Cellitinnen 4_2017_letzte_Fassung

Pause in das örtliche Pfarrzentrum. Toiletten! Sitzmöglichkeiten! Die Teilnehmer begrüßen die Ruhe- pause sehr und verschaffen sich Kaloriennachschub mit Bananen und Butterbroten. Es hat auch was von Marathonatmosphäre. Paul und Schwester Teresia ziehen wieder mit los. Auf meinem Weg zum Bus- parkplatz ist die Gruppe plötzlich verschwunden. Nach einer hastigen Stadtrundfahrt durch die niederrhei- nische Metropole erwische ich die Pilger an einer Ausfallstraße. Da- mit wir uns nicht wieder verlieren – denn jetzt geht es auf Wirtschafts- wegen durch Flur und Feld – soll ich hinter den Pilgern herfahren. Mit abgeblendeten Lichtern folgt der Bus im Rosenmontagszugtempo. Grandios. Die ersten Hähne haben sich schon gemeldet, das Licht ver- ändert sich ganz sanft. Kilometer später entert Paul wieder das Be- gleitfahrzeug und sanft wiegt ihn das Rosenkranzgebet in eine wei- tere Schlafrunde. 7:00 Uhr: Weeze! Der örtliche Bäcker hat schon auf und Paul kauft frische Brötchen. Im Pfarrzentrum stehen Tische für uns bereitet, es ist warm und angenehm. Jetzt kommt der Kaffee! ImWissen,

Jetzt habe ichGesellschaft: Schwes- ter Teresia nutzt die Gelegenheit, ein bisschen Luft zu holen. Auch Paul wird wach und freut sich, die indische Ordensfrau und die bus- fahrende Seelsorgerin ein bisschen auszufragen. „Warum machen die das?“ Die Tradition der Kevelaer-Wallfahr- ten ist nicht nur amNiederrhein groß. Auch aus dem Rheinland ziehen in jedem Jahr große Menschengrup- pen in den beliebten Wallfahrtsort, um vor demwinzig kleinen Gnaden- bild der Gottesmutter Kerzen auf- zustellen und alle Sorgen dort zu lassen. Und wer geht, betet doppelt. Also ist die Wallfahrt zu Fuß schon ein starkes Motiv. Die Materborner legen noch einen drauf, wenn sie nachts von ihrer Pfarrkirche aus star- ten. Die Älteren wissen davon noch zu erzählen: „Da sind wir mindestens sieben Stunden durchgegangen! Und keiner blieb zurück.“ Unsere Gruppe wird den traditionel- len Weg in sechs Stunden machen. Inge Apeldoorn führt die Gruppe, auch ohne Karte, Navi oder GPS. Wir erreichen Goch und dürfen zur

dass es nur noch sieben Kilometer sind, wird angeregt gefrühstückt. Und weiter zum letzten Zwischen- ziel, der Hubertus-Kapelle in Keylaer. Dort überholen uns die Radpilger.

… nach Kevelaer

Nun hält es wirklich niemanden mehr im Auto. Alle wollen das letzte Stück zu Fuß gehen, den Turm der Basilika im Blick. Die Füße tun weh. Trotzdem: Alle strahlen. Beim festlich gestalteten Pontifikal- amt mit dem Speyerer Bischof Karl- Heinz Wiesemann geht die Euphorie in eine verdiente leichte Müdigkeit über. Den besonderen päpstlichen Segen, zu dessen Spendung der jeweilige Pfarrer von Kevelaer seit Jahrhunderten die Erlaubnis hat, und der – verbunden mit Beichte und Gebet – einen vollkommenen Ablass gewährt, erleben viele Fuß- pilger eher müde und dankbar. Trotzdem: Toll war es! Vor allem die Gruppe war großartig. Und der Weg. Nächstes Jahr gehen wir wieder! „Muss sein“, sagt Paul. Maria Adams Mitarbeiterseelsorgerin

Gnadenkapelle

Am Ortsrand von Kevelaer angekommen

CellitinnenForum 4/2017 39

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