muko.info 3/19 Rehabilitation

ge unterbrachen nur kurzzeitig). Bei zwei von diesen 13 Patientinnen kam es zu frühzeitigen Fehlgeburten, eine Schwangerschaft wurde aufgrund des schlechten Gesundheitszustands der Mutter abgebrochen. Von den insgesamt 16 Patientinnen, die während oder zu Beginn der Schwangerschaft Ivacaftor einnahmen, brachten 13 Patientinnen ge- sunde Kinder zur Welt. Vier der 13 Mütter setzten die Ivacaftor-Therapie während der Stillzeit fort. Von den zwölf Schwan- geren setzten fünf die Therapie mit Lumacaftor/Ivacaftor oder Tezacaftor/ Ivacaftor während der ganzen Schwan- gerschaft fort, während sieben die The- rapie im ersten Schwangerschaftsdrittel aus Sicherheitsbedenken abbrachen bzw. unterbrachen (vier dieser Patien- tinnen setzten im späteren Verlauf die Therapie nach Verschlechterung ihres Gesundheitszustands noch während der Schwangerschaft wieder fort). Bei keinem der Neugeborenen wurde von Komplikationen berichtet, die im Zusam- menhang mit der Therapie stehen. Da die Daten aber nur eine geringe Fallzahl aufwiesen, sind weitere, systematische Untersuchungen notwendig, um die Sicherheit der Modulatoren für Mutter und Kind zu bestätigen. Modulator-Therapie mit Zusatzeffekt? Ein Medikament mit „Multitasking“- Effekt – das wäre schön. Ein junge Nach- wuchsforscherin aus Italien hat durch systematische Suchen nach CFTR-Kor- rektoren eine Substanz identifiziert, die zumindest zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen kann: der Inhibitor Inh-02 hemmt ein Enzym, welches am CFTR Abbau mitbeteiligt ist. Dadurch kann erreicht werden, dass das fehler-

hafte CFTR-Protein (CFTRdelF508) nicht vorschnell abgebaut wird. Dieser Effekt wurde von ihr schon relativ gut in CF-Mausmodellen und auch in Bron- chialzellen von CF-Patienten gezeigt. Besonders interessant ist Inh-02 aber, weil gezeigt wurde, dass diese Substanz zusätzlich die zelluläre Abwehr von Bakterien aktiviert. Molekulare Prothesen – so bezeichnen Forscher ihre Idee, Medikamente zu entwickeln, die künstliche Poren in die Epithelzellen der Luftwege machen. Der CFTR-Kanal würde durch einen künstli- chen Kanal mit gleichen oder ähnlichen Fähigkeiten ersetzt – vergleichbar wie beim Einsatz einer Prothese. Eine vor kurzem veröffentlichte Arbeit zu einer dieser Prothesen, Amphotericin B, hatte die Aufmerksamkeit auf sich gezogen, und der Mukoviszidose e.V. berichtete darüber in einer Forschungsnews im April 2019. Auf der Konferenz wurden nun weitere Experimente und Ergebnisse an Atemwegszellen mit zwei F508del- Mutationen vorgestellt. Die Wirkung war dabei relativ anhaltend (eine Ver- abreichung von Amphotericin B in diesem Zellsystem wirkte sieben Tage). Neben der Chlorid-Messung wurde auch die Bildung der Atemwegsflüssigkeit gemessen und die Verabreichung von Amphotericin B verbesserte auch diese. Eine noch bessere Bioverfügbarkeit versprechen sich die Forscher von einem auf dem Markt befindlichen liposoma- len Amphotericin B-Präparat, welches derzeit in einer amerikanischen Arbeits- gruppe an einem CF-Schweinemodell getestet wird. Künstliche Poren als Ersatz für den CFTR-Kanal

„The Beatles Statue“ in Liverpool

Auch an Antibiotika-Therapien muss weiter geforscht werden Wenn erst alle Patienten Zugang zu CFTR-Modulatoren haben, braucht man keine Antibiotika mehr, oder? Was die Wissenschaftler im Moment dazu sagen können, ist, dass Modulatoren beste- hende Lungeninfektionen nicht vollstän- dig beseitigen können. Man konnte zwar oft einen Rückgang der Bakteriendichte in der Lunge nachweisen und präventiv werden Infektionen durch den Einsatz von Modulatoren offenbar verzögert. Aber es besteht nach wie vor ein hoher Bedarf für Antibiotika bei Mukoviszido- se. Dabei werden nicht nur neue Anti- biotika gesucht und entwickelt, sondern auch Substanzen, die das Immunsystem stärken oder gemeinsam mit Antibiotika besonders wirksam sind. Nicht zuletzt sind die Strategien für den Einsatz der Antibiotika sehr wichtig.

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