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FRIEDHOFSGESTALTUNG

Der Gottesacker widerspiegelt den gesellschaftlichenWandel

Der Tod ist nach wie vor der Alte, doch die Art, wie die Menschen bestattet und die Friedhöfe gestaltet werden, hat sich verändert. Der Friedhof von morgen entwickelt sich immer mehr zum Erinnerungsraum mit starkem Naturbezug.

Weil die Zahl der Urnenbestattungen tendenziell zunimmt, entschied sich die Gemeinde Staufen für die Schaffung eines separaten Bereichs für 112 Einzel- bzw. 224 Plätze für Dop- pelurnen. Eine Felsenbirne mit Sitzbank bildet den Mittelpunkt.

Der Landschaftsarchitekt Beat Bolliger ge- staltete den neuen Urnenfriedhof auf dem Staufberg. Bilder: Fabrice Müller

Er ist ein besonderer Hügel, der Stauf- berg. In der Nähe des Schlosshügels von Lenzburg (AG) gelegen, bildet er einen markanten landschaftlichen Fix- punkt im Raum Aarau-Lenzburg. Im Norden die Juraketten, gegenüber das Aargauer Mittelland und in der Ferne der Blick auf die Alpen. Hier oben auf dem Staufberg befindet sich die his- torische Dorfkirche. Nebenan der Friedhof mit Erd- und Urnengräbern. Weil die Zahl der Urnenbestattungen tendenziell zunimmt, entschied sich die Einwohnergemeinde von Staufen für die Schaffung eines separaten Be- reichs für 112 Einzel- beziehungsweise 224 Plätze für Doppelurnen. Der Land- schaftsarchitekt Beat Bolliger aus Küt- tigen (AG) wurde 2007 mit der Planung dieses neuen Urnenfeldes beauftragt. Der rund hundert Quadratmeter grosse Urnenfriedhof sollte nördlich der Dorf- kirche zu liegen kommen – dort, wo sich früher Erdgräber befanden.

Verstorbenen werden in rechteckige Steintafeln eingraviert und an die gros- sen Steinplatten gehängt. Die Urnen finden darunter in der Erde ihren vorge- sehenen Platz. Ein Felsenbirnenhoch- stamm, der zeitig im April sternenför- mige Blüten bildet und später heidelbeerartige Früchte hervorbringt, bildet das Zentrum des kleinen Urnen- friedhofs. Darum herum konstruierte der Landschaftsarchitekt eine Sitzbank aus Holz und Stahl. Zwei zwischen den Steinplatten gepflanzte Zaubernüsse dienen als farbenfrohe Auflockerung und Blickschutz. Logistik und Fingerspitzengefühl Als grosse Herausforderung dieses Friedhofsprojekts bezeichnet Beat Bolli- ger die Logistik, mussten doch sämtliche Baumaterialien den steilen Staufberg hochgefahren und am Schluss mithilfe eines Krans an ihren Platz gehievt wer- den. Hinzu kommt: «Während der Bau-

Ruhe und Rückzug «Ich wollte einen zurückversetzten, vom übrigenAreal etwas geschützten Bereich schaffen, der den Besuchern Ruhe und Rückzug bietet», umschreibt Beat Bolli- ger seine Absicht als Planer. Er arbeitete verschiedeneVarianten aus. Schlussend- lich entschieden sich die Verantwortli- chen für die Lösung mit den senkrecht aufgestellten Steinplatten aus Muschel- kalk, der vom benachbarten Steinbruch in Mägenwil (AG) stammt, und der Bei- setzung der Urnen in der Erde. Die ein Meter breiten und ein Meter 70 hohen Steinplatten wurden leicht versetzt ne- beneinander platziert und markieren eine klare Trennung zwischen Kirche, Gehweg und Urnengräbern. Über drei Treppenstufen oder einen rollstuhlgän- gigen Kiesweg gelangen die Besucher zum etwas tiefer gelegenen Urnenfried- hof. Die Muschelkalkplatten mit ihren Muscheleinschlüssen bilden das zentrale Gestaltungselement. Die Namen der

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SCHWEIZER GEMEINDE 3 l 2019

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