GOLF TIME 2/2024
TIME OUT
VOLLSTES VERSTÄNDNIS
D
a war es wieder soweit: die jüngste Auflage des Sandkastenklassikers „du bist blöd – nein, du!“, perfekt insze niert auf der Bühne eines inzwischen zunehmend zu bemitleidenden Sports,
und den Siegestaumel von „Lefty“ erinnern, als er 2004 sein erstes Green Jacket gewann – alles heute aber ohne Wert, wie es scheint. Auf der anderen Seite ein Tiger Woods, ein Scottie Scheffler oder Rory McIlroy, der laut Jon Rahm nur dann eine Chance hätte, beim obligatorischen Masters Champions Dinner teilzunehmen, wenn er im Augusta National als Kellner anheuern würde. Nicht zu vergessen Shane Lowry, Tommy Fleetwood etc. – die „alte Truppe“ eben. Frage: Was treibt einen Jon
der einst so (lächerliche) Attribute wie „Ehrhaftig keit“, „Anstand“ oder gar „gegenseitigen Respekt“ für
sich beanspruchte. Dabei brillant zum Leben erweckt durch einen Haufen schlägerschwingender (Gen tlemen-)Egomanen der Gattung „Triple-Alpha“, deren Lebenssinn der vergangenen zwei Jahre sich hauptsächlich darum zu drehen schien, wer wieviele Millio nen von wem bekommt. Die Golfwelt ist nicht mehr das, was sie einmal war – die berühmten Kumpels, die einst den internatio nalen Tourzirkus dominierten, sind
Rahm an, eine halbe Milliarde von den Saudis zu kassieren? Ja klar, weniger arbeiten für mehr Geld, mehr Zeit für die Fami lie – alles der neue Trend in der Arbeitswelt dieser Tage. Aber im Ernst? Diese Argumentation auch unter den Dollar-Multimil lionären? Na ja, okay, sie müssen auch irgendwie über die Runden
Außer sich vor Freude: Phil Mickelson bei seinem ersten Masters-Sieg 2004
heute unerbittlich in zwei Lager gespalten – beim 88. Masters im Augusta National Golf Club trafen sie erstmals seit Langem wieder geballt aufeinander. 13 LIV-Golfer waren am Start, darunter auch sieben ehemalige Masters-Sieger, die ein lebenslan ges Spielrecht an der Magnolia Lane genießen. Allen voran der Titelverteidiger Jon Rahm, der Ende 2023 für geschätzt 560 Millionen U.S.-Dollar zu LIV Golf gewechselt war. Zudem Bubba Watson, aber auch Sergio García, Patrick Reed, Dustin Johnson, Charl Schwartzel oder Phil Mickelson. Der dreifache Mas ters-Champion, neben LIV-CEO Greg Norman die treibende Kraft hinter der ominösen Clique, hatte gar seine Masters-Einladung auf X (vormals Twitter) mit den Worten kommentiert, dass er spielen werde, „obwohl es sich um ein Low-Budget-Turnier handele.“ Ich kann mich noch sehr gut an den Freudensprung
kommen, überleben. Und die nächsten fünf(zehn) Generationen ja schließlich auch – irgendwie. Was mich umtreibt, ist die Frage, ob die LIV-Golfer wirklich nicht durchschauen, welches Spiel die Saudis auf der weltweiten Sportbühne abziehen – ich denke schon. Denn es ist ja leider inzwischen salonfähig geworden, das große Geld gegen die Moral einzutau schen, seit auch der Fußball oder die Formel 1 als weitere Schauplätze dankend herhalten, um das Saudi-Image aufzubessern. Die Argumente, man müsse ja an die Zukunft denken, rechtfertigen die ach so großen „Überlebens ängste“ meines Erachtens nach jedenfalls nicht. Aber was weiß ich schon ...
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OSKAR BRUNNTHALER ob@golftime.de
Die nächste GOLF TIME erscheint am 27. Mai 2024
98 GOLF TIME | 2-2024
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