GOLF TIME 5/2024

DAS GÖTZITAT

MITSPIELER AUS DER HÖLLE Wer viel Golf spielt, der lernt die unterschiedlichsten Zeitgenossen kennen. Manche werden zu Freunden, die meisten vergisst man besser schnell wieder ...

A

nfangs wunderte ich mich, wa rum die stämmige Frau, die mir zugeteilt worden war, andauernd den Wolfsgruß zeigte. Bis mir klar

Lautstärke, was dazu führte, dass ich meinen ersten Abschlag ins karibische Meer drosch. Wenig schuldbewusst dreinblickend, entschul digte sich mein Mitspieler achselzuckend mit den Worten, dass er heute „very sehr busy“ sei. Gott sei Dank hatte ich meine Ohrhörer im Bag. Mr. Wichtigmann aus den USA interessier te es in der Folgezeit herzlich wenig, dass er „some guy from Germany“ im Schlepptau hat te. Er heizte lautstark telefonierend kreuz und quer über das Fairway, sprang blitzschnell aus seinem Cart, vollführte noch im Laufen einen (zugegeben sehr anständigen) Golfschlag und hechtete zurück ans Telefon. Immer wieder parkte er direkt in meiner Schusslinie, nur um genervt dreinzublicken, wenn ich seinen Redefluss mit einem lauten „Fore“ unterbrechen musste. Währenddessen klärte mein Freund Carlos neben mir offenbar Grundsatzfragen mit einer Rosalita. Ich hingegen spielte ziemlich gutes Golf, was allerdings wirklich niemanden interessierte. Am Grün angekommen, rollte sich Carlos aus dem Cart und bewachte die Fahne. Lag mein Ball innerhalb von zwei Metern oder weniger am Loch, kickte er ihn mir zu und grunzte „Gim mie“. Und das war, abgesehen vom Transpirie ren, die vollumfängliche Beschreibung seines gesamten Leistungsspektrums. Weder Bunker pflege noch die Flugbahn meiner Bälle brachten Carlos aus der Ruhe. Der Caddie des amerikani schen Telefonmanns hingegen mühte sich nach Leibeskräften, seinem Golfer zu gefallen, auch wenn dies bedeutete, bei 30 Grad im Schatten im Vollsprint hinter einem Cart herzurennen, denn das Mitfahren war den Caddies, wie ich später erfuhr, eigentlich untersagt. Am Ende der Runde streckte mir Steve die linke Hand entgegen (die rechte umklammerte das Telefon) und murmelt ohne aufzuschauen: „Nice meeting you.“ Ich ging grußlos an ihm vorbei und erblickte Carlos, der erwartungsvoll schauend an meinem Cart lehnte, während Steves Caddie meine Golfschläger reinigte. Lächelnd schüttelte ich dem Dicken die schwit zige Flosse, zog einen 50-Dollar-Schein und gab diesen dem Jungen, der gerade mein Sand Wedge polierte. Mit „Sun is shining“ von Bob Marley im Ohr schritt ich tiefenentspannt davon. Immerhin hatte ich zwei Schläge besser gespielt als mein Handicap. GT

wurde, dass sie nicht das Erkennungszeichen der türkischen Ultra-Nationalisten vollführte, sondern den „Schweigefuchs“! Schon vor dem Turnierstart bat sie um Verständnis, dass sie eher wenig reden würde. Doch als ihr Golf spiel trotz Schweigegelübde nicht in Gang kommen wollte, ging sie dazu über, jedwede Konversationen mit dieser irritierenden Geste abzuwürgen, um mit einer entnervend langen Pre-Shot-Routine zu beginnen. Nach gefühlten Ewigkeiten folgte ein weiterer erbärmlicher Golfschlag. Als das Frustrationslevel der Dame mit Kopf schütteln nicht mehr im Zaum zu halten war, ging sie unvermittelt dazu über, hanebüchene Regeldiskussionen anzuzetteln. Sie bemängelte, dass ein Spieler seinen Schläger im Wasser hindernis aufgesetzt habe oder dass falsch ge droppt worden war, offenbar völlig ahnungslos, was das aktualisierte Regelwerk betraf. Wenn es ans Ballsuchen ging, deutete sie, anstatt mitzuhelfen, nur demonstrativ auf ihre Uhr, um nach spätestens 90 Sekunden loszukeifen, dass die drei Minuten nun vorbei seien. Die finale Eskalationsstufe wurde erreicht, als einem Mitspieler mit augenscheinlich asia tischen Wurzeln auffiel, dass Frau Regelpapst 15 Schläger im Bag spazierenfuhr und dafür vier Strafschläge kassieren müsste. Gar nicht mehr leise, eruptierte Madame wie Eyjafjallajökull ei nen Schwall rassistisch beleidigender Schimpf worte, die hier ebenso unaussprechlich bleiben werden wie der Name des finnischen Vulkans. In stillem Einvernehmen ließen wir dieses toxi sche Häufchen Elend stehen und begaben uns auf direktem Wege zum Parkplatz. Gerade hatte ich voller Vorfreude 500 Dollar Greenfee, inklusive Pflicht-Caddie-Gebühr, für einen der besten Karibik-Plätze bezahlt und begab mich zur Range. Mein reichlich korpu lenter 100-Dollar-Gehilfe im weißen Overall lümmelte schon in meinem Golfcart und plärrte aufgeregt in sein Handy. Beiläufig deutete er mit einem Wurstfinger auf sein Namensschild, dort stand „Carlos“. Auch das Telefon von „Steve from New Jersey“ schrillte fortwährend in voller

GÖTZ SCHMIEDEHAUSEN Ambitionierter Hobbygolfer mit variablem Handicap

Das Audiofile vom Autor gelesen auf www.golftime.de

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„Am Grün angekommen, rollte sich Carlos aus dem Cart und bewachte die Fahne. Lag mein Ball innerhalb von zwei Metern oder weniger am Loch, kickte er ihn mir zu und grunzte ‚Gimmie‘. Und das war, abgesehen vom Transpirieren, die vollumfängliche Beschreibung seines gesamten Leistungsspektrums.“

This exclusive destination offers 6 km of breathtaking coastline, with views of the famous Ile aux Cerfs, known for its beach bar and restaurant set on pristine white sands.

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Mail : info@anahita.mu | Website: www.anahita.mu

44 GOLF TIME | 5-2024

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