Cellitinnen 1_2020

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Zusätzliche Angebote wie das der vorübergehenden Kurzzeitpflege, der Tages- und/oder Nachtpflege wurden geschaffen. Sie ermög- lichen ein differenziertes Leis- tungsangebot für die individuelle Pflegesituation. Zudem wurde die ambulante Pflege weiter ausge- baut und mit hauswirtschaftlichen Dienstleistungen verzahnt, damit ein Leben im häuslichen Umfeld solange wie möglich erfolgen kann. „In den vergangenen drei Jahrzehn- ten hat sich die Sichtweise auf alte Menschen grundlegend verändert“, erläutert Kirsch. Dazu haben die sozialen Rahmenbedingungen, der medizinische Fortschritt sowie die gesellschaftliche Einstellung maß- geblich beigetragen. „Wir erleben heute eine aktive und lebensfrohe Generation von Senioren, die im Al- ter weiterhin am gesellschaftlichen Leben partizipieren möchte. Dazu werden wir bestehende Angebote erweitern und neue Konzepte ent- wickeln. Denn natürlich möchten wir alle eines Tages nach unseren Vorstellungen selbstbestimmt leben und alt werden.“

zubauen, um sie als Wohn- und Lebensräume für Senioren anzule- gen, die Raum für Individualität und Privatsphäre schaffen, oft noch auf deutliche Zurückhaltung“, erklärt Kirsch. „Doch die gesellschaftliche Entwicklung wie auch die Gesetz- gebung gaben uns Recht.“ Die Architektur neuer Seniorenhäu- ser orientierte sich nun zunehmend an Wohnhäusern mit Gemein- schaftsflächen. Darüber hinaus ent- wickelte sich das Seniorenwohnen zu einem eigenen Bereich, in dem ältere Menschen barrierefreie Woh- nungen mieten und bei Bedarf ein- zelne Dienstleistungen in Anspruch nehmen können. Die Heime wurden konzeptionell immer mehr zu einem Zuhause für ältere Menschen, in dem sie selbst ihren Tagesablauf gestalten und Betreuungsangebo- te wahrnehmen. Zum Wohlfühlen trug auch die Raumgestaltung bei. Denn einzelne Möbel und Bilder konnten nun auch von Zuhause mitgebracht werden. Hinzu kam die bessere Grundeinrichtung mit hochwertigen Materialien, Par- kettböden und moderner Licht- führung. „Mit der Akademisierung der Pflege in den 90er Jahren wuchs auch der Anspruch an die Versorgung und Betreuung alter Menschen“, weiß Geschäftsführerin Kirsch. Neue pflegewissenschaftliche Er- kenntnisse fanden Eingang in die Pflegepraxis. Die Orientierung an verbliebenen Ressourcen statt der Blick auf körperliche oder geistige Neues Verständnis für Menschen im Alter

Einschränkungen gewannen an Bedeutung. Das Konzept der er- lebensorientierten Pflege – Mäeu- tik – wurde von Cora van der Kooij entwickelt, um sich durch das Hi- neinversetzen in die Situation eines demenziell erkrankten Bewohner besser auf ihn einstellen zu können. In den Seniorenhäusern der Celli- tinnen wurde dieser Ansatz in das Verhaltenskonzept für Mitarbeiter aus allen Arbeitsbereichen aufge- nommen. Außerdem wurden An- gehörige und Ehrenamtliche explizit in die ‚Seniorenarbeit‘ integriert. Eine weitere Fortführung innovativer Ideen war die Einführung der ‚Haus- gemeinschaften‘. Hier wohnen acht bis zwölf Bewohner zusammen wie in einer Wohngemeinschaft. Dabei werden sie in ihrem Tagesablauf durch Präsenz- und Pflegekräf- te begleitet. Jeder Bewohner hat sein eigenes Zimmer – natürlich mit barrierefreier Toilette und Dusche. Der Mittelpunkt aber ist die Wohn- küche, wo nach Möglichkeit auch eigene Gerichte vor- und zuberei- tet werden und das Leben statt- findet.

Abendbrot im Burgzimmer des Seniorenhauses in Kleve-Materborn

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