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THEMA
Unfall, um zurück ins Leben zu kommen. Nach einer langen, zer- mürbenden Krankheit, am Ende eines hoffentlich guten Lebens, um den letzten Schritt zu gehen. Das prägt die Atmosphäre, die hoch- technisiert und gleichzeitig zutiefst menschlich ist.
ARBEITSPLATZ INTENSIVSTATION
„Darf ich mir eure Station mal an- sehen“, frage ich nach meinem beruflichen Wechsel in das Kölner St. Vinzenz-Hospital bei einem meiner ersten Rundgänge durchs Haus. Die Kollegen freuen sich und zeigen mir gern ‚ihr Reich‘. Da ich nicht mehr so viele Be- rührungsängste habe vor dieser für mich immer noch besonderen Station, achte ich inzwischen auf Feinheiten, habe Fragen, die mehr ins Detail gehen. Ich stelle mir vor, wie es ist, als Angehöriger hier einzutreten. Dann ist der erste Schritt auf eine Intensivstation ein Schritt auf unbekanntes, beängsti- gendes Terrain. Die vielen Maschi- nen und Monitore, die Geräusche beunruhigen – obwohl sie doch genau das Gegenteil bewirken sollen. Sie sollen – neben der un- ersetzlichen menschlichen Pfle- ge und Zuwendung – Sicherheit und Kontrolle bieten und schnel- le Reaktionen ermöglichen. Und dennoch: Weiß man nicht Be- Fortsetzung Seite 16
ent kurz jemanden, der einfach bei ihm verharrt, kurz da ist und signa- lisiert: „Sie sind nicht allein.“ Mich als Außenstehende, ohne Angehörige in einer schwierigen Lebenssituation, fasziniert dieses Kaleidoskop an Gegensätzen. Es ist eine ganz besondere, eigene Atmosphäre, die auf einer Intensiv- station zwischen Maschinen und Menschen, Helfenden und Hilfsbe- dürftigen entsteht. Eine energiege- ladene Stimmung, die ich in jedem Krankenhaus, in dem ich bisher tä- tig war, immer mit als erstes aufge- nommen habe. Pur. Unverfälscht. Echt. Hier kümmern sich die Mitar- beiter im ärztlichen und im pflege- rischen Dienst um Menschen ‚an der Kante‘. Nach einer schweren Operation, nach einem schweren
Manchmal braucht es vier Hände, um einen Patienten zu versorgen
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CellitinnenForum 01 | 2022
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