10_2018

WOHNBAUGENOSSENSCHAFTEN

«Man sollte heuteWohnungen für vielfältige Zwecke bauen»

Wenn Simone Gatti Gemeinden bei der Planung von Alterswohnungen berät, schaut sie weit voraus, denn nach 2045 ist die Überalterung kein Thema mehr. Und sie weiss auch, welche Wohnformen bei den Senioren gefragt sind.

Hälfte der Wahrheit. Viele Leute können oder wollen nicht mehr als 1500 oder 1600 Franken pro Monat für das Wohnen ausgeben. Das ist in der Immobilien­ branche – der einzigen Branche, wo man noch Geld verdienen kann – nicht wirk­ lich einThema. Und bei den Baugenossenschaften? Noch immer schiessen 50- oder 55-plus-Genossenschaftsprojekte wie Pilze aus dem Boden. Sie beruhen meist auf drei Pfeilern: eigene Wohnung – gemeinschaftliche Einrichtungen – Unterstützung durch

Pflege- und andere Dienstleistungs- angebote. Ist das tatsächlich das Zukunftsmodell? Gatti: Davon bin ich überzeugt. Über 90 Prozent der Menschen möchten im Alter so selbstständig wie möglich woh­ nen. Bei diesem Modell muss sich aller­ dings das Bewusstsein, dass man zwar weniger Wohnfläche, dafür aber mehr Gemeinschaftsraum zur Verfügung hat, oft erst bilden. Auch würde ich bei sol­ chen Projekten stets genau hinschauen, ob die Gemeinde nicht auch Pflegeplätze benötigt. Die Integration einer Pflege­ wohnung – sie funktioniert ab einer

In den letzten Jahren haben wir beim Alterswohnen einen rasantenWandel erlebt. Vorbei sind die Zeiten, als es vor allem darum ging, genügend Alters- heimplätze zur Verfügung zu stellen. Heute herrscht unter Fachleuten ein breiter Konsens: Die fitten Seniorinnen und Senioren wollen möglichst lange selbstständig leben. Ist das in der Im- mobilienbranche angekommen? Simone Gatti: Angekommen ist dort auf jeden Fall, dass viele ältere Menschen grosszügige Wohnungen wünschen.Tat­ sächlich verfügen viele 80Jährige über eine gute Rente. Doch das ist nur die

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SCHWEIZER GEMEINDE 10 l 2018

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