Satzwerkstatt Anleitung Sekundarstufe

1.2

Vom Sprachgespür zum Rechtschreibgespür, zum Rechtschreibwissen und zur Korrekturkompetenz

Grammatikunterricht sollte daher zunächst darin bestehen, die Sprach- kompetenz der Schülerinnen und Schüler zu einer grammatisch korrekt gesprochenen, hochdeutschen Sprache weiterzuentwickeln. Die korrekt gesprochene Verwendung von Kasus und Tempus beispielsweise führt dazu, beides auch beim Schreiben richtig einsetzen zu können. Ein Schü- ler, der die Fälle in den Satzergänzungen bereits beim Sprechen nicht korrekt bildet, wird sie auch beim Schreiben nicht berücksichtigen. Schüler(innen), die über ein sicheres Sprach- und Schreibgespür verfü- gen, können in einem weiteren Schritt über Sprache und die Rechtschrei- bung reflektieren. Und zur Kenntnis der dazugehörigen Regel schreibt er: „Sie brauchen diese Regel nicht zu wissen, um richtiges, d. h. grammatikalisch einwandfreies Deutsch zu sprechen. [...] Es mag eigenartig klingen, aber es ist dennoch so: Fast alles, was wir gelernt haben, wissen wir nicht. Aber wir können es.“ Manfred Spitzer schreibt in seinem Buch „Lernen“: 1 „Wussten Sie, dass die Verben, die auf -ieren enden, das Partizip Perfekt ohne ge- bilden? Wir sind gestern gelaufen, sind aber nicht durch den Wald ge-spaziert , sondern nur spaziert .“

Allgemein: Das Wissen folgt dem Können!

1 Vgl. Spitzer, Manfred: Lernen. Gehirnforschung und die Schule des Lebens, Spektrum Akademi- scher Verlag, Heidelberg 2002.

Zurück zum Beispiel von Manfred Spitzer:

Das Partizip Perfekt wird in der Regel mit ge- gebildet. Bei Verben mit der Endung -ieren wird das Partizip Perfekt ohne ge- gebildet.

Beides lässt sich bereits mit Hilfe des Sprachgespürs anhand folgen- der, einfacher Fragen prüfen:

’ Bei welchen Verben ist das ebenso? ’ Wie werden diese Verben betont?

2 Lehrplan Deutsch, Sek. I NRW: Sprachliche For- men und Strukturen ihrer Funktion: grammatische Kategorien und ihre Leistungen in situativen und funktionalen Zusammenhängen kennen und nutzen, insbesondere Tempus; Modus (Indikativ, Konjunktiv I/II); Aktiv, Passiv; Genus, Numerus, Kasus; Steigerung. 3 Lehrplan Deutsch, Sek. I NRW: Richtig schreiben: individuelle Fehlerschwerpunkte erkennen und mit Hilfe von Rechtschreibstrategien abbauen, insbesondere Nachschlagen, Ableiten, Wortver- wandtschaften suchen, grammatisches Wissen anwenden.

Mit den in der SATZWERKSTATT zusammengefassten Übungen wird das Sprachgespür der Schüler(innen) angeregt und Schritt für Schritt weiterentwickelt. Daher umfasst die SATZWERKSTATT zunächst viele Sprachübungen (z. B. Ankreuzübungen mit Selbstkontrolle). 2 Dort, wo es sinnvoll erscheint, wird das Sprachgespür zum Rechtschreib- gespür weitergeführt. 3 Nun können die Schüler(innen) ihr „Können“ re- flektieren und grammatische Fachbegriffe inhaltlich erfassen. Dieses Wissen wird in einem letzten Schritt für die Textkorrektur genutzt.

3

Made with FlippingBook - Online catalogs