Blickpunkt Schule 3/2020

Bild: Robert Kneschke/AdobeStock

4 BLICKPUNKT Schule Lehren und Lernen in Zeiten von Corona W ie alle Schulen Hessens wurden auch die Schulen des Bezirks Fulda ins eisig kalte Wasser geworfen: Das Home- schooling in Zusammenhang mit der Corona-Krise kam so spontan, dass keinerlei Vorbereitung möglich war. Auch wenn im Bezirk Fulda einige Schulen bereits seit einiger Zeit Platt- formen wie Moodle, SchulCloud, Schulportal Hessen etc. nutzten, so war deren Verankerung im Schulalltag doch eher als oberflächlich zu be- zeichnen. Wenngleich niemand auf ei- ne solche Situation vorbereitet hätte sein können, so wurden die Versäum- nisse im Bereich der Digitalisierung der Schulen hier – wortwörtlich! – über Nacht greifbar. Dementspre- chend war die Gruppe derjenigen, die sich im Umgang mit diesen Program- men gewappnet sahen, zunächst sehr überschaubar: Für alle Beteiligten – Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Eltern, Schulen und Schulträger – war der Start in das Homeschooling holprig. Dabei deckte das Homeschooling unmittelbar und schonungslos Defizi-

’Homeschooling’: Bericht aus der Praxis

vier unterschiedliche Kommunikati- onswege genutzt werden; Videokon- ferenzen werden teilweise zusätzlich umgesetzt, allerdings in sehr be- schränktem Umfang. Familien, deren Kinder unterschiedliche Schulen be- suchen, sind mit dem Umgang mit mehreren Plattformen teils schlicht überfordert. Was vor allem fehlt, ist der unmittelbare, direkte soziale Kon- takt – eine der Säulen, auf der das Gelingen von Schule beruht. Der Vorwurf, dass das Homeschoo- ling zu noch mehr Bildungsungerech- tigkeit führe, lässt sich bereits an die- sen wenigen Tatsachen ableiten. So wird das Homeschooling zu einer Be- lastungsprobe vor allem für die Fami- lien: Viele Eltern versuchen, ihre Kin- der ohne entsprechende Fachkennt- nisse zu unterstützen, müssen dabei aber gleichzeitig noch Haushalt, Fa- milie und Beruf vereinbaren. Glückli- cherweise bewegt sich die Zahl derje- nigen Schülerinnen und Schüler, die gar nicht im Rahmen des Home- schooling zu erreichen sind, auf sehr niedrigem Niveau. Dennoch sind die Einschnitte gravierend: Da die Schule

von ALEXANDER SCHMITT Vorsitzender des hphv-Bezirks Fulda

te auf, die imVorfeld der Corona-Krise kaum wahrgenommen wurden. So hat beispielsweise die Umfrage eines Ful- daer Gymnasiums ergeben, dass nur in etwa einem Drittel der Familien dauerhaft eine Ansprechperson zur Verfügung steht. Zudem hat sich ge- zeigt, dass eine aktive Teilnahme am Homeschooling häufig bereits an der Technik scheitert – sei es, weil es an unabdingbaren Kompetenzen im Um- gang mit dieser Technik fehlt oder so- gar, weil die notwendige Infrastruktur gar nicht erst vorhanden ist. Es gibt an den Schulen des Bezirks Fulda keine einheitliche Lösung, was die Verwen- dung der zur Verfügung stehenden Plattformen betrifft. Stattdessen fin- det jede Schule ihren eigenen Weg, sodass an manchen Schulen bis zu

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