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KOMMUNIKATION VIA NUDGE

Rechts: Die witzigen Sprüche der Berliner Stadtreinigung auf den Abfallkübeln ma- chen Laune gegen Littering. Bild: BSR Links: Wenn der Pappbecher auf den Boden aufgemalt ist und Pfeile denWeg zu den nächsten Abfallkübeln anzeigen, sind die Chancen gross, dass der reale Pappbecher nicht auf dem Boden landet, sondern im Kübel, wo er auch hingehört. Bild: BSR, Creation entstanden durch @igoverkill

Abfall sammeln, entsorgen und trennen soll Spass machen – die orangefarbene langjährige Kampagne mit pfiffigen Sprüchen auf den Abfalleimern hat bei der Bevölkerung und den Medien ein grosses Echo ausgelöst. Die BSR defi- niert die Ziele einer langjährigen Kom- munikationsstrategie wie folgt: • Begeisterung für ein «low invol- vement»-Produkt schaffen. • Menschen für ein attraktives Stadtbild begeistern und auf augenzwinkernde Art zum Mitmachen zu bewegen, so- wohl in der Strassenreinigung als auch bei der Abfalltrennung. Und das haben die Berliner erreicht: • Die mehr als 23000 Papierkörbe wur- den zu Helden. • Die BSR verbreitet die Einladung zur Verhaltensänderung auch mit eigenen Social-Media-Artikeln auf Twitter und YouTube. Auf einem Instagramac- count stehen diese Heldinnen und Hel- den regelmässig mit Botschaften aus aktuellemAnlass imMittelpunkt.Wett- bewerbe runden den Einbezug der Berlinerinnen und Berliner ab. • Die tägliche Arbeit der Stadtreinigung hat die Mitarbeitenden ebenfalls zu Heldinnen und Helden gemacht und die Mitmachmotivation gesteigert. • 2014 wird die Berliner Stadtreinigung mit aktuell 5600 Mitarbeitern zum be- liebtesten Unternehmen in der Stadt Berlin gewählt. Bei Kindern geniesst Sie ebenfalls eine hohe Akzeptanz, nicht zuletzt durch ein umfassendes Umweltbildungsprogramm. • Reinigungsfahrzeuge mit der Auf- schrift «Räumschiff» oder «Kehrrari»

oder Abfallsammelfahrzeuge sorgen für Heiterkeit und Sauberkeit. • Kreidezeichnungen mit Hinweis zum Papierkorb setzen schon mal das Cor- pus Delicti in Szene (siehe Bild). • Die Kampagne punktet mit englisch- sprachigen Sprüchen auch bei Touris- ten: «You are leaving the dirty sector», «The embassy of clean Berlin» oder «Museum of modern trash». Die Massnahmen haben eine wissen- schaftliche Grundlage. Diese setzt auf einen Dreiklang, aus operativen, ord- nungsrechtlichen und kommunikativen Massnahmen. Auch die Farbigkeit der Papierkörbe ist in Sachen Aufmerksam- keit ein hoch relevanter Faktor. Im Auftrag verschiedener Grossstädte hat die Humboldt-Universität die Wirk- samkeit der Massnahmen untersucht. Für die Studie «Wahrnehmung von Sau- berkeit und Ursachen von Littering» wurden rund 5000 Bewohnerinnen und Bewohner der Städte Berlin, Frankfurt am Main, Köln und Hamburg befragt. Birgit Nimke-Sliwinski, Leiterin Marke- ting bei der Berliner Stadtreinigung, fasst die Hauptergebnisse der Studie zusammen: Die Sauberkeit in der Stadt und auch das Image der Reinigungsunternehmen wer- den 2017 signifikant besser eingeschätzt als 2005. • ImVergleich zu 2005 ist eine markante Veränderung bei den wichtigsten Lit- teringobjekten festzustellen (z.B. stärkster Zuwachs bei Take-Away-Ver- packungen). Langzeitstudie an der Humboldt- Universität zu Berlin 2005 bis 2017

Vorschlagen statt befehlen Der Nudge lädt die Bevölkerung dazu ein, klügere Entscheidungen zu treffen. Dies geschieht immer im Interesse des Gemeinwohls und ist freiwillig. Der sanfte Schubser ist kein Befehl, sondern ein Vorschlag, der dem Menschen die volle Entscheidungsfreiheit lässt, ob er die angeboteneVeränderung annehmen will oder nicht. Berliner setzen auf Humor Seit über 20 Jahren setzt in Berlin das öffentliche Unternehmen Berliner Stadt- reinigung (BSR) auf die Karte Humor.

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SCHWEIZER GEMEINDE 4 l 2019

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