AKWL MB 2-2014 - 20.02.2014

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Editorial

AKWL MB 02/ 2014

Ohne Not Dienst?

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

eine Notarztpraxis im eigenen Quar- tier oder gleich für einen Rettungs- hubschrauber an jeder Hauptstraße? Damit kann man sich prima als Inte- ressenvertreter profilieren. Schließ- lich stehen ja auch im Mai Kommu- nalwahlen an. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Unser Notdienstsystem ist keine eier- legende Wollmilchsau. Aber es ist ein optimales Werkzeug, um in Zeiten eines deutlichen Rückgangs der Apothekenzahlen – wir sprechen im- merhin von weit mehr als 100 Schlie- ßungen allein in Westfalen-Lippe binnen zwei Jahren – die flächende- ckende Arzneimittelversorgung rund um die Uhr zu sichern. Das gilt nicht nur für uns: Die Kammer Nordrhein hat zum Jahresbeginn unser System übernommen, die Kollegen in Schles- wig-Holstein werden es ab dem Jahr 2015 einsetzen. Wir verstehen unsere Kammer als fle- xiblen Dienstleister, der keinem Ge- spräch ausweicht und für jedes gute Argument offen ist. Wer jetzt aber wie die Senioren-Vertreter in Ge- meinden mit fünf, sechs oder sieben Apotheken komplett innerörtliche Notdienstregelungen fordert, über- spannt den Bogen: Denn Apotheken, die zum Teil 20 oder 30 Kilometer von der nächsten Notfallpraxis entfernt sind, mit 30, 40 oder 50 zusätzlichen 24-Stunden-Dienste zu überziehen, würde die Versorgung vor Ort nicht stärken, sondern langfristig schwä- chen.

vor mehr als zwei Jahren haben wir den apothekerlichen Nacht- und Not- dienst in Westfalen-Lippe gründlich reformiert. Dies hat – Ausnahmen bestätigen die Regel – zu einer op- timierten, bedarfsgerechten Vertei- lung der Notdienst-Apotheken über unseren Landesteil und einer sehr deutlichen Entlastung vieler Apothe- ken-Teams geführt. Sie erinnern sich vielleicht auch noch an die ein oder andere Nacht, in der Sie ohne Not Dienst geschoben ha- ben. Das ist bei uns Vergangenheit, aber nicht überall in Deutschland. Ich spreche regelmäßig mit Kolle- gen, die in kleinen Städten 50 bis 70 Notdienste pro Jahr absolvieren, mit durchschnittlich weniger als zwei Kunden und Patienten. Nicht dass Sie mich falsch verste- hen: Der Notdienst ist und bleibt ein wichtiges apothekerliches Alleinstel- lungsmerkmal. Darum sorgen wir in Westfalen-Lippe nach wie vor für ein dichtes und leistungsfähiges Not- dienstnetz. Aber Apothekerinnen und Apotheker werden nicht nur in der Nacht gebraucht: In Westfalen- Lippe haben wir jede Nacht etwa 1.200 Kunden- und Patientenkon- takte, über Tag sind es aber mehr als 350.000. Wenn jetzt insbesondere die Vertre- ter der Senioren-Union landauf und landab das Thema Notdienst für sich entdecken, dann geht es weniger um konkrete Bedarfe, sondern um eine Möglichkeit zur Profilierung. Wer unterschreibt nicht gerne für mehr Notdienste bei den Apotheken, für

René Graf Vizepräsident der Apothekerkammer Westfalen-Lippe E-Mail: praesidium@akwl.de

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Mit kollegialen Grüßen

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