Kopenhagen_1905

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Spezialitäten-Theater »Scala«, Cafés und Re­ staurants. Die breiten Bürgersteige sind voll von Fussgängern, und auf dem asphaltierten Fahrdamm fahren grosse, gelbe elektrische Strassenbahnen neben leichten, offnen Droschken und Automobilen, während auf den für die Rad­ fahrer bestimmten Steigen Hunderte von Damen und Herren hierhin und dorthin radeln. An Sommerabenden erklingt hier von allen Seiten Musik, und bunte elektrische Transparente scheinen um die Wette mit den grossen weissen Bogenlampen — hier bekommt der Fremde seine ersten dauernden Eindrücke von dem sorglosen Leichtsinn der Stadt, von ihrer ge­ winnenden Gemütlichkeit und ihren Grossstadt- Aspirationen. Der grosse Rathausplatz, in den die Vester­ bros Passage mündet, ist jetzt der Mittelpunkt des modernen Kopenhagens. Der Platz wird vollständig beherrscht von dem neuen Rathaus, dem stolzen Werke des Architekten Martin Nyrop, der sich dadurch einen Weltruf erworben hat. Vornehm zurückgezogen, zugleich durch seine stilvolle Façade, in deren Mitte die Bronze­ statue des Gründers der Stadt, des Bischofs Absalon, angebracht ist und durch seine echt originale Architektur wirkend, liegt »das Haus der Bürger«, als Symbol der Regsamkeit und Tüchtigkeit des modernen Kopenhagens. Auf der einen Seite dieses stolzen Gebäudes erhebt sich der gewaltige 105 Meter hohe Rathausturm. Hier oben befindet sich das berühmte Glocken­ spiel, welches jede Viertelstunde seine eigen­ tümlichen klangvollen Töne über die-j Stadt sendet. Unter den übrigen Gebäuden des Rathaus­ platzes fällt vor allem das neue Hotel »Bristol« in die Augen, dessen Stil seinem vornehmen Gegenüber am nächsten kommt. Auch »Bristol« ist mit einem hohen Aussichtsturm versehen. Die eine Hälfte des Rathausplatzes ist eine Art Knotenpunkt für die elektrischen Strassenbahnen. Hier treffen (5—7 Linien zusammen, und ein dichter Strom von Menschen ergiesst sich ununterbrochen über diesen verkehrsreichsten Platz der Stadt. Vom Rathausplatze beginnt nämlich »der Strög«, eine Reihe von Strassen, die den Mittel-

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