GENiAL 6-2018

BUNDESLAND-SPEZIAL | MECKLENBURG-VORPOMMERN

Immer mit der Zeit gehen Die Agrargenossenschaft Rom/Meckl. setzt neben der Milchproduktion und dem Ackerbau auf Vielfalt.

A lle Wege führen nach Rom, sagt das Sprichwort. Damit ist gemeint: Viele Wege führen zum Ziel. Auch für die Genos- sen in Rom trifft dies zu. Natürlich nicht für jene in Italiens Hauptstadt, sondern für die Mitglieder der Agrargenossenschaft in der kleinen Gemeinde Rom im Landkreis Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg- Vorpommern. Denn sie haben in den ver- gangenen drei Jahrzehnten vielerlei Wege beschritten, um mit unterschiedlichen Be- triebszweigen Erfolge einzufahren. Neben dem Hauptgeschäft, das ne- ben den 500 Milchkühen der Ackerbau ausmacht, gibt es einige Besonderheiten. So sorgen seit diesem Jahr Fotovoltaik- anlagen auf den Kuhstalldächern für jede Menge wertvolle Energie, immerhin 650 Kilowatt. Zudem erneuert hat die Genos- senschaft in diesem Jahr ein eigenes Feri- enhaus auf der Ostseeinsel Poel mit zwei 80 Quadratmeter großen Ferienwohnun- gen erneuert. Und die eigene Dorfgast- stätte „Zum Römer“ bietet den Bewoh- nerinnen und Bewohnern einen Ort zum Feiern und Konferieren. „Weiteres Standbein sind der Anbau und die Direktvermarktung von Speisekartof- feln der Sorten Adretta und Gala, was im- merhin einen Umsatz von 100.000 Euro im Jahr ausmacht“, erläutert Dr. Volker Toparkus, Geschäftsführer der Agrarge- nossenschaft Rom/Meckl. eG. Sie ist her- vorgegangen aus der einstigen LPG „Be- freites Land“ und wurde im Oktober 1990 gegründet. „Am Anfang war es in erster Linie wichtig, mit Sparsamkeit und Weitblick eine überlebensfähige Struktur zu fin- den sowie Produktionskapazitäten abzu- stimmen“, so der Geschäftsführer. Dazu waren auch eine „schmerzliche Perso- nalanpassung“ sowie die Trennung von Betriebszweigen wie zum Beispiel der Kartoffeln steigern Umsatz

Schweinemast und Schweinezucht nötig: „1997 haben wir uns schließlich für zwei Hauptbetriebszweige entschieden, die Kuhmilchproduktion mit Nachzucht sowie die Marktfrucht inklusive Futterproduk- tion.“ Seit 2000, so der Geschäftsführer, fokussiert sich die Genossenschaft auf die Bodensicherung, also den Erwerb von Landflächen, sowie auch auf die derzeit 30 Gesellschafter (24 aktive, sechs Rentner) der Genossenschaft. „Die Gesellschafter sind zugleich Bewirtschafter, aber auch Nutznießer mit allen Rechten und Pflich- ten“, erläutert der Diplom-Agraringenieur und promovierte Biostatistiker. So würden Eigenverantwortung und Verantwortung für das Unternehmen an alle übertragen. Zudem versuche man, über die Lehraus- bildung zukünftige Mitarbeiter und auch Gesellschafter auszubilden. „Mit verschie- denen Beteiligungssystemen können die aktuellen, aktiven Mitglieder ihren Arbeits- lohn sowie Rücklagen für ihre Altersrente erwirtschaften“, so Dr. Volker Toparkus, der zudem ehrenamtlicher Bürgermeister der Gemeinde Rom mit 880 Einwohnern ist: „Unsere Genossenschaft ist in unse- rer Gemeinde mit ihren sechs Dörfern sowie in der Region tief verwurzelt. Viele unserer Mitglieder sind in der Ortsfeuer- wehr, der Kirche, der Jagdgenossenschaft und Gemeindevertretung aktiv vertreten.“ Zukünftige Herausforderungen sieht der Geschäftsführer der Agrargenossen- schaft Rom nicht nur darin, den Alters- schnitt der aktiven Mitarbeiter von derzeit cirka 40 Jahren zu halten. Wichtig sei es auch, die gepachteten landwirtschaftli- chen Nutzflächen zu behalten oder ins Eigentum der eG zu überführen. „Und es gilt, die aktuelle politische ‚grüne‘ Kam- pagne in der Agrarpolitik zu überstehen, denn momentan entsteht eine sehr star- ke Rentabilitätsschere durch zu starke po- litische Beschneidungen“, sagt Dr. Volker Toparkus. Anja Scheve

Fotos: Agrargenossenschaft Bartelshagen I, Agragenossenschaft Rom/Meckl.

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