GOLF TIME 7/2018

TIME OUT

Ausländer unerwünscht!

E

in Golfausflug in die Schweiz garantiert Über- raschungen. Heinz Röder,

aber noch weiter: „Den Preis sehen wir als fair gegenüber allen anderen Schweizer Golfspielern, welche durch deren Jahres- beitrag mithelfen, die Plätze in der Schweiz aufrechtzuerhalten.“ Uns kommen die Tränen. Die armen Schweizer Golfclubs. Als ob Heinz Röder oder andere Aus- länder durch ihren Clubbeitrag nicht ebenfalls für die Erhaltung

GC Saarbrücken, spielt seit 25 Jahren Golf, aber „was ich da erlebt habe, ist mir noch nie widerfahren…“ Grund der Aufregung: Der GC Blumisberg im Kanton Fribourg, etwa 20 Kilometer hinter Bern. Zunächst einmal das Positive:

GC BLUMISBERG 70 Franken „Ausländer-Bonus“

Röder kennt den Golfclub seit Jahren, verbringt hier immer wieder seinen Urlaub und ist voll des Lobes über den „schön gelegenen, top gepflegten Platz“. Im Schweizer Golfführer der ASG ist bei den Club- daten ein Greenfee von 130 Franken aufgeführt. Nicht gerade wenig, aber für Schweizer Verhältnisse „normal“. Als Heinz Röder diesen Sommer wieder im Sekre- tariat sein Greenfee bezahlen wollte, gab’s eine böse Überraschung: „200 Franken, bitte schööön…“ Auf die Frage, wie denn die Preissteigerung zustande- käme, erklärte die Dame: „Das Präsidium habe im März 2018 beschlossen, für Ausländer grundsätzlich 200 Franken Spielgebühr zu erheben.“ Mit einem deutlichen Zusatz: Sie seien kein Touristenclub, der auf Greenfee-Einnahmen angewiesen sei. Röder ratlos: „Solch eine Maßnahme ist doch krass diskriminierend? In Zeiten wie diesen liegen dann Schlagworte wie ,Ausländerfeindlichkeit‘ zwangsläufig auf der Hand.“ Von Dirk J. H. Groen, Präsident Golf & Country Club Blumisberg nachgefragt, kam folgende Antwort: „Ausländische Spieler sind bei uns herzlich willkommen. Das zeigt, dass sie von Montag bis Freitag auch ohne Clubmitgliedschaft in Blumisberg spielen können.“ Das ist ja wirklich nett von dem Herrn Präsidenten. Es geht

ihrer Golfplätze aufkommen. Zusatz von Eidgenosse Dirk J. H. Groen: „Der Auf- preis ist gerechnet gemäß Aufwand pro Greenfeespieler auf unserem Platz. Somit ein fairer Preis auf dem Golf- markt Schweiz.“ Stolze 70 Franken „Ausländer-Bonus“ – nicht schlecht, Herr Präsident. Nun, es kann natürlich jeder Club machen, was er will. Preise verlangen, wie es passt und auch Nicht- Clubmitglieder verprellen. Aber explizit eine „Lex Ausländer“ präsidial zu verabschieden, dünkt mir nach „Switzerlanded“ oder auch „Geschweizt werden“ – so die Fachausdrücke für Abzocke in der Schweiz. Schön zu hören, dass die Ausländer-Pönale eine rühmliche Ausnahme in der Schweiz ist. Stefan Kern, Leiter Kommunikation der ASA: „Bei uns in Ander- matt und Realp werden alle Spieler unabhängig von ihrer Nationalität gleich behandelt.“ Fazit: Blumisberg-Präsident Dirk J. H. Groen hat sich von Donald Trump, unter anderem auch Golfclub- Präsident, durch Visionen wie „Blumisberg First“ oder Greenfees à la Trump-Strafzölle ins Schweizerische „Out of Bounds“ manövriert.

OSKAR BRUNNTHALER ob@golftime.de

Die nächste

erscheint am 26. November 2018

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