Cellitinnen 1_2016

Idee | Einsatz

Am Rand der Gesellschaft Dr. Rüdiger Burkard versorgt obdachlose Menschen in Köln

Dr. Rüdiger Burkard, Facharzt der Radiologie im St. Vinzenz-Hospital, behandelt in seiner Freizeit ehren- amtlich obdachlose Menschen. Das CellitinnenForum sprach mit ihm über sein Engagement. Herr Dr. Burkard, Sie behandeln eh- renamtlich obdachlose Menschen in Köln. Wie kamen Sie dazu? Ich habe imFernsehen einen Bericht dazu gesehen und mir gedacht, das könnte ich doch auch machen. Ge- dacht, gemacht: Ich habe bei der Stadt Köln angerufen und wurde an Dr. Peter Krebs weitergeleitet. Krebs ist der Projektinitiator und mit 88 Jahren ein sehr erfahrener Me- diziner. Er ist ehemaliger Chefarzt des St. Agatha-Krankenhauses. Über ihn läuft die Organisation der Obdachlosenversorgung. Erst habe ich einen Abend lang hospitiert, um zu schauen, ob das was für mich ist. Dann wurde ich fest eingeplant. Wie oft ist der Bus unterwegs? Immer montags und mittwochs, von 21–23 Uhr. Treffpunkt ist am Appellhofplatz. Dort stehen zwei Busse bereit. Im Bus der Emmaus Gemeinschaft Köln e.V. erhalten die Obdachlosen Essen und Kleidung. In dem anderen Bus nehmen wir die medizinischen Behandlungen vor. Wir arbeiten übrigens alle ehren- amtlich. Wen behandeln Sie dort? Wir versorgen ausnahmslos Ob- dachlose, Männer wie Frauen. Die

Wie oft sind Sie im Einsatz? Wir sind rund zehn Ärzte, die sich die Arbeit teilen. Ich übernehme im Durchschnitt einmal im Monat einen Dienst. Gab es in der kurzen Zeit schon besonders bewegende Begegnun- gen? Bisher ist es dieSumme aller Schick- sale, die mir zu Herzen gehen. Die obdachlosen Menschen haben ein so hartes Leben: Kein Dach über dem Kopf und jeden Tag die Frage, wie komme ich an Essen und wo schlafe ich. Der Weg zurück in die Gesellschaft ist schwierig.

meisten sind zwischen 20 und 70 Jahre alt.

Wie muss man sich die Versorgung vorstellen? Der Bus bietet nur eingeschränkte Möglichkeiten der Behandlung und ist nur für die Notversorgung ausgestattet. Stellen wir fest, dass der Patient eine intensivere Unter- suchung benötigt, stellen wir ihm eine Art Überweisung aus. Dann kann er zu einer Praxis am Bahn- hofsvorplatz gehen, die speziell für Obdachlose ist. Dort werden sie dann behandelt. Im Bus versor- gen wir in der Regel Wunden oder Infekte, die aufgrund mangelnder Pflege entstehen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Spendenkonto: Gesundheit für Wohnungslose e.V. Dr. med. Peter Krebs, 1. Vorsitzender Trakehner Straße 18 · 50735 Köln Bankverbindung IBAN: DE11 3705 0198 1932 7238 59 · BIC: COLSDE33

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