Cellitinnen 1_2020

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Der Fachkräftemangel, ökonomi- scher Druck imGesundheitswesen und die Herausforderungen des de- mografischen Wandels mit immer mehr älteren und pflegebedürfti- gen Menschen tragen dazu bei, dass der Pflegeberuf in den letzten Jahren verstärkt ins Bewusstsein von Politik und Öffentlichkeit ge- langte. Pflegekräfte leisten einen unverzichtbaren Beitrag für die Menschen, das gilt damals so wie heute. Gewandelt hat sich über die Jahrzehnte das Selbstverständnis der Pflege. Das Bild der aufopfe- rungsvollen Helferin und Dienerin am Krankenbett gehört längst der Vergangenheit an. Wertschätzung, Weiterbildung und Kommunikation auf Augenhöhe werden heute von den Pflegekräften so selbstver- ständlich erwartet wie angemesse- ne Bezahlung und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Gleichzeitig sagen viele Schwestern und Pfle- ger: Für mich ist das kein Job wie jeder andere!

Eine Ordensschwester kümmert sich um ein Frühchen

bald auch eine eigene Pflegeschule ein, in der sie die Ordensmitglieder und weltlichen Schwestern ausbil- deten und unterwiesen. Kranken- schwester wurde man nur, wenn man die religiösen Ziele des Ordens teilte und bereit war, sich unermüd- lich in den Dienst der Kranken zu stellen. Gearbeitet wurde am An- fang des 20. Jahrhunderts noch bis zu 14 Stunden am Tag. Urlaub und Freizeit gab es bis auf weni- ge Tage der Exerzitien keinen. Die Ordensfrauen arbeiteten nicht nur am Krankenbett, sondern auch in der Küche, Näherei oder Wäscherei und zur Selbstversorgung in der Landwirtschaft. Selbstlosigkeit und Opfergeist gingen sehr weit. Die 150-Jahr-Chronik des Kölner St. Franziskus-Hospitals bietet reichlich Anschauungsmaterial für die harten Arbeitsbedingungen und die bewegte Geschichte der Kran- kenpflege.

nächst eine Aufgabe der Länder, bevor mit dem Krankenpflege- gesetz von 1957 die Ausbildung bundeseinheitlich geregelt wurde. Tätigkeiten wie Spritzen setzen, Verbände anlegen oder Blutzucker messen, die teils noch den Ärzten vorbehalten waren, durften nun an jedem Krankenhaus von exami- nierten Schwestern durchgeführt werden. Fachkenntnisse rückten mehr und mehr in den Vordergrund. Mit den rasanten medizinischen Fortschritten in den siebziger und achtziger Jahren entwickelte sich auch das Berufsbild in der Pfle- ge weiter. Neue Spezialisierungen wie beispielsweise Fachkranken- schwester für Dialyse, Hygiene, Anästhesie, OP und Intensivpflege entstanden. Ab den 1990er Jahren warben die Pflegeschulen zuneh- mend um Abiturienten. Seit 2004 ist die offizielle Berufsbezeichnung ‚Gesundheits- und Krankenpfle- ger‘, die demnächst abgelöst wird durch die ‚Pflegefachfrau‘ und den ‚Pflegefachmann‘.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Krankenpflegeausbildung zu-

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