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SCHWEIZERISCHE KONFERENZ DER STADT- UND GEMEINDESCHREIBER

In Bern gilt das Primat der elektronischen Version Vom Papier zu Bits und Bytes – ein Erfahrungsbericht zur Einführung eines elektronischen Geschäftsverwaltungssystems in der Stadt Bern. Wesentlich an der erfolgreichen Umstellung beteiligt war der «Echo-Raum», ein Forum mit Vertretungen aller betroffenen Bereiche.

Für Geschäfte, die der Stadtregierung oder dem Parlament vorgelegt werden, ist der Papierweg verboten. Bild: zvg

Die Stadt Bern führte in den Jahren 2012/2013 ein modernes elektronisches Geschäftsverwaltungssystem für die Verwaltung politischer Geschäfte ein («Geschäftsverwaltung und Ratsinfor- mationssystem», kurz GEVERIS). Ziel war es, den Austausch von Unterlagen mit zugehörigen Geschäftsinformatio- nen zwischen den Stabsstellen des Par- laments (Ratssekretariat) und der Exeku- tive (Stadtkanzlei) sowie zwischen den Direktionen der Verwaltung (Generalse- kretariate) durchgängig und medien- bruchfrei elektronisch zu führen, die Zu- sammenarbeit zu erleichtern sowie einen raschen und effizienten Zugriff auf die Unterlagen zu ermöglichen («Vom Suchen zum Finden»). Zudem musste eine ältere Anwendung, die in Stadt- kanzlei und Ratssekretariat im Einsatz war, abgelöst werden. Nachdem frühereAnläufe für die Einfüh- rung einer elektronischen Geschäftsver- waltung in der Berner Stadtverwaltung gescheitert waren, wurde die Federfüh- rung für das Projekt der Stadtkanzlei

übertragen, womit dasVorhaben primär zu einem betrieblich-organisatorischen und erst sekundär zu einem technischen wurde. Dieser Fokuswechsel war rückbli- ckend eines der zentralen Elemente für die letztlich erfolgreiche Einführung der elektronischen Geschäftsverwaltung. Ein Paradigmenwechsel Die Projektleitung lag beim Leiter E-Go- vernment. Die Beschaffung der Anwen- dung war angesichts des Volumens öf- fentlich auszuschreiben. Der technische Bereich wurde von einem Projektleiter der Informatikdienste und der organisa- torische Bereich durch die Stelle Records Management des Stadtarchivs begleitet. Die Einführung verlief in zwei Etappen: In einem ersten Schritt wurde das elekt- ronische Geschäfts- und Sitzungsma- nagement in der Stadtkanzlei und im Ratssekretariat im November 2012 in Betrieb genommen. Die fünf Generalse- kretariate und das Finanzinspektorat wurden in der nächsten Phase im Juni 2013 in die Anwendung eingebunden.

DieAblage, dasVerwalten und Überwei- sen der politischen Geschäfte sowie die Geschäftskontrolle erfolgen seit diesem Zeitpunkt elektronisch. Ämter undAbtei- lungen haben über ausgewählte Userin- nen und User Zugriff auf Geschäfte in ihrem Zuständigkeitsbereich. Das Projekt war in organisatorischer Hin- sicht eine grosse Herausforderung. Mit der Umstellung der Aktenführung in Pa- pier auf eine elektronische Geschäftsver- waltung fand ein Paradigmenwechsel statt. Dieser hatte eine Überprüfung und eine Neuorganisation der bestehenden Geschäftsabläufe zur Folge. Mit diesem Wechsel ging auch ein teilweise tief grei- fender Kulturwechsel einher: Routinen, Bekanntes und «Bewährtes» wurden aufgebrochen, Liebgewordenes galt nicht mehr. Und zwar schlagartig: Die Projektleitung beantragte dem Gemein- derat (Exekutive) nämlich, mit der Ein- führung der elektronischen Geschäfts- verwaltung zeitgleich auch das «Primat der elektronischen Version» zu verord- nen. Der Papierweg war ab sofort ver-

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SCHWEIZER GEMEINDE 10 l 2018

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