May 2014

SIEDLUNGSENTWICKLUNG

Oben ein gutes Beispiel einer kompakten Siedlungsentwicklung (Entwicklung im Bestand), unten ein Beispiel einer ungünstigen Dichtever- teilung (Konzentration auf Freiflächenentwicklung).

die Gemeinden auf Quartiersebene be- antworten können. Eine Bewertung der ermittelten Poten- ziale anhand eines Kriteriensets ermög- licht es, die tatsächlichen Entwicklungs- möglichkeiten präziser abzuschätzen. Neben der Bewertung des Ortsbildes, der Freiraumstruktur und der Versor- gung können unter anderem auch Krite- rien wie Gebäudetypologie, Bebau- ungszustand, Gebäudealter sowie pla- nungsrechtliche Rahmenbedingungen und Realisierungschancen beurteilt werden. «Gute Eignung» und «grosse Reserven» müssen aufeinandertreffen Entscheidend ist jedoch die Überlage- rung von quantitativer und qualitativer Analyse. Erst bei einer integralen Be- trachtung zeigt sich, wo Eigenschaften wie «gute Eignung» und «grosse Reser- ven» aufeinandertreffen. Andererseits zeigt die Überlagerung auch Problem- bereiche auf. Erstens dort, wo eine sehr gute Eignung besteht, aber keine Reser- ven vorhanden sind, und zweitens dort, wo grosse Reserven vorhanden sind, sich eine Siedlungsentwicklung nach innen jedoch nicht empfiehlt. In beiden Fällen muss die Gemeinde aktiv wer- Eine Arbeitshilfe Der Kanton Luzern hat für seine Ge- meinden eine Arbeitshilfe erstellt. Sie beschreibt detailliert, wie eine Strategie zur Siedlungsentwicklung nach innen ausgearbeitet werden kann. Die vier Arbeitsschritte Ana- lyse, Strategie, Umsetzung und Con- trolling werden anhand von Praxis- beispielen aus dem Kanton Luzern illustriert.

Potenziale analysieren und Eignung beurteilen

eine Gemeinde ihre inneren Reserven stärker nutzen, so kann sie dies in vier Phasen aktiv angehen. Analyse: Die Entwicklungsmöglichkei- ten innerhalb des Siedlungsgebietes werden quantitativ ermittelt und quali- tativ hinsichtlich ihrer Eignung für eine Siedlungsentwicklung nach innen be- wertet. Die Analyse kann zum Beispiel in einem sogenannten Potenzialplan zu- sammengefasst werden, welcher eine Übersicht über die vorhandenen Reser- ven einer Gemeinde gibt. Strategie: Die ermittelten Potenziale werden in eine Strategie überführt, wel- che – unter Berücksichtigung der spezi-

Mittlerweile bestehen unterschiedliche Ansätze, um die quantitativen Poten- ziale der Siedlungsentwicklung zu iden- tifizieren. Die von der ETH Zürich entwi- ckelte «Raum+»-Methodik, die in meh- reren Kantonen bereits Anwendung ge- funden hat, ist eines der bekanntesten Beispiele dafür. «Raum+» ist ein techni- sches und dialogorientiertes Werkzeug zur Ermittlung und Bewertung von Flä- chenpotenzialen. Es gibt jedoch auch kantonsspezifische Ansätze, wie etwa das Bauzonenanalysetool des Kantons Luzern (Lubat). Die Analysetools haben

in der Regel eines gemein- sam: Anhand verschiedener Indikatoren zur Raumnutzung wie beispielsweise der Ein- wohner- und Arbeitsplatz- dichte oder der realisierten Geschossfläche erhalten die Gemeinden Hinweise zu ihrer Bebauungs- und Dichtestruk- tur und entsprechend zu ih- ren quantifizierbaren Ent- wicklungsreserven. Die quantitative Betrachtung stellt jedoch nur eine Grund- lage einer Innenentwick-

fischen Qualitäten der einzel- nen Quartiere sowie der pla- nerischen Zielsetzungen der Gemeinde – das Ausmass und die Art der Innenentwick- lung für das gesamte Ge- meindegebiet definiert. Diese Strategie kann in einem Stra- tegieplan zusammengefasst werden. Umsetzung: Die Strategie wird in ein umsetzbares Set von Massnahmen übersetzt. Aus den möglichen formellen und informellen Instrumen-

Es ist wichtig zu

wissen, welche Reserven für die Entwicklung nach innen vorhanden sind.

lungsstrategie dar. Eine zentrale Bedeu- tung kommt der qualitativen Einschät- zung der identifizierten Reserven zu. Denn ob sich ein Quartier überhaupt für eine weitere Entwicklung eignet, ist in der Planungspraxis relevanter als die Ermittlung theoretisch vorhandener Entwicklungsreserven. Zudem wird in quantitativenAnalysen eine Reihe wich- tiger Themen oft nicht bearbeitet, ob- schon es sich meist umAspekte handelt, die von den Gemeinden sehr gut einge- schätzt werden können. Ist eine Ent- wicklung verträglich mit dem Ortsbild? Bleiben bei einer Verdichtung ausrei- chend Freiräume erhalten? Kann die Versorgung des Quartiers sichergestellt werden? Dies sind Fragestellungen, die

ten zur Umsetzung der angestrebten Entwicklung werden geeignete defi- niert. Die beschlossenen Massnahmen können im Umsetzungsplan und in einer Umsetzungsagenda dargestellt werden. Controlling: Die Wirksamkeit und Qua- lität der getroffenen Massnahmen wer- den regelmässig überprüft, und bei Bedarf wird das Massnahmenpaket angepasst. Der Vorteil einer solchen Herangehens- weise liegt darin, dass in jeder Phase ein diskutierbares Zwischenergebnis vorliegt. Dadurch können Anpassungen und Korrekturen im Laufe des zykli- schen Prozesses besser begründet und transparent dargestellt werden.

Link zur Arbeitshilfe: www.tinyurl.com/kd6wjr7

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Schweizer Gemeinde 5/14

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