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KOMMUNIKATION

gehalten, auf welche Fragestellungen Anregungen erwünscht sind. Auf der Onlineplattformwww.beeup.ch konnten daraufhin Bewohnerinnen und Bewoh- ner zwischen Mitte Januar und Mitte März 2018 Vorschläge zur Gestaltung und Verbesserung der Informations- und Kommunikationspolitik einbringen. Die Bevölkerung erhielt durch die digi- tale Plattform einen niederschwelligen sowie zeit- und ortsunabhängigen Zu- gang zur freien Meinungsäusserung. Das IQB-FHS stand dabei im interakti- ven Austausch mit den Teilnehmenden und moderierte die Vorschläge. Das Projekt orientierte sich am neben- stehenden Informations- und Kommuni- kationskonzept. Dieses beinhaltet acht Bausteine, die kommunikationstech- nisch mit der Gemeindestrategie bzw. den Legislaturzielen abgestimmt wer- den müssen. Mithilfe des Projekts erhiel- ten die Gemeinden Bevölkerungsinputs für die Bausteine 2, 3, 5 und 6. Die übri- gen Bausteine werden in der Folge ge- meindeintern unter Berücksichtigung der fachlichen Inputs seitens der Fach- hochschule St. Gallen bestimmt. Wäh- rend zwei Gemeinden bereits über ein Konzept verfügen und das Projekt als Optimierungsmöglichkeit sahen, erhiel- ten die übrigen Gemeinden konkrete Vorschläge, wie ein Konzept systema- tisch aufgebaut werden kann. Kontroverse Haltung zu Social Media Anfang Mai 2018 wurde mit den Ge- meindevertretern ein Abschlusswork- shop durchgeführt. Im Rahmen eines interaktiven Austausches wurden die Resultate in der Projektgruppe reflek- tiert. Je Gemeinde ergaben sich teils unterschiedliche, teils gemeinsame He- rausforderungen. Folgende exemplari- sche Erkenntnisse konnten gemeinde- übergreifend festgehalten werden: • Zentrale Kommunikationskanäle: Das Mitteilungsblatt stellt auch in Zeiten der Digitalisierung weiterhin das zen- trale Informationsinstrument der Be- völkerung dar. In Bezug auf die Wahr- nehmung sowie Reichweite erzielen Verbesserungsmassnahmen in die- sem Kommunikationskanal die stärks- ten Effekte. Die Homepage bildet ebenfalls einen wichtigen Bestandteil. Diese wird jedoch weniger für News konsultiert, sondern eher als gezieltes Instrument eingesetzt (z.B. Reserva- tion SBB-Tageskarten, Nutzung E-Schalter etc.). Gemeindeversamm- lungen, Gemeinde-Apps sowie Infor- mationsveranstaltungen werden im Verhältnis eher wenig genutzt. • Social-Media-Tools: Der Einsatz von Social Media durch die Gemeinde

Bausteine eines Informations-/Kommunikationskonzeptes

1. Übergeordnete Rahmenbedingungen (Gesetze/Verordnungen, Leitild, Legislaturplanung etc.)

5. Kommunikationszielgruppen und Kommunikationsbotschaften

2. Kommunikationsgrundsätze und Kommunikationsziele (Positionierung)

6. Kommunikationskanäle und Kommunikationsmassnahmen

3. Corporate Design (Sprach- und Erscheinungsbild)

7. Krisenkommunikation

4. Kommunikationsorganisation

8. Kommunikationscontrolling

Dies sind die acht Bausteine, die kommunikationstechnisch mit der Gemeindestrategie res- pektive den Legislaturzielen abgestimmt werden müssen. Grafik: Martina Rieben/Quelle: IQB-FHS

wurde in der Bevölkerung kontrovers diskutiert.Während einige z.B. dieVor- teile von Push-Nachrichten für Ge- meindeveranstaltungen sowie die bessere Integration von jungen Ein- wohnern sehen, sind andere hinsicht- lich der Kosten sowie der Pflege der Kanäle skeptisch. Als prüfenswert stellte sich der Vorschlag heraus, in den Gemeinden Arbeitsgruppen zur Thematik mit der Bevölkerung durch- zuführen. Unter Einbezug von Fachexperten könnten so Möglichkei- ten und Grenzen von Social Media gemeinsam geprüft werden. • Attraktivität von Gemeindeversamm- lungen: Viele Gemeinden in der Schweiz leiden unter der geringen Bevölkerungsteilnahme an Gemeinde- versammlungen. Im Rahmen des Pro- jekts wurdenVorschläge zur Attraktivi- tätssteigerung von Gemeindever- sammlungen eingebracht. Konkret vorgeschlagen wurden u.a. Redezeit- beschränkungen, Vorstellung von ein- zelnenVereinen, Nutzung von elektro- nischen Abstimmungsmöglichkeiten sowie die Verbesserung der Interak- tions- bzw. Partizipationsmöglichkei- ten. Fazit Das Projekt hat den Gemeinden aufge- zeigt, dass die gezielte Gestaltung der Informations- und Kommunikationspo- litik ein essenzieller Baustein einer funk- tionierenden Gemeinde ist. Es besteht insbesondere angesichts der Digitalisie- rungstendenzen sowie der zunehmen-

den Komplexität im Handling der Kom- munikationskanäle noch Handlungs- bedarf. Daniel Jordan, Leiter des Kompetenzbereichs Empiri- sche Datenerhebungen sowie Markt- und Organisationsanalysen, IQB-FHS Adrian Giger, Projektleiter im Kompetenzbereich Empirische Datenerhebungen sowie Markt- und Organisationsanalysen, IQB-FHS Kontaktadresse für weiterführende Informa- tionen zum Pilotprojekt: daniel.jordan@fhsg.ch,Tel. 071 226 17 63

Die Studienleiter Daniel Jordan (links) und Adrian Giger. Bilder: zvg.

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SCHWEIZER GEMEINDE 6 l 2018

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