Cellitinnen 1_2020

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die Technik Ihren Umgang mit den Patienten? Goenen: Diese Frage kann Profes- sor Pennig mit seiner umfassenden Berufserfahrung wohl eher beant- worten als ich. Ich kann mir aber vorstellen, dass es heute einige Er- rungenschaften gibt, die den Alltag im Vergleich zu früher erleichtern. Angefangen von den neuen OP-Ins- trumenten und der hochmodernen radiologischen Diagnostik bis hin zu Online-Terminierungen für Sprech- stunden und digitalem Informations- austausch zwischen den Ärzten. Aber natürlich muss auch der Um- gang mit all dem gelernt werden, zusätzlich zu der ‚eigentlichen Me- dizin‘. Das ist gerade für uns junge Ärzte schon ein erheblicher Auf- wand. Auch muss man immer im Hinterkopf haben, dass die ganze Technik niemals die klassische Ana- mnese, die klinische Untersuchung und vor allem den direkten Kontakt zumPatienten selber ersetzen kann.

Chirurgie Ende der 1960er Jahre in Koln-Lindenthal

Pennig: Unsere zentrale Aufgabe ist die bestmögliche Versorgung der Patienten. Wenn Hightech dies unterstützen kann, zum Beispiel in der Trainingssituation oder Simula- tion, ist dies sicherlich ein Gewinn. Leichter wird der Beruf dadurch aber nicht, eher im Gegenteil. Jede Technik muss erlernt, jedes neue

Verfahren muss sorgfältig erprobt werden. Das bedeutet schon einen großen Aufwand. Frau Dr. Goenen, wenn Sie sich etwas von Ihren älteren Kollegen wünschen könnten, was wäre das? Auch wenn unser klinischer Alltag immer stärker von Hightech-An- wendungen geprägt wird, lege ich sehr viel Wert auf die klinische Expertise erfahrener Kollegen. Von ihren positiven Erfahrungen und ihren Fehlern, von ihren Erlebnis- sen mit vielleicht ungewöhnlichen Patientengeschichten können wir ‚Jungen‘ extrem viel lernen. Daher wünsche ich mir, dass sie mir diese auf meinen Weg mitgeben. Denn einen guten Arzt, eine gute Ärz- tin macht die Erfahrung aus. Das kann meiner Meinung nach keine Hightech-Medizin der Welt ersetzen und das wird sich auch im digitalen Zeitalter nicht ändern.

Im Casino des Heilig Geist-Krankenhauses speisten die rzte auf der 8. Etage mit Blick über Köln

Vielen Dank für das Gespräch!

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