Cellitinnen 1_2020

Glauben | Leben

Mit Respekt vor den Kulturen Ordensleute geben Erfahrungen in der Mission Afrikas und Asiens weiter

Focus der Mission lag fortan darauf, den Menschen in der damals so genannten ‚Dritten Welt‘ auf Augen- höhe zu begegnen und mit ihnen gemeinsam ein funktionierendes Bildungs-, Sozial- und Gesund- heitswesen aufzubauen. Der einhei- mischen Religion und Glaubensviel- falt zollten wir Respekt. Unser Ziel war es nicht, diese abzuschaffen, denn Gott wirkt in allen Religionen und sein Geist weht überall.“ Was ihn in seiner aktiven Zeit be- sonders beeindruckte, waren zum einen die Weitsicht und die Kreati- vität seiner Mitbrüder. Ein Beispiel: Auf der indonesischen Insel Sumba schenkte ein Mitbruder jedem Täuf- ling einen keimenden Avocadokern mit der Aufforderung, den Baum zu pflanzen und ihm die erste Frucht zu bringen. Avocados sind vitamin- und kalorienreich; in einer von Armut geprägten Region wie Sumba sind sie seitdem eine willkommene Ab- wechslung und Ergänzung auf dem ansonsten kargen Speiseplan der

Sumbanesen vor einem Haus mit typischem Reetdach

Der Redemptoristenpater Dr. Mi- chael Kratz genießt seinen Ruhe- stand im Seniorenhaus Heilige Drei Könige, wo er der dort ansässigen Seniorenkommunität vorsteht. Seit 64 Jahren gehört er der Ordensge- meinschaft an, zwölf Jahre davon war er in der Generalleitung in Rom tätig. In dieser Zeit besuchte er viele Niederlassungen in aller Welt und schaute dabei weit über den eige- nen Tellerrand hinaus. Sein Respekt vor den Varianten des Glaubens und der Religionen wuchs auf die- sen Reisen, die ihn nach Ameri- ka, aber auch an ‚die Enden der Welt‘, beispielsweise auf die Inseln Indonesiens führte. Für seine Dis- sertation „Die Redemptoristen im Kongo“ verbrachte er 1965 vier Monate in dem afrikanischen Land.

Pater Kratz fasst den Wandel zu- sammen: „Bei den Entdeckungs- reisen des 19. Jahrhunderts wur- de sowohl den katholischen wie auch den evangelischen Christen bewusst, wie groß die nichtchrist- liche Bevölkerung unserer Welt war. Die Sorge um das ewige Heil all dieser Menschen führte zu einer großen Missionsbewegung unter dem Stichwort: ‚Bekehrung der

Welt in dieser Ge- neration!‘. In den ersten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts setz- te sich mehr und mehr die Überzeu- gung durch, dass Gott seine eigenen Wege hat, um alle Menschen zumHeil zu führen (II. Vatika- nisches Konzil). Der

Die Grundlage der Missionsarbeit hat sich im Laufe der Zeit verändert.

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