Kopenhagen_1905

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Der Kopenhagener Strøg ist das Herz, oder vielleicht besser gesagt, die Pulsader der Stadt. Er trägt so recht das Gepräge der übei’all ge­ rühmten dänischen Gemütlichkeit und ist gleich­ zeitig in hohem Grade malerisch und besonders für den Fremden so interessant, weil sich hier das eigentlichste Kopenhagener Leben entfaltet. Trotz seines ehrwürdigen Alters kann der Strøg mehrere schöne und moderne Gebäude auf­ weisen. Leider ist es bis j etzt noch nicht gelungen, die schmale Frederiksberggade zu erweitern, dagegen hat die Fortsetzung derselben (die Ny­ gade) durch Erweiterung und Neubauten ein recht stilvolles Aussehen bekommen. Dasselbe gilt auch, namentlich hinsichtlich der Geschäfts­ häuser, vom Vimmelskaft und von dem hübschen Amagertorv mit seinem eigentümlichen, alten »Dyvekes Haus«. Von diesem Markte sieht man hinter den Blumenständen der Amagerinnen auf dem Hojbroplatz die neue Reiterstatue des Bi­ schofs Absalon und im Hintergründe die melan­ cholische Riesenruine der Christiansburg, welche schon über 21 Jahre als eine tote Masse mitten in der geschäftigen Stadt daliegt. Erst ganz kürzlich hat der Reichstag beschlossen, dieses Schloss zu rekonstruieren und einen Teil des­ selben als Parlamentssäle zu benutzen. Das letzte Stück des »Strøg«, die fashionable Østergade, das Dorado der Konfektionsgeschäfte, mündet in den Kongens Nytorv, dessen vor­ nehmes Aussehen nur durch die in trauriger Weise berühmte Reiterstatue Christians V, im Volksmunde »das Pferd« genannt, beeinträchtigt wird. Unzählig sind die Witze, die diese über 200 Jahre alte Statue hat über sich er­ gehen lassen müssen. In jeder Revue, die in Kopenhagen zur Aufführung gelangt, muss mindestens eine witzige Bemerkung iiber »He­ sten« enthalten sein! Kongens Nytorv wird von einigen der schönsten und monumentalsten Gebäuden der Stadt umrahmt: Das königl. Theater mit den Statuen der beiden berühmtesten Dichter Däne­ marks, Holberg und Öhlenschläger, ferner Char­ lottenburg, das Heim der schönen Künste mit seiner eigentümlichen Facade, weiter das alte Thott’sclie Palais, das Marmorhaus, das palast- älinliche Haus der »grossen nordischen Tele

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