May 2014

ZENTRUMSENTWICKLUNG

Eine Lebensader, die ihren Namen verdient In der Agglomerationsgemeinde Horw führte die Kantonsstrasse einst als Hauptverkehrsachse mitten durchs Zentrum. Heute ist die beruhigte Strasse Mittelpunkt des Gemeindelebens.

Lange Zeit mussten die Einwohner der Gemeinde Horw, die zwischen Vier- waldstättersee, Pilatus und der Stadt Luzern liegt, auf einen belebten Orts- kern verzichten. Denn auf der Kantons- strasse passierten täglich 13 000 Perso- nen- und Lastwagen das Zentrum. Die Lärm- und Luftbelastung schränkte die Lebensqualität ein, die Durchgangs- strasse war für Fussgänger und Velofah- rer unattraktiv. Im Jahr 2004 erhielt Horw einen neuen Autobahnanschluss und -zubringer. Für diese Arbeiten war der Kanton zuständig. Die Gemeinde musste im Gegenzug Auflagen zur Ver- kehrsberuhigung im Zentrum erfüllen. Dies war die einmalige Gelegenheit, die langjährige Ortskernplanung zusam- men mit der Gestaltung der Kantons- strasse als planerische Einheit anzuge- hen und damit den Strassendorfcharak- ter loszuwerden. Dank baulichen und verkehrstechni- schen Massnahmen hat sich die Kan- tonsstrasse im Horwer Zentrum auf ei- ner Länge von 500 Metern zu einer mo- dernen und fussgängerfreundlichen Geschäftsstrasse entwickelt. Mit Dienst- barkeiten oder Landerwerb wurde vor den Liegenschaften eine hindernisfreie Fussgängerpassage geschaffen. Der ge- samte Fahr- und Gehbereich ist einheit- lich in Asphalt gestaltet. Natursteinplat- ten mit schlanken Metallpfosten und Leuchten trennen die Gehbereiche op- tisch von der Fahrbahn. Die Mittelzone mit Parkfeldern, die von beiden Seiten angefahren werden können, ist gepflas- tert und wird mit einer Baumreihe ak- zentuiert. Der Abbau von Schwellen und Hinder- nissen trägt dazu bei, dass sich Men- schen mit einer Behinderung – in Horw gibt es ein Blindenheim und eine Ar- beitsstätte für Sehbehinderte – selbst- ständiger bewegen können. Der Fuss- gängerbereich wurde zusätzlich durch- gehend mit einem taktilen Blinden- leitsystem versehen. Dank tieferen Geschwindigkeiten und gegenseitiger Rücksichtnahme sind hohe Regelungs- Hindernisfreie, lebendige Geschäftsstrasse

Die neu gestaltete Kantonsstrasse in Horw.

Bild: Gemeinde Horw

und Signaldichte kein Thema mehr – Fussgängerstreifen gibt es keine. Die umliegenden Quartiere wurden eben- falls in dasTempo-30-Regime integriert. Für die Beruhigung desVerkehrs sorgen ausserdem die Bushaltestellen, die ohne Haltebuchten auskommen und di- rekt auf der Strasse markiert sind. Mit der Umgestaltung der Kantons- strasse und der Verkehrsberuhigung wurde der öffentliche Raum zurücker- obert. Davon profitieren auch die Ge- schäfte an der Kantonsstrasse. Das Fla- nieren und Einkaufen ist nun ein Erleb- nis. Das Horwer Zentrum erhielt damit eine neue Identität. Die 13 800 Einwoh- ner zählende Gemeinde wird über ihre Grenzen hinaus als attraktiver wahrge- nommen. Die Erschliessung, die zentra- len kundenfreundlichen Parkplätze, die guten Fuss- und Radwegverbindungen und der Ladenmix tragen viel dazu bei. Eine im Jahr 2009 durchgeführte Er- folgskontrolle, bei der ebenfalls die Be- völkerung und das Gewerbe befragt wurden, ergab einen positiven Grundte- nor. Es wurde aber auch ersichtlich, dass die Halbierung des Durchgangs- verkehrs nicht erreicht wurde. Die An- Zentrum mit neuer Identität, aber immer noch vielen Durchfahrten

zahl der Durchfahrten verringerte sich um 17,5 Prozent.

Preisgünstiges Wohnen und Alterswohnen im Zentrum

Nach der Umgestaltung der Kantons- strasse und weiteren Massnahmen im Rahmen des Projekts Zentrumsaufwer- tung arbeitet die Gemeinde weiter da- ran, ihren Ortskern zu entwickeln. Zur- zeit werden neue Bauten von Bauge- nossenschaften realisiert, die von der Gemeinde im Baurecht abgegeben wur- den und preisgünstigesWohnen undAl- terswohnen im Zentrum ermöglichen sollen. Im Zusammenhang mit den neuen Bauten und der Sanierung des Oberstufenschulhauses wird die Frei- raumgestaltung des Ortskerns über- dacht und ergänzt. Angrenzend an den Ortskern befindet sich ein Entwicklungsschwerpunkt von kantonaler Bedeutung mit rechtskräfti- ger Planung, die einen neuen Stadtteil ermöglicht. Dieses Areal (120 000 m 2 ), dessen Zentrum der Bahnhof bildet und das teilweise an den Ortskern sowie an den Hochschulcampus grenzt, soll eine verbindende Funktion haben.

Manuela Bernasconi, Gemeinderätin Horw

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Schweizer Gemeinde 5/14

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