11_2016

FOKUS: GRENZGEMEINDEN

225 Meter lange Rheinverbindung ver- kehren täglich über 5000 Fahrzeuge.

Gemeinsame Fasnacht trotz Napoleon Die Posse um die neue Rheinbrücke war in Laufenburg natürlich ein beliebtes Fasnachtssujet. Hier spielen Grenzen, Nationalitäten und Referenzmeere keine Rolle. Ganz nach dem Motto «Zwei Län- der – eine Stadt» feiern das schweizeri- sche und das deutsche Laufenburg ge- meinsam den Einzug der Narren. Die alte Rheinbrücke, die die beiden Altstädte miteinander verbindet, dient als Lebens- nerv, nicht nur in der närrischen Zeit. Die grenzüberschreitende Städtlefas- nacht ist der Höhepunkt des närrischen Treibens am letzten Wochenende vor Aschermittwoch. Cliquen beidseits des Rheins pfeifen, «tschättern» und tanzen durch die engen Gassen der beiden Alt- städte. «Narri, Narro» tönt es von allen Seiten. Dass die Narren dabei die Grenze zwischen der Schweiz und Deutschland überqueren, wird zur Nebensache. Es erinnert an jene Zeit, als die Grenze noch gar nicht existierte. Die Stadt am Laufen, die einst unter der Herrschaft der Habs- burger stand und vor allem vom Salm- fang lebte, war nämlich bis 1803 eine Einheit. Erst nachdem Napoleon die Grenzen in Europa neu zog und den Kan- ton Aargau, dem seit 1803 auch der ehe- malige Kanton Fricktal angehörte, der Eidgenossenschaft zusprach, wurde Lau- fenburg fortan zu einer zweigeteilten Stadt: auf der rechten Seite das zum Grossherzogtum Baden gehörende Kleinlaufenburg, auf der linken Seite das eidgenössische Grosslaufenburg mit Burg und Stadtkirche. «Wir verstehen uns als eine Stadt» Etwas mehr als zwei Jahrhunderte spä- ter treffen wir uns um acht Uhr zum Fo- totermin mit Bürgermeister Ulrich Krie- ger und Stadtammann Herbert Weiss bei der Brückenmitte. Der Grenzstein erin- nert an die einstige Grenzziehung durch den ersten französischen Kaiser. Die Wege zwischen den beiden Rathäusern sind kurz. Herbert Weiss winkt uns vom Rathauseingang aus zu und eilt auf die Brücke. Er sei gestern erst aus den Fe- rien zurückgekommen, weiss sein deut- scher Amtskollege. Man kennt sich. Man duzt sich. Regelmässig treffen sich die beiden Stadtoberhäupter zu Bespre- chungen und zumAustausch. «Wir arbei- ten auf einigen Ebenen zusammen, sei es politisch, kulturell, touristisch oder im Vereinsleben», sagt Herbert Weiss. Sein Amtskollege Ulrich Krieger bestätigt die Aussage: «Wir sind Bürgerinnen und Bürger von Laufenburg und verstehen uns als eine Stadt.» Diese Verbunden-

Die Altstadt von Laufenburg Schweiz (oben), der Grenzstein auf der Rheinbrücke (unten). Bilder: Fabrice Müller

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SCHWEIZER GEMEINDE 11 l 2016

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