7/8 2015

GEMEINDEPORTRÄT

auf der Kronenmatt zu investieren und dort eine neue Gemeindeverwaltung zu realisieren. Für 10 000 Franken liess sie von den Raumplanungsbüros Remund und Kuster, Pfäffikon, und Spaargaren und Partner AG, Rapperswil (neu tsp raumplanung, Zürich), ein Konzept für das Zentrum entwerfen, das sie den Investoren präsentierte. Ausserdem

Und ein Projekt kann an der Urne bachab geschickt werden. Das musste der Satt- ler Gemeinderat erfahren: Als das neben der Kronenmatt gelegene Restaurant Krone − die heutige Bäckerei Kreuz- mühle − zumVerkauf stand, wollte er das Gebäude kaufen und darin die neue Ge- meindeverwaltung einrichten. Der Sou- verän sagte aber Nein. Rückblickend war

solche allerdings nötig werden. Die Rech- nung 2014 der Gemeinde Sattel schloss zwar besser ab als budgetiert. Mit einem Defizit von 362500 Franken statt der bud- getierten 494300 Franken. Und das Ei- genkapital beträgt rund 1,3 Millionen Franken. Auch das für 2015 prognosti- zierte Defizit von 588000 Franken sei nochmals zu verkraften, sagte Sattels Säckelmeister Peter Zundel gegenüber dem «Boten der Urschweiz». Dann je- doch werde das Eigenkapital praktisch dahingeschmolzen sein. Dennoch will Gemeindepräsident Lüönd vorerst nichts von einer Steuererhöhung wissen. Es hänge davon ab, wie sich die Ausgaben im Sozialbereich entwickeln würden (vgl. Artikel auf S. 8). Diese ma- chen der Gemeinde zu schaffen. «Die Ausgaben haben sich letztes Jahr ver- doppelt», sagt Lüönd. Eine Fremdplat- zierung durch die Kindes- und Erwach- senenschutzbehörde könne schnell 100000 Franken kosten, ergänzt Ge- meindeschreiber Moser. Erschwerend hinzu komme die Unabwägbarkeit. Mo- ser: «Durch einen Zu- oderWegzug kann sich die Situation rasch verändern.»

spielte sie einen raumplane- rischen Joker aus. «Wir haben den Investoren angeboten, dass die Gemeinde im Falle eines Konsenses das Gebiet in eine Kernzone umwandeln und damit die Ausnützungs- ziffer erhöhen kann», sagt Moser. Das war für die Inves-

dies ein Glücksfall. «Ein neues Gemeindehaus zu bauen, ohne zu wissen, was mit der ‹Krone› passiert − das wollten wir nicht», sagt Lüönd. Der Ge- meinderat erhöhte den Druck. Moser: «Wir haben den Inves- toren klargemacht, dass auch die ‹Krone› eine Aufwertung

«Die Sozial- ausgaben haben sich im letzten Jahr verdoppelt.»

toren interessant, denn eine höhereAus- nützung bedeutet eine höhere Rendite.

braucht.» Die Käufer lenkten schliesslich ein, auch noch das ehemalige Restau- rant zu erwerben. Damit konnte das neue Zentrum ganzheitlich entwickelt werden. Werden die Steuern erhöht? Zum Schluss des Gesprächs, beim Thema Steuern, wird noch einmal ange- regt diskutiert. Gemeinderat Kryenbühl sagt, dass trotz der Ausgaben für das neue Gemeindehaus der Steuerfuss bei- behalten werden konnte. ImTiefsteuer- kanton Schwyz − wo es lange keine Ein- kommenssteuer gab und es bis heute keine Erbschaftssteuer gibt − steht man Steuererhöhungen besonders kritisch gegenüber. In naher Zukunft könnte eine

«Es brauchte Idealismus» Der Gemeinderat benötigte dennoch viel Hartnäckigkeit. «Es gab Sitzungen, nach denen wir gedacht haben, dass das Pro- jekt nicht realisiert werden kann», sagt Moser. «Es brauchte den Idealismus der Investoren», betont Lüönd. Diese hätten schliesslich erkannt, dass die Überbau- ung auf der Kronenmatt eine Chance für die ganze Gemeinde ist. «Ein Projekt mit einer Gemeinde zu verwirklichen, ist für einen privaten Investor nicht einfach», gibt Lüönd zu bedenken. Denn der Inves- tor müsse sich der Öffentlichkeit stellen und sich rechtfertigen.

Philippe Blatter

Informationen: www.sattel.ch www.morgarten.ch www.tinyurl.com/Revitalisierung

Links: Ländlich, gute Verkehrslage, viele Freizeitangebote: Sattel ist für Zuzüger attraktiv. Rechts: Rund 56 Pro- zent der Gemeinde- fläche werden landwirtschaftlich genutzt.

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SCHWEIZER GEMEINDE 7/8 l 2015

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