10_2018

WOHNEN MIT DIENSTLEISTUNG

In der Alterswohnung bis Pflegestufe 4 Die Mieter der Alterswohnungen können dank Spitex und Réception bis zur Pfle- gestufe 3 oder gar 4 in ihrer Wohnung bleiben. So entsteht keine unüberwind- bare Lücke zu den niedrigsten Pflegestu- fen der Pflegewohngruppe, die im Brug- gacher vom Verein Pflegewohnungen Rüti - Bubikon geleitet wird. Der Verein wiederum kann, da er total drei Pflege- wohnungen betreibt, vorübergehende Defizite bei niedrigen Pflegestufen aus- gleichen; er ist bei Neueintritten flexibel. Denn unter der aktuellen Regelung der Pflegekostenfinanzierung sind Pflege- wohnungen aus wirtschaftlichen Grün- den auf hohe Pflegestufen angewiesen. Faktoren für den Erfolg Das Angebot ist Ergebnis einer gelunge- nen Kooperation zwischen Privatinves- toren und zwei gemeinnützigen Betrei- berorganisationen und basiert rechtlich auf einem langfristigen Mietvertrag. Die Gemeinde war an der Planung nur mar- ginal beteiligt, jedoch bildete ihr Al- terskonzept eine wesentliche Orientie- rungsgrundlage, auf die sich alle Beteiligten beziehen konnten. Mehrere Faktoren begünstigten die Kooperation: • Die Stiftung für Ganzheitliche Betreu- ung und ihre Leitungspersonen waren und sind lokal verwurzelt und gut ver- netzt. Sie kannten die sozial- und alterspolitische Situation in der Region sehr gut. Das Gleiche gilt für denVerein Pflegewohnungen Rüti-Bubikon. • Die Privatinvestoren sind ebenfalls in der Gemeinde verwurzelt. Sie brach- ten auch hohe fachliche Kompetenz in Architektur und Erfahrung in der Are- alentwicklung mit. • Die Stiftung konnte viel Wissen und Erfahrung mit betreutenWohnformen in den Aufbau und den Betrieb der Réception einbringen. Dasselbe gilt für den Betreiber der Pflegewohnung. Der Bericht dokumentiert in gekürzter Fassung ein Förderprojekt der Age-Stiftung Zürich

Preis und Leistung stimmen, für viele aber doch zu teuer Die Mieterinnen und Mieter im Konzept «Wohnen mit Service Bruggacher» sind 70 bis 93 Jahre alt. Die meisten waren Angestellte in handwerklichen und so- zialen Berufen, rund die Hälfte wohnte vorher im eigenen Haus. Die Träger- schaft mietet zwei Häuser und vermie- tet dieWohnungen. Miete mit Betreuungspauschale sich in der Herbstsession nun für eine Erhöhung der Mietzinsmaxima ausge- sprochen und damit auch eine Forde- rung des SGV erfüllt. Neu gelten gel- ten für Einzelpersonen 1370 Franken in Grosszentren, 1325 in der Stadt und 1210 auf dem Land. Für Paare sind es 1620, 1575 und 1460 Franken.

BetreutesWohnen immer noch nicht anrechenbar bei EL Die Mehrkosten für die Betreuung in einer selbstständigen Wohnform las- sen sich erst im Kanton Graubünden bei den EL geltend machen. In allen anderen Kantonen bleibt älteren Per- sonen, die auf EL angewiesen sind, oft nur das Pflegeheim, wenn sie an ihrem altenWohnort nicht mehr wohnen kön- nen – etwa, weil ein Lift fehlt. Nur im Heim wird die Betreuung durch die EL gedeckt bzw. werden allfällige Restkos- ten von der letztenWohnsitzgemeinde übernommen. So kommt es, dass viele Personen mit minimalem oder sogar ganz ohne Pflegebedarf in Pflegehei- men leben, was viel höhere Kosten verursacht, als wenn sie mit Betreuung selbstständig wohnen würden. Das Parlament hat eine Neuregelung auf Bundesebene in der laufenden EL-Reform abgelehnt. Ende August hat die nationalrätliche Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit ei- nen neuenAnlauf genommen und den Bundesrat per Kommissionsmotion beauftragt, dem Parlament eine Geset- zesänderung vorzulegen, welche die Finanzierung von betreutem Wohnen über die EL sicherstellt. AS/dla

Die in derWohnungsmiete inbegriffene Betreuungspauschale finanziert den Betrieb der Réception. Für das, was sie bieten, sind die Wohnungen nicht teuer, doch für viele sind sie nicht be- zahlbar. Für Personen, die auf Ergän- zungsleistungen (EL) zur AHV angewie- sen sind, liegen dieWohnungen ausser Reichweite. Obwohl in Rüti laut dem kommunalen Alterskonzept von 2010 ein Bedarf nach 160 zusätzlichenAlters- wohnungen bestand, konnte nur die Hälfte der Wohnungen im Bruggacher an Leute aus der Gemeinde vermietet werden. DieAge-Stiftung Zürich hat die Réception mit einer Anschubfinanzie- rung für die Vorbereitung des Betriebs und die Ersteinrichtung unterstützt. Der Einsatz von Einzelpersonen mit Be- einträchtigung wird durch die IV-Rente finanziert. Beim Einsatz der Betriebe der Stiftung in der Siedlung handelt es sich um eine Mischrechnung aus der IV-Rente der Mitarbeitenden und dem Umsatz der Betriebe. Endlich höhere Mietzinsmaxima EL-Bezüger durften jahrelang pro Mo- nat lediglich maximal 1100 Franken für die Wohnungsmiete geltend machen, Paare 1250 Franken. Das Parlament hat

Finanzierungsmodell und Mietpreise Wohnungsmieten pro Monat (inkl. Akonto Nebenkosten und Servicepauschale) 2,5 Zimmer 48 m 2

1719 bis 1784 Fr. (je nach Stockwerk)

Infos: www.age-stiftung.ch www.wms-bruggacher.ch

2,5 Zimmer

56 m 2

1950 bis 2029 Fr. (je nach Stockwerk)

2,5 Zimmer

62 m 2

2078 und 2127 Fr.

3,5-Zimmer-Attika

77 m 2

2959 Fr.

Weitere BeispieleWohnen mit Dienstleistung: Rosenau, Matten bei Interlaken (BE) BetagtenzentrumWasserturm, Basel (BS) Alterssiedlung Bodmer, Chur (GR) Steinhauser Zentrum, Obersaxen (GR) Alterszentrum St. Martin, Sursee (LU) Stiftung Sonnenbühl, Ettiswil (LU) Altershaamet,Wilchingen (SH) Wohnzentrum Fuhr, Wädenswil (ZH) AlterszentrumWehntal, Schöfflisdorf (ZH)

Preise für zusätzliche Dienstleistungen Mahlzeitendienst (Mittagessen)

60 Fr. im Monat (proWochentag)

Kleider waschen und falten

10 Fr. pro Kilo

Parkplatz

150 Fr. im Monat

Putzen (1 betreute Person + 1 Fachkraft)

70 Fr. pro Stunde

43

SCHWEIZER GEMEINDE 10 l 2018

Made with FlippingBook Annual report