May 2014

ZENTRUMSENTWICKLUNG

«Es braucht ein gemeinsames Vorgehen» Grundeigentümer sind bei der Erneuerung von Ortskernen zentrale Stakeholder. Der Ruswiler Gemeinderat hat deshalb einen Beauftragten ernannt, der ihre Interessenlagen ergründet und als Vermittler auftritt. Walter Moser sorgte dafür, dass das Ortskernprojekt vorankam.

Ruswil – eine ländliche Gemeinde im Luzerner Rottal, rund 14 Kilometer von Sursee und 18 Kilometer von Luzern entfernt – hat einen Dorfkern von natio- naler Bedeutung. Doch er bereitet, wie viele Ortskerne in anderen Gemeinden auch, zunehmend Sorgen: Die Liegen- schaften sind vom Verfall bedroht, die Bedeutung als Ort der Begegnung nimmt ab, und die Verkehrsbelastung steigt. Der Handlungsbedarf ist seit Jahrzehnten erkannt. In der 6700-See- len-Gemeinde wird bereits der fünfte Anlauf zur Aufwertung des Dorfkerns unternommen. Das aktuelle Projekt ist so weit fortgeschritten wie keines zuvor. Dies hat auch damit zu tun, dass der Ge- meinderat einen Ortskernbeauftragten ernannte.Walter Moser hat die Funktion seit Herbst 2008 inne. Die Idee, eine zusätzliche Ansprechper- son zu ernennen, welche die unter- schiedlichen Interessen der Grundei- gentümer ergründet und vermitteln kann, kam von der Ortsplanungskom- mission, als sie sich mit der Umsetzung des neuen Siedlungsleitbildes befasste. Der Gemeinderat ernannte mit Walter Moser einen richtigen «Rusmeler» zum Walter Moser Der 66-Jährige promovierte Volks- wirtschafter war bis Ende 2001 Bank- leiter der damaligen Volksbank Rus- wil AG (heutige Valiant) und danach Vertreter Kantone in der Projektlei- tung «Neuer Finanzausgleich» und Leiter der entsprechenden Fachstelle bei der Konferenz der Kantonsregie- rungen. Ende März ging er in Pen- sion. Moser war zudem zwölf Jahre Mitglied des Luzerner Kantonsrates. Sein Mandat als Ortskernbeauftrag- ter von Ruswil dauert noch bis 2016. Er ist ausserdem Mitglied der Pla- nungskommission Dorfkernerneue- rung. pb In Ruswil aufgewachsen und gut vernetzt

Der OrtskernbeauftragteWalter Moser im Zentrum von Ruswil.

Bild: Philippe Blatter

Ortskernbeauftragten. Der frisch Pensio- nierte ist in Ruswil aufgewachsen und kennt die Leute – optimale Vorausset- zungen, um Gespräche mit sämtlichen Grundeigentümern im Zentrum zu füh- ren. In erster Priorität sollte er diejeni- gen im Ruswiler Ortskern kontaktieren, in zweiter Priorität mit jenen im Zentrum des Ortsteils Rüediswil sprechen. Der Rüediswiler Ortskern ist in der Zwi- schenzeit aufgewertet worden: Im März 2012 öffnete der «Rottalmärt» seine Türen. Er beherbergt neben der Migros- filiale als Ankermieterin einen Coiffeur- salon, eine Dennerfiliale sowie eine Bä- ckerei mit integriertem Café und bietet mit der benachbarten Metzgerei ein um- fassendes Konsumgüterangebot. Die ersten Gespräche mit den Grundei- gentümern im Ruswiler Dorfkern führte Moser im Winter 2008/2009. «Es ging darum, zu erfahren, in welchem Zu- stand sich die Liegenschaften befinden, welches die Zukunftspläne der Grundei- gentümer sind, und ob sie allenfalls be- reit wären, die Liegenschaft zu verkau- fen», erzählt Moser. Auch ihre Anliegen an die Gemeinde nahm der Ruswiler

Ortskernbeauftrage entgegen. Schliess- lich führte Moser Gespräche mit der kantonalen Denkmalpflege und der kan- tonalenWirtschaftsförderung.

Potenzialstudie mit verschiedenen Varianten

Basierend auf den Ergebnissen der ers- ten Gespräche liess die Gemeinde eine Potenzialstudie mit diversen Varianten für die Dorfkernentwicklung ausarbei- ten. Diese wurde den Eigentümern, der Denkmalpflege und der Öffentlichkeit präsentiert. Der Gemeinderat beschloss daraufhin, die Dorfkernentwicklung auf zwei Bereiche, West und Ost, zu konzen- trieren. Der Planungsperimeter umfasst insgesamt neun Grundstücke mit einer Gesamtfläche von 4000 m 2 . Die Ge- meinde will dabei im Sektor West als Investorin auftreten und die Gemeinde- verwaltung ins Gebiet des denkmalge- schützten Chrämerhus verlegen. Das ge- samte Investitionsvolumen für den Sek- tor West beträgt rund 10,7 Mio. Fr. Zwischen Herbst 2009 und Herbst 2011 folgte die intensivste Zeit für den Orts- kernbeauftragten. Im Mittelpunkt stand

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