GOLF TIME 1/2016

TRAINING | SPORTPHYSIO

ALT BEWÄHRTES DER BIO-GOLFSCHWUNG Es gibt eine Menge Schwung-Beispiele, die absolut als effizient und gesund eingestuft werden können.

DR. CHRISTIAN HAID, Biomechaniker, Universitätsklinik Innsbruck

D er Golfschwung hat sich im 20. Jahr- hundert mehrfach verändert. Betrachtet man diese Entwicklungen, dann war nicht jede Veränderung eine Verbesserung. Aus manchmal uner- sichtlichen Gründen wird der Schwung eines Golfers zum Leitbild und nahezu alle streben diese Technik an. In den letzten Jahren haben sich viele an der Bewegungsdurch-

VORBILDER Einen Golfer interessieren an dieser Stelle natürlich Spieler, die er als Vorbild nehmen kann. Da man sich heut- zutage verschiedenste Schwünge sehr leicht am Computer anschauen kann, ist es ein einfacher Weg, Namen von nachahmens- werten Golfern anzugeben. Wie in früheren Artikeln möchte ich an dieser Stelle Bobby Jones, Ian Woosnam und Annika Søren- stam nennen. Die Schwünge dieser Spieler haben viele Elemente, die als effizient und gesund eingestuft werden können. Es kommt natürlich häufig auf Kleinigkeiten bei der Bewegungsdurchführung an, die man nur im Rahmen einer Golfstunde vermitteln kann. Trotzdem ist es sehr hilfreich, nachahmens- werte Schwünge zu betrachten. Für die neue Saison wünsche ich jedem Golfer, dass er die Muße findet, günstigen Vorbildern nachzueifern. Dazu gehört, nicht sofort große Schlagweiten erreichen zu wollen, sondern den Schläger zu spüren. Sinngemäß hat Bobby Jones in einem seiner Videos seinerzeit gesagt: „Ich möchte meinen Schlägerkopf während meiner gesamten Schwungdurchführung spüren.“ Das gelingt natürlich nur mit einem lockeren Griff, und damit sind die wichtigsten Voraussetzungen für einen guten Golfschwung bereits her-ge- stellt. GT

Ebenso betrachte ich es als sehr kritisch, wenn Physiotherapeuten bei Golfverletzungen therapieren sollen, jedoch keine Äußerungen zum Golfschwung abgeben sollen. So kann man z.B. lesen, „dass Vorsicht geboten ist, wenn ein Physiotherapeut versucht, Ihnen einen anderen Golfschwung beizubringen. Golf-Physiotherapeuten kennen sich mit Anatomie und Muskelbehandlungen aus. Sie sind aber in der Regel keine ausgebildeten Golflehrer“. Diese Aussage mag schon stimmen, jedoch muss der Physiotherapeut die Möglichkeit haben, auf die Bewegungsdurchführung der- art einzuwirken, dass die ursächlichen Über- lastungsmechanismen vermieden werden. Somit liegt es dann am Golflehrer, Hinweise und Informationen anzunehmen. Als Biomechaniker, der einen belastungs- armen Golfschwung entwickelt hat, bleibt mir nur die Möglichkeit, Trainer auszubilden oder den Golfer selbst als Endkunden zu informieren. In zahlreichen Artikeln habe ich bereits beschrieben, dass übermäßiges Verbiegen und starke Rotation der Wirbel- säule zu ungünstigen Belastungen führt. Mancherorts trägt das Früchte und der Golf- schwung entwickelt sich in eine Richtung, in der Belastungen verringert werden. Man kann auf frühere Golfvorbilder zurückgreifen und altbewährte Muster aktivieren.

LOCKERER SCHWUNG Annika

Sørenstam oder Bobby Jones können absolut als Vorbilder herangezogen werden

führung von Tiger Woods orientiert. Manche weisen jetzt jedoch darauf hin, dass die Ver- letzungen von Tiger im Zusammenhang mit seiner Schwungdurchführung und seinem enormen Trainingspensum stehen könnten. Als Biomechaniker, der die Effizienz des Golfschwunges und gleichzeitig die Belastungen für den Körper im Blick hat, kann ich vielen großartigen Golfern keinen nachahmenswerten Golfschwung attestieren.

Das, obwohl sie in ihrer Zeit oft- mals die weltbesten Golfer waren.

Info: christian.haid@i-med.ac.at www.Healthy-Swing.at

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