altersvorsorge einbezahlt hat. Aber noch eine gute Nachricht zum Jahresende: Mit Zustimmung der ZVDH Mitgliederversammlung konnte neben dem ML 1 ein weiterer ML 2 für Fachkräfte im Dachdeckerhandwerk eingeführt werden. Bleibt zu hoffen, dass dem Mindestlohntarifvertag von den übergeordneten Gremien und der Politik baldmöglichst die Allgemeinverbindlichkeit erteilt wird. Liebe Kolleginnen und Kollegen, an dieser Stelle möchte ich Ihnen meinen herzlichen Dank für die vertrauensvolle und gute Zusammenarbeit aussprechen. Ich wün- sche Ihnen und Ihren Familie zum bevorstehenden Weihnachtsfest besinnliche Stunden, einen guten Rutsch ins Jahr 2018, Gesundheit und – privat wie geschäftlich – viel Erfolg im neuen Jahr.

wenn Sie nun die 5. Ausgabe unseres BD-Magazins erhalten, ste- hen „schon wieder“ Weihnachten und der Jahreswechsel vor der Tür. Hinter uns liegt dann ein wahrlich anstrengendes und ner- venaufreibendes Geschäftsjahr. Organisatorisches Geschick bei der personellen Besetzung der Baustellen und manch gute Aus- rede bei den Auftraggebern waren nötig. Erfreulich in 2017: Der im April gestartete Neubau des Dachde- ckerwohnheimes für unsere Auszubildenden in Waldkirchen liegt trotz einiger baulicher Unwägbarkeiten im Zeitplan. Rechtzeitig vor Wintereinbruch konnte die Gebäudehülle mit Dachabdich- tung und Einbau der Fensterelemente geschlossen und die Behei- zung des Rohbaus begonnen werden. So kann der Innenausbau fortgeführt werden. Dank gilt an dieser Stelle allen am Bau Be- teiligten, die ohne Ausnahme Höchstleistungen vollbringen muss- ten, damit wir die uns gesteckten Ziele erreichen können. Planmäßig soll im September 2018 zum Beginn des neuen Ausbil- dungsjahres das neue Dachdeckerwohnheim für unsere Auszubil- denden der überbetrieblichen Unterweisung bezugsfertig sein. Um den Aufenthalt der Auszubildenden künftig attraktiver zu ge- stalten, wird neben der angemessenen Unterbringung in Doppel- zimmern mit Dusche/WC für eine Rundumbetreuung gesorgt. Ein breites Spektrum zur Gestaltung und Beschäftigung in der Freizeit wird dann angeboten. Weniger erfreulich waren in 2017 die Probleme bei der Entsor- gung von HBCD-haltigen Polystyrol-Dämmstoffen. Entgegen der politischen Zusagen führt die Entsorgung der anfallenden EPS- Materialien nach wie vor zu hohen Kosten und einem übermäßi- gen organisatorischem Aufwand. Entsorgungskosten von bis zu 6.000 € pro Tonne werden von Kollegen genannt. Das kann bei den Dachdeckerbetrieben zu einem finanziellen Fiasko führen. Auf Unverständnis stößt bei mir das Verhalten der Hersteller von EPS-Dämmstoffen. Entweder sind sie nicht in der Lage oder nicht dazu bereit, ihre jetzt angeblich unbedenklichen HBCD-freien Dämmstoffe an der Platte durchgängig zu kennzeichnen. Ich

Ihr Landesinnungsmeister A. Ewald Kreuzer

2

INHALT

Auf einen Blick

In dieser Ausgabe

Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2

Nachwuchs I: Zahlenspiele

Nachwuchs I: Schülerzahlen-Spiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4-5

Nachwuchs II: Schlechte Aussichten? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6-7

Nachwuchs III: Coole Typen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8-9

Nachwuchs II: Medienschelte

Nachwuchs IV: Stolze Dachdecker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

10-11

Nachwuchs IV: Wie andere werben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

Nachwuchs III: Coole Typen

112. Landesverbandstag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

OM-,PR-, LW-Tagung: Rundum-Information . . . . . . . . . . . 13

KPZ: Auch Ausbilder lernen nie aus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

14-15

KPZ: Ausbilder lernen

KPZ Serie: Überbetriebliche Lehrgänge . . . . . . . . . . . . . . .

16-19

KPZ Wohnheim: Das Miteinander zählt . . . . . . . . . . . . . .

20-21

KPZ Serie: Mensch & Maschine

Aus den Innungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

22-33

Blaue Seiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

34-38

DE Süd: Zufriedene Kunden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39

KPZ Wohnheim: Richtfest

Termine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40

Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

Aus den Innungen: Viel los

Blaue Seiten Recht so

3

NACHWUCHS Demografie Schülerzahlen- Spiele EIN SCHWÄBISCHES SPRICHWORT SAGT: EINE GUTE AUSREDE IST DREI BATZEN WERT. UND SO WIRD FÜR DEN NACHWUCHSMANGEL IM HANDWERK NUR ALLZU GERNE DER DEMOGRAFISCHE WANDEL HERANGEZOGEN.

4

Foto: Fotolia

Demografie NACHWUCHS

GLAUBT MAN DEN AUSSAGEN VIELER POLITIKER UND ARBEITSMARKTExPERTEN, STIRBT DEUTSCH- LAND BALD AUS. IST DAS WIRKLICH SO? Fast schon mantrahaft ist in den Medien zu hören, zu sehen und zu lesen, dass die Schülerzahlen dras- tisch sinken und daher auch das Handwerk kaum noch Nachwuchs rekrutieren kann. Umso erstaunter ist derjenige, der einmal tiefer in die amtlichen Statistiken einsteigt. So z. B. in die Schüler- und Absolventenprognose 2017 für den Frei- staat Bayern. Herausgeber ist das Bayerisches Staats- ministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst. So werden hier für 1979 insgesamt 181.031 Absolven- ten und Abgänger von allgemeinbildenden Schulen genannt. Für 2016 wird die Zahl auf 140.156 beziffert. Das entspricht einem Rückgang von rund 22,5%. Und das auch nur, wenn das Jahr 1979 mit einem Höchst- stand als Referenzjahr herangezogen wird. Darunter sind im Jahr 2016 insgesamt 28.729 Schüle- rInnen mit einem erfolgreichen Mittelschulabschluss. Bei der Mittleren Reife galt 1983 als langjähriges Highlight mit 53.586 Schulabsolventen. 2016 jedoch wurde diese Zahl mit 65.397 weit übertroffen. Mit der allgemeinen Hochschulreife, also dem Abi- tur, verließen 1986 insgesamt 28.311 SchülerInnen die Schule. Im Jahr 2016 lag die Zahl bei 38.993 Absol- venten. Für 2017 wird mit einem weiteren Anstieg auf 39.100 AbiturientInnen gerechnet. Zum Stichtag 1. September 2017 melden die bayeri- schen Handwerkskammern 27.410 neue Ausbildungs- verträge. Das ist ein Plus von 2,1% gegenüber dem Vorjahr. Und seit Jahren legt das Handwerk zu bei den besetzten Lehrstellen. Das aber kann kaum möglich sein, wenn es tatsächlich so drastisch weni- ger SchulabgängerInnen gäbe. Dem gegenüber steht die Zahl der Handwerksbe- triebe. Laut Geschäftsbericht des Bayerischen Hand- werkstages BHT waren 2015 in Bayern 202.254 Be- triebe tätig. Im Vergleich dazu waren es 2010 „nur“ 194.260 Betriebe. Die Zahl der Betriebe ist also allein in den fünf Jahren zwischen 2010 und 2015 um über

4% (= 7.994 Betriebe) gestiegen. Damit nahm zwangsläufig auch der Fachkräfte- und Nachwuchs- bedarf zu. Tatsächlich ist der Rückgang der Ausbildungs-Inte- ressierten für das Handwerk wohl nicht auf einen de- mografischen Wandel zurückzuführen. Vielmehr sind die Gründe vordergründig im veränderten Übertrittsverhalten nach der Grundschule und in einem erhöhten Bedarf der Betriebe zu suchen. Gerade aber das veränderte Übetrittsverhalten muss verwundern. Denn nach den Ergebnissen der jüngst vom Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungs- wesen (IQB) veröffentlichen Studie erfüllen gerade einmal 73,9% der Viertklässler den geforderten Bil- dungsstandard im Fach Deutsch. Das heißt: Nur 3 von 4 SchülerInnen können das entsprechende Bildungs- niveau vorweisen. Dennoch beträgt die Übertritts- quote (Schuljahr 2016/2017) von der Grundschule zum Gymnasium 39,3%. Noch 2003/2004 betrug diese Quote 30,6% und stieg – paradoxerweise bei Einführung des G8 im Jahr 2009/2010 – auf 40% an. Das „Ausweichen“ auf Abiturienten bei der Nach- wuchssuche ist aber nicht immer die beste langfris- tige Lösung des Fachkräftemangels. So beklagte kürzlich ein Betrieb, dass sein Azubi mit Abitur ge- nau den Weg gegangen ist, der in vielen Pressein- formationen zu diesem Thema vorgeschlagen wird: Nach der Ausbildung begann er ein Studium – und steht nun nicht mehr als Fachkraft zur Verfügung. Interessant ist auch ein Blick auf die Schülerzahlen von einst und heute in den Grundschulen: Im Schul- jahr 1981/1982 gab es in Bayern 456.938 Grundschü- ler, von denen ein großer Teil seine Schulbildung in den folgenden sechs bis zehn Jahren – also 1991/1992 – abgeschlossen hat. Im Schuljahr 2006/ 2007 verzeichneten die bayerischen Grundschulen aber 506.722 SchülerInnen. Das ist eine Zunahme von rund 10%. Und selbst für den künftigen Schuljahr- gang 2030/2031 werden bayernweit noch 485.330 Grundschüler prognostiziert. Von demografisch be- gründetem Nachwuchsmangel oder -wandel kann also kaum die Rede sein.

5

NACHWUCHS Aus Mediensicht

Biete schlechte Aussichten. Suche Nachwuchs. O b d e n n n u n e i n G l a s h a l b v o l l o d e r h a l b l e e r i s t , s e h e n O p t i m i s t e n u n d P e s s i m i s t e n j e w e i l s a n d e r s . E i n e s a b e r s t e h t f e s t : S e l b s t a u s p e s s i m i s t i s c h e r S i c h t w i r d s i c h d e r F ü l l s t a n d n i c h t ä n d e r n , w e n n m a n s i c h d a r ü b e r b e k l a g t .

Foto: Fotolia

6

Aus Mediensicht NACHWUCHS

ANFANG OKTOBER HATTE EINE JOURNALISTIN DER SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG IN EINEM KOMMENTAR ZUM LEHRLINGSMANGEL IM HANDWERK POSITION BEZOGEN: WEGJAMMERN GEHT NICHT, TITELT SIE IHREN KOMMENTAR. Alljährlich würden sich Handwerker aller Gewerke im Herbst zu Wort melden, weil viele Lehrstellen un- besetzt bleiben. Schuld sei wohl die Jugend, die lie- ber studiere, zu faul oder sich zu fein fürs Handwerk sei. Die Journalistin hält den demografischen Wan- del für die Ursache – und den könne niemand ein- fach wegjammern. Zu unchristlich seien außerdem die Arbeitszeiten, die

lich sein, wenn sich mehrere Betriebe die Ausbildung eines Anwärters teilen. Und beim Thema Migranten kam inzwischen auch bei den Politikern die Ernüchterung an. Die sprach- liche und berufliche Integration ist aufwändiger und zeitintensiver als erhofft. Zudem hat sich gezeigt, dass es gerade in Bayern oft nicht leicht ist für inte- ressierte Jugendliche und Ausbildungsbetriebe, die Ausbildungserlaubnis zu erhalten. Auch die Zahl der Praktika wird nicht von den Be- trieben begrenzt, sondern eher von der Bereitschaft, überhaupt ein Praktikum im Dachdeckerhandwerk zu absolvieren. Und leider auch von vielen Schulen, die zur Berufs-Info dann doch lieber die Anbieter

Lehrlingsvergütung so gering, dass sich der Azubi keine eigene Wohnung leisten könne, zu we- nig angesehen der Handwerks- beruf und zu schlecht die Kar- rierechancen. Ihre Forderung: Betriebe sollten mehr bezahlen, dafür mögli- cherweise entweder ihre Preise aufschlagen oder auf Gewinn

von Büroberufen einladen als den Dachdecker von nebenan. Kommentare wie der Beschrie- bene helfen dem Handwerk ebenso wenig wie Jammern. Allerdings macht es den Hand- werksberuf weder für Schulab- gänger noch für deren Eltern attraktiv, wenn das Handwerk selbst keine Gelegenheit auslässt,

Wenn sich das Handwerk öffentlich beklagt, wird es wohl kaum zum Ausbildungsmagneten.

verzichten, weniger auf die Schulnoten schauen, Praktika und Betriebswohnungen anbieten. Ja, so- gar Lehrlings-Sharing müsse möglich sein. Und au- ßerdem gäbe es ja noch die Migranten. Die Journalistin hat vollkommen Recht – was die Schulnoten betrifft. Ansonsten klaffen Schluchten zwischen Wünschen und Realisierbarkeit. Welcher Auszubildende, der vielleicht mit 14 oder 15 Jahren von der Schule kommt, wohnt alleine? Schon der Abschluss eines Mietvertrags würde scheitern. Abgesehen davon können sich auch Azubis anderer Branchen finanziell kaum eine eigene Wohnung leis- ten. Lehrlings-Sharing? Jeder Betrieb bildet in der Hoff- nung aus, sich damit seine eigenen Fachkräfte von morgen heranzuziehen. Und die würde er wohl nur ungerne mit anderen Mitbewerbern teilen. Darüber hinaus dürfte es von der Vertragsgestaltung und der Genehmigung der Handwerkskammern kaum mög-

den Medienvertretern mitzuteilen, dass eigentlich kaum noch ein Auftrag lukrativ ist. Da wird alleror- ten über nicht mehr realisierbare Stundensätze, über Gewinnmargen, die praktisch nicht mehr existent sind und über rückläufige Neubauzahlen geklagt. Auch wenn dies alles oder zumindest teilweise den Tatsachen entspricht: Der Leser der Tageszeitung, der diese Informationen als Nachbericht von In- nungsversammlungen etc. bekommt, wird nichts da- ran ändern. Er wird sich aber gründlich überlegen, ob das Handwerk wirklich die richtige Branche für die Ausbildung seiner Kinder und deren Zukunfts- aussichten ist. Dagegen voller Stolz zu zeigen, was man (frau) er- reicht hat im Handwerk – und wenn es der Sportwa- gen oder große SUV ist – weckt dagegen eher den Wunsch: Das will ich auch schaffen. Oder wie es El- tern ausdrücken: Jawoll, mein Kind soll es mal besser haben.

7

Coole Typen

NACHWUCHS Ideen

Foto: Fotolia

D e r e r s t e E i n d r u c k e n t s c h e i d e t – a u c h b e i d e r B e r u f s - I n f o . W e r E r f o l g b e i m N a c h w u c h s h a b e n w i l l , m u s s d e n U n t e r s c h i e d z w i s c h e n G ä h n e n e r z e u g e n u n d I n t e r e s s e w e c k e n e r k e n n e n u n d u m s e t z e n .

DIE AUSBILDUNG IM HANDWERK IST FÜR VIELE SCHULABGäNGER UND DEREN ELTERN NICHT DIE ERSTE WAHL. DAS HAT SEINE GRÜNDE. Handwerk: Das setzen viele Eltern und Schüler gleich mit alt, verstaubt, von gestern, langweilig oder per- spektivlos. Und viele dieser Assoziationen sind leider oft auch „hausgemacht“. Dabei muss eine erfolgreiche Nachwuchs-Rekrutie- rung einfach nur dem bewährten Werbewirkungs- prinzip AIDA folgen: 1. Attention (Aufmerksamkeit erregen);

ter Haufen in uneinheitlicher und zum Teil auch un- ansehnlicher Kleidung gelangweilt einen winzigen Ausschnitt aus ihrem Repertoire präsentieren. Und gleich nebenan zeigt eine gut gelaunte, einheitlich und damit wiedererkennbar gekleidete Gruppe He- rausforderungen aus ihren Arbeitsbereichen und animiert die Besucher, es selbst einmal zu versuchen. Wer erregt jetzt wohl mehr Aufmerksamkeit und weckt Interesse? Während Gruppe 1 wohl kaum Praktika oder Ausbil- dungsplätze vermittelt, hat Gruppe 2 das Verlangen erzeugt, mehr über ihr Handwerk zu erfahren – zum Beispiel im Praktikum. Und das darf sich nicht darauf beschränken, die Werkstatt auf- oder die Fahrzeuge einzuräumen oder die Brotzeit einzukaufen. Mut machen, es in allen Bereichen einmal selbst zu versuchen, kostet Zeit im Arbeitsablauf. Aber es motiviert die Prakti- kanten. Action ist also angesagt und damit der 4. Punkt der AIDA-Formel erfüllt. Wie schon Aufmerksamkeit, also die Grundvoraus-

2. Interest (Interesse wecken); 3. Desire (Verlangen erzeugen); 4. Action (Handlung veranlassen).

Der Rundgang über Berufs-Infoveranstaltungen macht bereits auf den ersten Eindruck (und den haben auch Besucher) deutlich, wer diesem Prinzip folgt. Da sind die Handwerker, die wie ein bunt gewürfel-

8

Ideen NACHWUCHS

setzung für die folgenden drei Stufen der Formel vorbildlich erzeugt werden, zeigt das Beispiel eines oberbayerischen Metzgermeisters aus Freising, der mit seinen Nachwuchs-Aktivitäten bundesweit für Schlagzeilen gesorgt hat. Noch weniger als Bauberufe gehört das Metzger- handwerk zu den Job-Träumen der Jugend und ihrer Eltern. Doch mit einer Kampagne in den sozialen Medien sorgte der Freisinger Metzger für weit mehr „Attention“ als manch eine angesagte Branche. Ein junges Mädchen präsentiert da z. B. einen Hack- fleisch-Igel auf dem Tablett mit dem Spruch „Berufs- wunsch: irgendwas mit Tieren“. Oder ein anderes Mädchen im Kühlraum neben Schweinehälften: „Du willst mit coolen Säuen abhängen?“ Der Erfolg gab dem Metzger Recht: Er hat nicht nur seine Ausbildungsplätze mit Ortsansässigen besetzt – sogar aus Hamburg kam eine Bewerbung nach Ober- bayern. Außerdem macht der Fleischer aus Freising die Aus- bildung selbst noch begehrenswerter: Jeder Azubi bekommt für die Dauer der Ausbildung ein iPhone inkl. Flatrate. Mehr dazu auf Seite 11 in dieser Aus- gabe. Es muss also nicht immer die hochentwickelte App fürs Smartphone sein, um Erfolg bei der jungen Ge- neration zu haben. Denn auch auf die beste App müssen die Nutzer erst einmal aufmerksam werden. Manchmal tritt da ein gelungener Facebook-Auftritt eher eine Lawine los. In anderen Branchen belohnen Ausbildungsbetriebe gute Leistungen in der Berufsschule mit Geldprä- mien oder Gutscheinen. Wieder andere stellen ihren Jahrgangsbesten einen Kleinwagen mit der Beschrif- tung „Unser bester Azubi des Jahres“ zur Verfü- gung. Über neue Ideen, Anregungen, Konzepte und Aktio- nen, die auf das Dachdeckerhandwerk aufmerksam machen, wird derzeit beim LIV Bayern zusammen mit PR-Mann Harald Friedrich „gebrütet“. „Du sollst es mal besser haben“ – diesen Wunsch wohl aller Eltern umzusetzen – und gleichzeitig den Jugendlichen einen „coolen Job“ zu versprechen ist

das Ziel aller angedachten Maßnahmen, die dann im PR-Ausschuss diskutiert werden. Soviel sei schon jetzt verraten: Die Ideen gehen den bayerischen Dachde- ckern nicht aus. Klar ist aber auch: Mit „Schiefer-Herzlichkeit“ allein wird das Nachwuchsproblem nicht zu lösen sein. Denn das Dachdeckerhandwerk heute arbeitet nicht nur an der Haubrücke, sondern auch mit digitalen Werkzeugen. Ganz gleich, welche aufmerksamkeitsstarken Auf- tritte oder Aktionen auch entwickelt und geplant werden: Grundsätzlich ist die Nachwuchsgewinnung im Handwerksbetrieb immer Chefsache. Schließlich liegt es im ureigensten Interesse des eigenen Be- triebs und seiner Zukunft, guten Nachwuchs zu fin- den und ihn an den eigenen Betrieb zu binden. Dass Innung, Landesinnungsverband oder ZVDH ihre Mitglieder dabei unterstützen, gehört zu den Auf- gaben der berufsständischen Organisation. Aller- dings darf Unterstützung nicht als „Sorglos-Paket“ verstanden werden, mit dem ein Betrieb von seiner eigenen Verantwortung für die Nachwuchssuche entbunden wird.

Foto: HF.Redaktion

Hand in Hand mit Innung, Betrieben und LIV: Aktionen für die Nachwuchswerbung als „gemeinsame Sache“ durchführen.

9

NACHWUCHS Image

STELLEN SIE SICH VOR, SIE ZAHLEN IHREM ARBEIT- GEBER EINE FÜNFSTELLIGE SUMME - DAFÜR, DASS SIE BEI IHM ARBEITEN DÜRFEN. UNVORSTELLBAR? NEIN - DAS IST DIE REALITäT FÜR VIELE PILOTEN. Der gleiche Stolz, der Piloten dazu bringt, sich bei Airlines „einzukaufen“, ist auch bei angehenden Mitgliedern der Bordcrew anzutreffen. So bietet eine bekannte Airline sechswöchige Kurse zur Aus- bildung der Bordcrew an. Die Kosten in Höhe von rund 3.000 € muss jeder dieser „Auszubildenden“ selbst tragen. Ohne die Sicherheit, dann auch über- nommen zu werden. Und selbst wenn diese Kursteil- nehmer übernommen werden, winken ihnen Ge- hälter, die weit unter dem Tariflohn eines Dachde- cker-Helfers liegen. Warum tun Piloten und die po- tenzielle Bordcrew sich das an? Weil sie stolz auf ihre Berufe sind. Alles nur eine Frage des Images. Ziel des Dachdeckerhandwerks muss also sein, das ei- gene Image positiv darzustellen. Das beginnt bereits damit, jeden Tag neu stolz darauf zu sein, dass man/frau Dachdecker ist. Die „Überakademisierung“ bzw. der Abitur-Wahn der Eltern (trotz gesunkenem Bildungsniveau der Grundschüler) hat dazu geführt, dass der Handwer- ker eigentlich nur noch „Fußvolk“ ist. Jedenfall so lange, bis er gebraucht wird. „Stell Dir vor, zehn Akademiker warten seit zehn Wochen auf einen Handwerker“ ist ein Spruch, der aktuell in den sozia- len Medien zum Nachdenken anregt. Warum soll der Dachdecker also nicht mit dem von ihm erarbeiteten SUV beim Kunden vorbeifahren Heute schon stolz gewesen, Dachdecker zu sein?

Foto: Fotolia

oder vor der Mittelschule bei der Präsentation seines Gewerks im berufskundlichen Unterricht parken? Es ist keine Schande zu zeigen, was man erreicht hat und durch handwerkliche Arbeit erreichen kann. Ausbildung im Dachdecker-Handwerk ist Chefsache. Das schafft nicht nur Vertrauen – das erzeugt Stolz beim Azubi („der Chef kümmert sich persönlich um meine Ausbildung“). Der gute Auszubildende schämt sich auch ganz si- cher nicht, wenn er ein T-Shirt (Stichwort „Gelbes Trikot“) oder eine Arbeitsweste mit dem Hinweis „Unser bester Azubi“ trägt. Und auch die Kunden des Betriebs werden das wahrnehmen. Alle reden von der „Digitalisierung im Handwerk“. Ein Tablet oder Smartphone für die Dauer der Aus- bildung ist eine Belohnung, Anerkennung und Hin- führung zu dieser Digitalisierung zugleich. Ein wei- terer Einstieg in die Digitalisierung kann sein, dem Auszubildenden einen Tageskurs für den Einstieg in Office-Anwendungen zu spendieren. Dies ist auch sinnvoll zur digitalen Führung des Berichtsheftes. Jeden Tag ein Schieferherz vom Ausbzubildenden

10

Image NACHWUCHS

schlagen lassen, diese Herzen an Kunden verschen- ken, schafft Sympathien und macht den Auszubil- denden stolz. Und wenn dann der Betrieb pro Herz und Tag einen einzigen Euro spendiert und der Azubi diese Spende am Jahresende an eine gemein- nützige Organisation übergibt, ist das eine perfekte Imagewerbung und Anerkennung für das Gewerk und seinen Nachwuchs. Jede dieser Maßnahmen ist übrigens auch begehrter Stoff für die lokale Presse. Was in anderen Branchen durchaus üblich ist, könnte auch eine Anregung für das Dachdeckerhandwerk sein: Im Laufe der Ausbildung tauschen Betriebe für eine Woche ihre Auszubildenden (nicht zu verwech- seln mit dem auf Seite 7 kritisierten Lehrlings-Sha- ring). Das erweitert nicht nur den Horizont der

Azubis – hier können auch neue Ideen und Anregun- gen von Auszubildenden für ihren Betrieb mitge- nommen werden. Das Problem der „Überakademisierung“ greift übri- gens auch die von der LIV-Pressestelle entwickelte Nachwuchskampagne auf, die bereits in BayernDach Ausg. 101 (Juli 2017) vorgestellt wurde. Diese Motive stehen Innungsbetrieben für Anzeigenschaltungen, Handzettel etc. zur Verfügung. Und sie weisen deut- lich darauf hin, dass Handwerk sich lohnt. So z. B. auch für die Weitergabe an die Auszubildenden mit der Aufforderung, die doch gerne mal auf Facebook, Instagram & Co. zu posten. Auch das macht stolz. Stolze Azubis schaffen auch auf Berufs-Infoveran- staltungen neue Kontakte auf Augenhöhe.

Dschungelkämpfer oder prinzessin ?

AUCH ANDERE GEWERKE KäMPFEN UM DEN NACH- WUCHS. HIER EINIGE BEISPIELE, WIE DIE ZIELGRUPPE DER JUGENDLICHEN AUF AUGENHöHE, MIT PROVO- KANTEN SPRÜCHEN ODER EINFACH MIT EINEM FRI- SCHEN AUFTRITT ANGESPROCHEN WERDEN.

Kleiner Trost: Das deut- sche Handwerk steht mit seinem Imagepro- blem nicht allein da. Auch in österreich wird über eine mangelnde Bereitschaft zur Lehre im Handwerk geklagt. Damit Lehre wieder in- teressant wird, braucht es Image-Bildung bei den Erwachsenen, for- dert die Welser Wirt- schaftskammer.

Das Malerhandwerk haut auch schon mal auf den Putz.

Der Freisinger Metzgermeister lockt mit provokanten Motiven den Nachwuchs – mit Erfolg.

Setzt auf Abenteuer. GaLa-Bau.

11

EVENT 112. Landesverbandstag

Groß, größer, Chiemsee

Landesverbandstag 2018

Foto: Manuela Obermeier

WENN BAyERNS DACHDECKER SICH TREFFEN, DARF ES GERNE IMMER ETWAS GRöSSER SEIN. SO AUCH BEIM 112. LANDESVERBANDSTAG AN BAyERNS FLä- CHENGRöSSTEM SEE. Mit fast 80 km 2 entspricht die Wasserfläche des Chiemsees mehr als einem Viertel der Gesamtfläche der Landeshauptstadt München. Wenn sich die große Dachdeckerfamilie Bayerns von

29. Juni bis 1. Juli 2018 dort zu ihrem 112. Landesver- bandstag trifft, könnte es dort durchaus Wellen geben. Dafür wird die gastgebende Innung Mün- chen-Obb. in Zusammenarbeit mit dem Landesin- nungsverband sorgen. Übrigens ist dieser Landesverbandstag auch ein guter Anlass zum Entspannen. Denn neben Wellen ist auch Wellness im exklusiven Hotel Gut Ising ga- rantiert.

12

Jahrestagung LIV

RUNDUM- INFORMATION

EINMAL IM JAHR TREFFEN SICH DIE OBERMEISTER, LEHRLINGSWARTE UND PR-REFERENTEN DER IN- NUNGEN ZUM INFORMATIONS- UND ERFAHRUNGS- AUSTAUSCH. Am Freitag, den 10. November, war es wieder soweit. Treffpunkt war das Hotel Herzogspark in Herzogen- aurach. Den Start bildete ein Vortrag der BG BAU, in dem es um den „Kunden im Fokus“, um die „Verhaltensprä- vention“ und einen „runden Tisch Dachdecker“ ging. Auch danach erwartete die Teilnehmer ein vol- les Programm mit geballten Informationen. Dazu ge-

hörten die Planungen zum künftigen Einsatz und der Verfügbarkeit des Jugendbeauftragten. Einen Überblick über den aktuellen Stand des Neu- baus des Auszubildenden-Wohnheims des KPZ in Waldkirchen schloss sich an. Ebenso wurden umfassende Informationen zur Sa- nierung der Dachdeckerhalle im Berufsschulkzen- trum in Waldkirchen vermittelt. Weiterhin erhielten die Teilnehmer dieser Tagung einen Ein- und Überblick über das Berufsbildungs- programm 2017/2018. Am Samstag, den 11. November, folgte die Mitglie- derversammlung.

Foto: Preissinger

Für geballte Informationen sorgten Anke Meyer-Grashorn, Dipl.-Ing. Rudolf Kolbeck, Landesinnungsmeister A. Ewald Kreuzer sowie Dipl.-Ing. Wolfram Gürtler (v. li.).

13

KPZ Fortbildung

Auch Ausbilder lernen nie aus

DAS KPZ KOMPETENZZENTRUM DACHTECHNIK WALDKIRCHEN E. V. IST NACH DIN EN ISO 9001 UND ZUSäTZLICH NACH DEM BERUFSBILDUNGS-TARIF- VERTRAG (BBTV) ZERTIFIZIERT. DIES VERPFLICHTET AUCH ZUR FORTBILDUNG VON AUSBILDERN. Mit solchen regelmäßigen Fortbildungsmaßnahmen wird sichergestellt, dass bei der Aus- und Weiterbil- dung die aktuellen Regeln der Technik angewendet werden.

Zu einer besonders umfassenden Fortbildung lud die Paul Bauder GmbH Co. KG die Ausbilder des KPZ zur Besichtigung der Werke in Bernsdorf und Landsberg von Mittwoch, 4. bis Freitag, 6. Oktober, ein. Die Gäste erwartete ein kompaktes und sehr infor- matives Programm, das mit einer Werksbesichtigung in Bernsdorf begann. Thomas Streller, Leiter des Fachbereichs Kunststoff, stellte die wechselhafte Ge- schichte des Werkes von der ehemaligen DDR bis heute vor. Danach ging es in die Praxis. Detailliert

Fotos: Werner (2), Fotolia

14

Fortbildung KPZ

und anschaulich wurde die Verlegung von PVC- und FPO-Bahnen gemäß Regelwerk und Herstelleranga- ben für die unterschiedlichen Herausforderungen im Neubau und Gebäudebestand vorgestellt. Nächste Station war das Werk Schwepnitz mit der FPO-Her- stellung. Der Abend klang im Sophienkeller in Dresden mit einem kulinarischen Highlight aus. Am Alchimis- tenschmaus nahmen neben den KPZ-Ausbildern auch die Bauder-Mitarbeiter Thomas Schauber, Georg Hermes und Jürgen Rothgang teil. Ein Fest- mahl, das den Namen „Erlebnisgastronomie“ ver- diente. Nach dem Frühstück in Dresden stand am folgenden Tag der Besuch des Werks in Landsberg/Halle auf dem Programm. Zwischenzeitlich hatte sich auch xavier, das schlag- zeilenträchtige Sturmtief, eingefunden. Unbeirrt von diesem „Begleiter“ stellte Hartmut Spiegel die Produkte zu Flüssigabdichtungen aus dem Haus Bau- der in Theorie und Praxis vor. Im Fokus bei diesen Abdichtungsprodukten standen dabei für die Aus- bilder auch die detaillierten Informationen zu den Unterschieden zwischen der Fachregel für Abdich- tungen im Regelwerk des ZVDH und der im Juli 2017 erschienenen neuen DIN 18531. Jürgen Rothgang von Bauder übernahm im An- schluss daran die Vorstellung des Themas Dachbe- grünung und der dazu einsetzbaren Bauder-Pro- dukte. Während draußen xavier weiter tobte und die Verladung in die wartenden LKW eingestellt werden musste, präsentierte Holger Krüger, Leiter der Anwendungstechnik, die wichtigsten änderun- gen in „Flachdachrichtlinie“ und DIN 18531. Weiter- bildung vom Feinsten, wie der KPZ-Ausbildungs- leiter Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Werner feststellte. Im Werk Landsberg werden neben Bitumenbahnen auch PIR hergestellt. Daher rundete Ekkehard Fritz, Leiter Fachbereich Steildach, mit seinem Vortrag zur DIN 4108 und der Anwendung im Steildach das Fort- bildungsprogramm ab. Sein Referat reichte von den Auswirkungen der Klimaerwärmung bis zu den ein- zelnen Produkten im Steildach für Luftdichtheit,

Dampfsperre, Wärmedämmung und Zusatzmaßnah- men. Damit war dies eine ausgezeichnete Zusam- menfassung für die Ausbilder des KPZ, die ab diesem Schuljahr den überbetrieblichen Lehrgang „Energe- tische Maßnahmen im Steildach“ nach der neuen Ausbildungsverordnung des Dachdeckerhandwerks durchführen. Nach der Werksbesichtigung endete der Tag im Hotel in Leipzig. An Tag 3 traten die Teilnehmer die- ser Fortbildung nach dem Frühstück die Rückreise nach Waldkirchen an. Die Ausbilder bedanken sich an dieser Stelle noch- mals bei der Paul Bauder GmbH und Co. KG für die sehr gute Weiterbildung mit einem typischen hoch- prozentigen Gastgeschenk aus dem bayerischen Wald.

Erste Station der KPZ-Ausbilder war das Bauder-Werk im säch- sischen Bernsdorf

15

KPZ Serie: Überbetriebliche Lehrgänge Mensch & Maschine

Fotos: KPZ

M i t d i e s e r S e r i e s t e l l t d a s K P Z W a l d k i r c h e n e . V . ü b e r b e t r i e b l i c h e L e h r g ä n g e u n d s e i n e A u s b i l d e r v o r . D i e s m a l g e h t e s u m H o l z b e a r b e i t u n g s m a s c h i n n e n u n d S i c h e r h e i t .

BEI DACHARBEITEN WERDEN HäUFIG HOLZBEARBEI- TUNGSMASCHINEN UND SPEZIELLE HANDMASCHI- NEN EINGESETZT. DESHALB WERDEN HIER ARBEITS- SCHUTZRELEVANTE KENNTNISSE UND FERTIGKEITEN BENöTIGT, UM DIESE MASCHINEN SICHER BEDIENEN ZU KöNNEN. Mit der Einführung der neuen Ausbildungsverord- nung kam es zwangsläufig auch zu einer änderung in den überbetrieblichen Lehrgängen hinsichtlich dieser Problematik. Tatsächlich stellte die Umsetzung dieses Lehrgangs das KPZ Kompetenzzentrum Dachtechnik Waldkir- chen e. V. vor die größte Herausforderung im Rah- men der aktualisierten Ausbildungsordnung. Zunächst wurde eine Vereinbarung zwischen der BG BAU und dem KPZ über die Durchführung getroffen. Darin wurden die Voraussetzungen für die Abhal-

tung des Lehrgangs festgelegt. Im nächsten Schritt mussten die Ausbilder zu Lehrberechtigten qualifi- ziert werden. In einem einwöchigen Seminar der BG BAU im BUBIZA in Kassel, legten Jürgen Lehner und Simon Schauer erfolgreich die Qualifizierung für diese Berechtigung ab. Damit sind beide nun berech- tigt, selbstständig Maschinenlehrgänge durchzufüh- ren. Aber auch Ausbilder lernen nie aus: Zum Erhalt ihrer Lehrberechtigung müssen sie regelmäßig Auf- frischungslehrgänge absolvieren. Bei einer Begehung der Halle Holztechnik in Wald- kirchen durch die BG BAU wurden Ausstattung und Einrichtung der Lehrwerkstatt auf die Eignung für eine Lehrgangsdurchführung unter die Lupe genom- men. Zusätzlich zu der bisherigen Ausstattung waren zahlreiche weitere Investitionen erforderlich, um alle geplanten Lehrgangsinhalte abdecken zu können. Gleichzeitig wurden die einzelnen, von den künfti-

16

KPZ Serie: Überbetriebliche Lehrgänge

gen Lehrgangsteilnehmern zu fertigenden Werkstü- cke besprochen. Da nur eine maximale Kursgröße von 12 Teilnehmern zulässig ist, hatte dies für die Planung des Schuljah- res 2017/2018 weitreichende Auswirkungen. Obwohl im 2. Ausbildungsjahr nur vier Klassen beschult wer- den, mussten die Auszubildenden auf zehn Gruppen verteilt werden, um die Vorgabe der BG BAU einzu- halten. Leider war es in einigen Fällen unumgäng- lich, den Klassenverband für diese Lehrgänge auf- zulösen. Dach 1/2016: „Herstellen von Holzbauteilen und Um- gang mit Maschinen“. Bei dem Lehrgang handelt es sich um einen Lehrgang aus der Fachstufe (D-Kurs), der für Auszubildende ab dem 2. Ausbildungsjahr angelegt ist. Im Gegensatz zum alten Dach 5/99 („Herstellen von Holzbauteilen“), der ebenfalls im 2.

Ausbildungsjahr abgehalten wurde, beträgt die Kursdauer jetzt zwei Arbeitswochen und ist für 8–12 Teilnehmer vorgesehen. Neu in diesem Kurs ist der Umgang mit Maschinen (Maschinenschein). Er soll gemäß Unterweisungsplan knapp die Hälfte der zur Verfügung stehenden Zeit dauern. Dach 1/2016 Woche 1: „Umgang mit Maschinen (Ma- schinenschein)“. Dieser Maschinenschein wurde als Lehrgang „Sicherer Umgang mit Holzbearbeitungs- maschinen und ausgewählten Arbeitsmitteln für die Ausführung von Dachdeckerarbeiten“ durch die BG BAU konzipiert. Er ist als erste Kurswoche mit in den überbetrieblichen Lehrgang Dach 1/2016 integriert. Ziel ist es, die Lehrgangsteilnehmer mit den im Dach- deckerhandwerk üblicherweise eingesetzten Holz- bearbeitungsmaschinen und ausgewählten Arbeits-

Zeile Zeitanteil Inhalt 1 45 %

Umgang mit Maschinen (Maschinenschein): • Arbeitssicherheit und Unfallverhütung bei Holzbauarbeiten beachten; insbesondere Unfallursachen und Sicherheitsmaßnahmen im Umgang mit Holzbearbeitungsmaschinen; • Werkzeuge und Holzbearbeitungsmaschinen kennenlernen und unterscheiden; • Rüsten, einstellen und Werkzeugwechsel bei Maschinen kennenlernen und ausführen; • Holz mit Maschinen bearbeiten; insbesondere mit Kreis-, Band-, Säbel-, Stichsäge, Abricht- und Dickenhobelmaschine, Balkenhobelmaschine, Handbandsäge, Handkreissäge, Kerven-, Oberfräse, Kettenstemmer, Tisch- und Handkettensäge, Schwertsäge, Kapp- und Gehrungssäge, Winkelschleifer, Handständerbohrmaschine, Handbohrmaschine, Eintreibgeräte.

2 10 %

Herstellen von Holzverbindungen: • Kanthölzer für Holzverbindungen unterscheiden, auswählen und anreißen; • Verschiedene Holzverbindungen herstellen; • Verschiedene Versätze auswählen, anreißen und ausarbeiten.

3 30 %

Herstellen von Holzkonstruktionen: • Dachstuhlkonstruktionen unterscheiden können; • Fachwerkkonstruktionen unterscheiden können; • Holzstückliste erstellen;

• Teile eines Pfettendaches anreißen, ausarbeiten und zusammenbauen (richten); • Teile einer Fachwerkwand anreißen, ausarbeiten und zusammenbauen (richten); • Gaube anreißen, ausarbeiten und zusammenbauen (richten). Herstellen von Unterkonstruktionen: • Unterkonstruktionen für Außenwandbekleidungen und deren Komponenten kennenlernen; • Unterkonstruktion für eine hinterlüftete Außenwandbekleidungen herstellen; • Deckunterlagen auf Dach- und Wandflächen herstellen.

4 15 %

17

KPZ Serie: Überbetriebliche Lehrgänge

sung – sicher zu arbeiten, dabei die persönliche Schutzausrüstung zu benutzen und die im alltägli- chen Arbeitsbereich häufig auftretenden Gefahren- situationen zu erkennen und zu beseitigen. Die Unterrichtsthemen umfassen auch die Aufgaben und Leistungen der Berufsgenossenschaft, die Re- geln und Normen für den sicheren Umgang mit Holzbearbeitungsmaschinen und Werkzeugen sowie ausgewählten Arbeitsmitteln. Ebenso wird über Ge- sundheitsgefahren durch Lärm, Strom und Gefahr- stoffe informiert. Natürlich werden auch die persön- liche Schutzausrüstung (PSA), die Benutzerpflichten (bestimmungsgemäße Verwendung) und das Heben und Tragen an den Arbeitsplätzen behandelt. Die Zeitaufteilung der BG BAU sieht für diesen theo- retischen Teil fünf Stunden vor. Die Praxis: Im praktischen Unterrichtsteil sollen die Kursteilnehmer Bedienung, Pflege und Wartung der jeweiligen Holzbearbeitungsmaschinen und deren Werkzeuge, ausgewählte Arbeitsmittel sowie die Si- cherungs- und Hilfseinrichtungen für einzelne Ar- beitsgänge der Praxis kennen lernen. Dazu gehört das Rüsten, Einstellen und der Werkzeugwechsel bei allen Maschinen. Die Inhalte des praktischen Teils: Zum Einsatz kom- men die verschiedenen Sägemaschinen wie Format- kreissäge, Bandsäge, Handkreissägen, Tischketten- säge, Pendelsäbelsäge, Zug- und Gehrungskappsäge sowie die Handstichsäge. Dabei wird das Sägen in den verschiedenen Richtungen (längs, quer, schräg und profiliert) und an kurzen, langen, schmalen und breiten Übungs- und Werkstücken geübt. Mit den Hobelmaschinen werden breite, schmale und kurze Werkstücke abgerichtet und angefügt. Außerdem wird flach- und hochkant gehobelt und es werden Hölzer angefast. Dabei kommen Abricht- und Dickenhobelmaschinen als stationäre Maschinen und Handhobelmaschinen zum Einsatz. Die Kervenfräsmaschine wird verwendet, um bei mehreren zusammengespannten Sparren die Kerven wirtschaftlich herzustellen. Auch die Abschnitte wer- den mit der Handkettensäge wirtschaftlich ausge- führt. Mit der Handketten-Stemmmaschine werden

Im Lehrgang werden alle Arten von Sägen eingesetzt und das sichere Arbeiten damit erlernt.

mitteln vertraut zu machen. Dabei sollen sichere und wirtschaftliche Arbeitstechniken an und mit den Ma- schinen erlernt und vertieft werden. Die Lehrgangsinhalte und die Dauer der einzelnen Themen wurden von der BG BAU festgelegt. Die Kenntnisse und Fertigkeiten werden unter Verwen- dung der Broschüre „Sicherer Umgang mit Holzbe- arbeitungsmaschinen und ausgewählten Arbeits- mitteln für die Ausführung von Dachdeckerarbei- ten“ in Theorie und Praxis vermittelt. Als weitere Un- terlagen dienen die Bausteine bzw. Merkhefte und Unterlagen aus dem Jugendprogramm der BG BAU. Die Theorie: Im einführenden theoretischen Teil wer- den den Kursteilnehmern Zweck und Ziele des Ma- schinenlehrganges näher erläutert. Ziel ist es, im betrieblichen Alltag – auch bei negativer Beeinflus-

18

KPZ Serie: Überbetriebliche Lehrgänge

len“. Die zweite Kurswoche des überbetrieblichen Lehrgangs Dach 1/2016 entspricht weitgehend der bisherigen Dach 5/99 im 2. Ausbildungsjahr („Her- stellen von Holzbauteilen“). In der Theorie werden die verschiedenen Dachstuhlkonstruktionen und Fachwerkkonstruktionen behandelt. In der Praxis wird ein abgestrebter Pfettendachstuhl mit Holzliste in Zweier-Teams aufgerissen, angerissen, ausgear- beitet und aufgerichtet. Außerdem werden vier Fachwerkwände ebenfalls in Teamarbeit hergestellt. Dabei sind die verschiedensten Holzverbindungen sowie Versätze anzuwenden. Das Ausarbeiten der Holzkonstruktionen erfolgt unter Einsatz von Holzbearbeitungsmaschinen. So wird der Lernstoff der ersten Woche (Maschinen- schein) nochmals geübt, vertieft und gefestigt. Am Ende des Kurses sind die Teilnehmer in der Lage, ein Fachwerkhaus mit Dachstuhl zu errichten.

Zapfenlöcher gefräst. In dem Lehrgang werden zu- dem die Bohrmaschinen als Ständerbohrmaschine und als Schrauber eingesetzt. Mit verschiedenen Eintreibgeräten (Druckluftnagler, Akkunagler) werden Nagelverbindungen bei Scha- lungen und Lattungen mit den entsprechenden Na- gelrandabständen hergestellt. Einzige Ausnahme in der praktischen Unterweisung: Das Arbeiten mit dem Winkelschleifer (z. B. das Ab- längen von Metallteilen wie Gewindestangen) wird nicht durchgeführt, sondern ausschließlich in der Theorie behandelt. Die Vorgaben der BG BAU sehen an den stationären Maschinen jeweils vier Unterrichtsstunden und an den Handmaschinen jeweils zwei Unterrichtsstunden vor. Die Werkstücke: Jeder Lehrgangsteilnehmer fertigt im Rahmen des Lehrgangs Werkstücke, mit denen die vorgegebenen Arbeitsschritte geübt werden. Dies kann beispielsweise eine Werkzeugkiste aus Holz sein. Grundsätzlich gibt die BG BAU die Art der Werkstücke vor. Sofern die vorgegebenen Arbeits- schritte durchgeführt werden, können in Abstim- mung mit der BG BAU auch alternative Werkstücke hergestellt werden. Am KPZ wird diese Möglichkeit genutzt. Pro Auszu- bildenden werden zwei Schiebestöcke und ein Hau- bock als Werkstücke angefertigt. Diese dürfen im Anschluss vom Auszubildenden nach Hause oder in den Betrieb mitgenommen werden. Die Prüfung und die Teilnahmebescheinigung: Das Ende des Lehrgangs bildet die theoretische Prüfung mit den von der BG BAU vorgegebenen Prüfungsbö- gen. Mindestvoraussetzung für den Erhalt einer Teil- nahmebescheinigung ist das Erreichen von 80 Pro- zent der möglichen Punkte. Wird diese Mindest- punktezahl nicht erreicht, können im Rahmen einer mündlichen Prüfung noch bis zu 6 Punkte vergeben werden, um damit eine Teilnahmebescheinigung zu erhalten. Im Ausweis zur überbetrieblichen Ausbil- dung wird dieser Maschinenschein als „bestanden“ oder „nicht bestanden“ eingetragen. Dach 1/2016 Woche 2: „Herstellen von Holzbautei-

Nach erfolgreich bestandenem Lehrgang kann ein komplettes Fachwerkhaus mit Dachstuhl errichtet werden.

19

KPZ

DAS MITEINANDER ZÄHLT Neubau Wohnheim

Fotos: HF.Redaktion

DAS WAR EIN GUTER START IN DIE NEUE WOCHE: AM MONTAG, DEN 9. OKTOBER KONNTE DAS RICHTFEST FÜR DEN NEUBAU DES AZUBI-WOHN- HEIMS IN WALDKIRCHEN GEFEIERT WERDEN. Vor dem Richtfest, an dem auch Vertreter der baye- rischen Dachdecker-Innungen teilnahmen, hatten alle Gäste die Gelegenheit zu einer ausführlichen Baustellenbesichtigung. Die Ansprachen und Grußworte gingen zeitweise im Baulärm unter. Aber das zeigte allen Teilnehmern des Richtfestes, dass hier Nonstop an der Fertigstel- lung gearbeitet wird. Punkt 16 Uhr wurde von Landesinnungsmeister A. Ewald Kreuzer nach seinem Richtspruch traditionell ein Sektglas auf dem Boden zerschmettert. In seinem Richtspruch kam kein Holz vor, „weil wir hier eine Betondecke haben“, so Kreuzer. In nur sieben Monaten konnte der Rohbau in Hang-

Mit einem „holzfreien“ Richtspruch begrüßte Landesinnungs- meister A. Ewald Kreuzer die Gäste.

20

Neubau Wohnheim KPZ

„Wir gehen miteinander gestärkt in die Zukunft“, freute sich die stv. Landrätin des Landkreises Frey- ung-Grafenau, Renate Cerny, in ihrer Ansprache. Dann konnten sich alle Gäste bei einem zünftigen Imbiss stärken.

Auf ein weiterhin gutes Miteinander freuen sich Landkreis Freyung-Grafenau und Stadt Waldkirchen.

lage auf einem Felsen erstellt werden. Nur eine kleine Bauverzögerung musste in Kauf genommen werden, weil sich dieser Fels als besonders hartnä- ckig erwies. Ein großes Dankeschön an alle Beteiligten gab es auch von Waldkirchens Bürgermeister Heinz Pollak. „Alte und junge Menschen liegen uns gleicherma- ßen am Herzen“, betonte er und wies auf die Wich- tigkeit eines angemessenen Wohnumfeldes auch bei der Ausbildung hin.

Alles unter Kontrolle: Auch die Vertreter der Innungen über- zeugten sich vom Baufortschritt.

21

INNUNGEN Nachrichten

Mittelfranken ZU EINEM TREFFEN DER DACHDECKER-GENERATIO- NEN WIRD ALLJäHRLICH DIE FREISPRECHUNGSFEIER IN NÜRNBERG. Der Aufstieg in den Gesellenstand ist ein einzigarti- ges Erlebnis. Am Freitag, den 6. Oktober, wurde das Nürnberger Arvena Park Hotel einmal mehr zum Treffpunkt des Dachdeckerhandwerks. Nach der Be- grüßung durch Obermeister Kay Preißinger über- brachte der Vizepräsident der HWK Mittelfranken, Christian Sendelbeck, die Grüße der Kolleginnen und Kollegen aller Gewerke. Dann bat Moderatorin Svenja Grabow von Radio Charivari 98.6 zur Talkrunde mit Nürnbergs Bürger- meister Christian Vogel, Achim Hanisch von der Kreishandwerkerschaft Nürnberg Stadt und Land, OStD Uwe Burghardt von der Staatl. Berufsschule Waldkirchen und Michael Piringer, dem innungsbes- ten Absolventen der diesjährigen Gesellenprüfung. Die diskutierten Themen reichten von drohenden Fahrverboten in der Innenstadt über die Vorausset-

Talkrunde (v. li.) mit Bürgermeister Christian Vogel, OStD Uwe Burghardt, Michael Piringer und Achim Hanisch.

Die neue Elite Besonders geehrt wurden die drei Innungsbesten: 1. Michael Piringer (Ausbildungsbetrieb Walter Matthias GmbH, Eckenthal); 2.yannik Kuhle (Ausbildungsbetrieb Osman Satil- mis Bedachungen UG, Schnaittach); 3.Lukasz Janowski (Ausbildungsbetrieb Preissin- ger GmbH, Nürnberg).

Fotos: Preissinger/Grüner

Über zehn neue Dachdeckergesellen freuen sich auch Lehrlingswartin Brigitte Voigt (li.) und Obermeister Kay Preißinger (re.).

22

Nachrichten INNUNGEN

zungen zur Handwerkerausbildung und der Ent- wicklung der Schülerzahlen im Berufsschulzentrum Waldkirchen. Gerade hierzu nahm Michael Piringer aus Sicht des Auszubildenden Stellung. Danach be- richtete er über seine Zukunftspläne und die Chan- cen im Handwerk aus seiner Sicht. Nach einem Grußwort von Thorsten Meyerhöfer vom LIV Bayern rief Lehrlingswartin Brigitte Voigt zur Freisprechung auf. Obermeister Preißinger erhob die erfolgreichen zehn Absolventen in den Gesellen- stand. Aber auch die Generation der erfahrenen Dachde- cker wurde an diesem Abend gefeiert. Die Hand- Die treue Elite - Seit 40 Jahren ist die Dachdeckerei Marschick & Lang (Nürnberg) Innungsmitglied; - Bereits 50 Jahre ist die Dachdeckerei Lothar Mühle (Nürnberg) in der Innung; - 70 Jahre der Innung treu ist die Dachdeckerei Günther Schellhorn (Nürnberg); - Treu zur Innung steht seit 80 Jahren die Dach- deckerei Märkl GmbH (Fürth).

werkskammer überreichte Ehrenzeichen in Bronze, Silber bzw. Gold für langjährig Beschäftigte in den Dachdecker-Innungsbetrieben. So können zehn Mit- arbeiter auf eine 10-jährige Betriebszugehörigkeit zurückblicken. Drei Mitarbeiter sind bereits seit 25 Jahren in ihren Betrieben. Und zwei Mitarbeiter hal- ten sogar bereist seit 40 Jahren ihren Betrieben die Treue. Große Ehre für einen Altgedienten: Seit 35 Jahren ist Thomas Bosch (Dachdeckerei Bosch, Nürnberg) Dach- deckermeister. Dafür wurde ihm der Goldene Meis- terbrief von Kreishandwerksmeister Achim Hanisch überreicht. Nach einer kurzen Musikeinlage von „Night&Day classic rock unplugged“ freute sich der Obermeister, langjährigen Innungsmitgliedern seinen Dank aus- zusprechen. Mit einem gemeinsamen Abendessen der großen mittelfränkischen „Dachdecker-Familie“ schloss die- se Freisprechungsfeier 2017. Für Thomas Bosch (li.) gab es für 35 Jahre Meistertätigkeit den Goldenen Meisterbrief von Kreishandwerksmeister Achim Hanisch.

Der Innung seit Jahren treu sind (v. li.): Rolf Janker (Marschick & Lang GmbH), Lother Mühle, Peter Mühle (Dachdeckerei Mühle), Michael Märkl, Thomas Märkl ( Märkl GmbH), Achim Hanisch (Kreishandwerksmeister), Inge Beck, Günther Schell- horn ( Schellhorn GmbH).

23

Nachrichten INNUNGEN

Fotos: Preißinger

An insgesamt 21 Messeständen von Herstellern, Handel, Innungsbetrieben und Innung konnten sich die 250 Besucher an den beiden Messetagen informieren.

In diesem Jahr lud die Innung für Mittelfranken wie- der zu ihrer DACH-Messe ein. Und zwar dort, wo die Geschichte dieser Messe begann: in Nürnbergs Meis- tersingerhalle. Am Freitag, den 17. und Samstag, den 18. November konnten sich die rund 250 sehr interessierten Besu- cher rund um die Themen Dach-, Wand- und Abdich- tungstechnik informieren. Eingeladen hatte die Innung mit einem großen „Werbe-Paket“. Das reichte von Verkehrsmittelwer- bung auf Bussen im Großraum Nürnberg, Plakaten und Funkspots über Werbung auf Einkaufswagen bei Discountern bis zu Anzeigenschaltungen in den Nürnberger Nachrichten. Darüber hinaus wurden Plakate verteilt und Hausverwaltungen im Raum Nürnberg direkt angeschrieben. Dazu hatten sie Gelegenheit an den Ständen der acht dort vetretenen Innungsbetriebe sowie bei 12 Partnern aus Industrie und Handel. Als zentraler Info-Stand diente der „Meeting-Point“ der Innung in der Halle. Abgerundet wurde das Programm an den beiden Messetagen durch zahlreiche Fachvor-

träge. Die Referenten zu den unterschiedlichsten Themen stellten Bauder, Velux, Erlus, Triflex und die Innung für Mittelfranken. Traditionell wurde der erste Veranstaltungstag abends am Stand von Roto mit einer „Pizza-Session“ gefeiert.

24

Nachrichten INNUNGEN

Foto: Hoft

Niederbayern

AUF EIN „RUNDUM LEICHTES PLUS“ KONNTE BEI DER HERBSTVERSAMMLUNG DER DACHDECKER-IN- NUNG NIEDERBAyERN OBERMEISTER MICHAEL OESTREICHER HINWEISEN. UND DIESE TENDENZ ZEIGT SICH SOWOHL BEIM UMSATZ AUCH BEI DEN NACHWUCHSZAHLEN, SO OESTREICHER AM FREI- TAG, DEN 17. NOVEMBER, IM HOTEL WENISCH IN STRAUBING. Trotz boomenden Bauhauptgewerbes gingen die Sa- nierungsmaßnahmen im Gebäudebestand zurück. Die Ursache dürfte sowohl in den moderaten Ener- giepreisen als auch in der seit Jahren unveränderten steuerlichen Abzugsfähigkeit von Lohnkosten von 20% des Maximalbetrags von 6.000 € liegen. Den- noch könnten die Mitgliedsbetriebe der Innung mit der Entwicklung zufrieden sein. Eine leichte Tendenz nach oben zeigten auch die Nachwuchszahlen. Dennoch bleibt die Fachkräftesi- tuation im Dachdeckerhandwerk weiterhin ange- spannt. Aufgrund des Fachkräftemangels gäbe es Wartezei- ten bei der Auftragsabwicklung. Dies zeige sich ver- stärkt in Ausnahmesituationen wie bei den Herbststurm-Ereignissen in jüngster Vergangenheit. Mit einer Gemeinschaftsaktion des Deutschen Dach- deckerhandwerks würden künftig Jugendliche „auf Augenhöhe“ verstärkt in sozialen Medien und mit einer eigens entwickelten App angesprochen (Dach- deckerDeinBeruf). Damit könnten Jugendliche vorab online einen Eignungstest absolvieren und direkt einen Praktikums- oder Ausbildungsplatz in der Re- gion suchen. Als Signal für die Zukunftschancen im Dachdecker- handwerk bezeichnete Oestreicher die Auslastung des Kompetenzzentrums Dachtechnik Waldkirchen e. V. (KPZ) in Waldkirchen. Hier seien die Meister- kurse weiterhin ausgebucht. Derzeit habe auch die Sanierung der Dachdecker- halle der dortigen Berufsschule begonnen. Damit

würden weiterhin positive Impulse für das Dachde- ckerhandwerk gesetzt, betonte der Obermeister der Innung. Bezüglich der Sozialkasse des Dachdeckerhandwerks verwies er auf die Regelungen für Spengler, die überwiegend Dachdeckerarbeiten ausführen. Auch sie seien beitragspflichtig. Anschließend informierte der Gefahrgutbeauftragte Johann Giftthaler in einem Referat über Ladungssi- cherung. Sowohl Halter als auch Fahrer und Helfer tragen hier die Verantwortung. Außerdem ging Gift- thaler noch auf die Berufskraftfahrqualifikation, die Sozialvorschriften und die entsprechenden Ausnah- men für Handwerksbetriebe ein. Zum Abschluss der Herbstversammlung bat Peter Hoft von der Kreishandwerkerschaft um aktive Mit- wirkung bei der Ausbildungsmesse in Passau im Feb- ruar 2018. Mit dieser Nachwuchs-Werbeaktion er- öffne sich für die Betriebe eine ganz besondere Möglichkeit, um geeignete Jugendliche und deren Eltern für das Dachdeckerhandwerk zu interessieren. Besonders bedankte er sich auch für die Unterstüt- zung bei der Ausbildung durch die Berufsschule Waldkirchen, die er als beispielhaft bezeichnete. Die stv. Obermeisterin der Dachdecker-Innung, Andrea Gruber, Gefahrgutbeauftragter Johann Giftthaler und Obermeister Mi- chael Oestreicher (v. li.).

25

Made with FlippingBook HTML5