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EuroWire – Juli 2009

66

technischer artikel

bewirken, was wiederum Signalverluste

ergibt. Das Nachextrusionsschrumpfen

wird gebräuchlich als Zurückschrumpfen

bezeichnet. Dieser Begriff wird im restlichen

Teil dieses Artikels benutzt, um dieses

Verhalten zu beschreiben. Die ergriffenen

Maßnahmen,

um

die

eingefrorene

Orientierung zu reduzieren, resultieren in

einer Verringerung des Zurückschrumpfens

und der Faserüberlänge. Diese Handlungen

schließen die Prozessoptimierung und die

richtige Auswahl der PVDF-Klassen ein.

2 Niedriges

Schrumpfen bei

der Draht- und

Kabelextrusion

Die Wirkungen der Verarbeitungsbeding-

ungen auf das Zurückschrumpfen können

manchmal sehr groß sein und man

setzt sich stark ein, um Bedingungen zu

finden, die diese Wirkungen minimieren.

Als allgemeine Regel gilt, daß alle

Verfahrensänderungen, die den Anteil

an Dehndeformation (Dehnung) des

Polymers

reduzieren,

potentiell

das

Zurückschrumpfen

reduzieren.

Eine

Verringerung des Herabzieh-Verhältnisses

kann eine gute erste Maßnahme sein, um

das Zurückschrumpfen zu reduzieren.

PVDF-Harze werden in der Regel mit

S p i t z e n / Z i e h s t e i n - K omb i n a t i o n e n

verarbeitet, die ein nominelles Herabzieh-

Verhältnis von 7:1 herstellen. Niedrigere

Herabzieh-Verhältnisse können eingesetzt

werden, um die Polymerorientierung in der

Schmelze zu reduzieren und demzufolge

das Zurückschrumpfen.

Die

Reduzierung

des

Herabzieh-

Verhältnisses bis zu 4:1 wird oft als

erster

Schritt

empfohlen,

um

das

Zurückschrumpfen zu reduzieren. Es ist

bekannt, daß Einschränkungen bei der

Reduzierung des Herabzieh-Verhältnisses

bestehen,

das

durch

übermäßige

Ziehsteindrücke und Begrenzungen der

Werkzeugbestückung bestimmt wird. Es ist

ebenfalls wichtig, die Werkzeugbestückung

auszuwählen, die ein ausgeglichenes

Ziehen bietet. Ein hoher Ziehausgleich,

der die Bildung eines “engen Konus”

ergibt, kann manchmal zu einer höheren

Polymerorientierung im Endprodukt führen.

Ein Ziehausgleich, der bei oder etwas

unter 1 eingestellt wird, ist in der Regel

empfohlen wenn PVDF verarbeitet wird,

um die Polymerorientierung im Endprodukt

zu reduzieren.

Wenn

ein

Verfahren

bei

höheren

Temperaturen abläuft, kann sich ebenfalls

eine Reduzierung des Zurückschrumpfens

ergeben. Daraus folgt, daß ein wärmeres

Verfahren die Harzviskosität reduziert

(leichter zu fließen) und das Kühlverfahren

verzögert (längere Zeit in der Schmelze),

was wiederum ein höheres Niveau an

Polymerrelaxation

im

Schmelzzustand

ermöglicht.

Jegliche

Verfahrensveränderung,

die

eine Entspannung der Polymerorientierung

im Schmelzzustand vor dem Einfrieren

ermöglicht, reduziert das Zurückschrumpfen.

Wenn die Schmelztemperatur oder die

Wassertemperatur wärmer eingestellt ist,

kann dabei manchmal mehr Zeit für die

Relaxation der Polymerorientierung vor

dem Einfrieren verwendet werden. In dieser

Hinsicht kann auch das Wegschieben des

Tanks vom Ziehstein von Nutzen sein.

In diesem Fall bestehen dann wieder

Sicherheitseinschränkungen

für

das

Verfahren, in Hinblick darauf daß die

Temperaturen nicht zu hoch eingestellt

werden, sowie Probleme bezüglich der

Mantelkonzentrizität, die sich auf den

Abstand beziehen, der zwischen dem

Kühltank und dem Ziehstein eingestellt

wird. Es ist bekannt, daß die Kombi-

nation

dieser

Werkzeugbestückungs-/

Verarbeitungsänderungen

zu

einigen

Reduzierungen in der Polymerorientierung

und im Zurückschrumpfen führen kann.

Wenn

die

Verarbeitungsänderungen

nicht ausreichen, um die Probleme

des

Zurückschrumpfens

zu

lösen,

gilt als darauf folgende Maßnahme

alternative

PVDF-Klassen

zu

berück-

sichtigen,

mit

inhärent

niedrigeren

Zurückschrumpfeigenschaften.

3 Auswahl der

PVDF-Klassen

zur Anwendung

mit niedrigem

Schrumpfen

Der

in

den

PVDF-Kabelmänteln

beobachtete

Zurückschrumpfanteil

ändert

sich

wesentlich

zwischen

einzelnen

PVDF-Klassen,

unabhängig

von

den

Verarbeitungsbedingungen.

Als allgemeine Regel gilt, daß niedrigere

Viskositätsklassen, im Vergleich zu höheren

Viskositätsklassen, dazu neigen niedrigere

Zurückschrumpfeigenschaften herzustellen.

Zurückschrumpfwerte über 5% wurden bei

der Verarbeitung höherer Viskositätsklassen

beobachtet.

Eine Reduzierung des Zurückschrumpfens

kann erreicht werden, indem man einfach

auf ein Produkt mit niedrigerer Viskosität

übergeht.

Halbierte

Zurückschrumpf-

Werte wurden beobachtet indem einfach

eine PVDF-Klasse mit niedriger Viskosität

eingesetzt wurde. Die Erhöhung des

Comonomer-Gehalts

reduziert

die

Kristallisation im PVDF-Harz, somit werden

weichere Produkte hergestellt, die sich

für die Draht- und Kabelanwendungen

bestens eignen. Vorsichtshalber bestehen

EinschränkungenbeimGradder Reduzierung

der Viskosität ohne negative Folgen auf

die physikalischen und mechanischen

Eigenschaften des Mantels zu haben.

In der Regel werden Copolymer-Klassen

mit höheren Comonomer-Gehalten für

Draht- und Kabelanwendungen bevorzugt.

Derartige Klassen können mit niedrigeren

Viskositätsbereichen erzielt werden, die gute

Gesamteigenschaften besitzen.

Arkema Inc bietet eine große Auswahl an

Produkten an, die im Draht- und Kabelmarkt

Einsatz finden. Um einige Unterschiede

der Schrumpfleistung zu erklären, wird

eine Auswahl an Klassen beschrieben, die

einen Produktbereich mit unterschied-

licher Viskosität, Comonomer-Gehalt und

-Verteilung darstellt. Das ausgewählte

PVDF-Material ist in

Tabelle 1

dargestellt.

Als allgemeine Regel gilt, daß niedrigere

Viskositäts-PVDF-Klassen, im Vergleich zu

höheren Viskositätsklassen, ein niedrigeres

Zurückschrumpfen aufweisen. Als Beispiel

dazu ist es bekannt, daß K2500-10

(Viskosität 795 Pa.s) weniger schrumpft

als K2500-20 (Viskosität 1460 Pa.s).

Darüber hinaus wurde entdeckt, daß die

Produkte mit einer zufälligen Comonomer-

Verteilung

weniger

Zurückschrumpfen

als jene Produkte, die eine nichtzufällige

Comonomer-Verteilung aufweisen.

Beispielsweise ist es bekannt, daß ein

zufälliger Copolymer wie z. B. K2500-10

weniger schrumpft als ein nichtzufälliger

Comonomer wie z. B. K3120-10, selbst

wenn beide eine ähnliche Viskosität von

80 s

-1

haben.

Das

Verständnis

der

Beziehung

zwischen der Polymerstruktur und dem

Zurückschrumpfen wurde dank zahlreicher,

in der Vergangenheit durchgeführten

Untersuchen erworben.

PVDF ID

HFP

Comonomer Comonomerverteilung h bei 80

s

–1

(Pa.s)

T

m

(º C)

K2500-10

Hoch

Zufällig

795

127

K2500-20

Hoch

Zufällig

1460

114

K2750-01

Hoch

Zufällig

2290

140

K3120-10

Mäßig

Nichtzufällig

650

165

K3120-15

Mäßig

Nichtzufällig

1230

165

K3120-50

Mäßig

Nichtzufällig

2390

165

Tabelle 1

:

Eingesetzte Materialien und deren Eigenschaften