Cellitinnen 1_2018

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Onkologische Geriatrie Begleiterkrankungen des Alters bei Krebspatienten im Blick haben

in der Regel älter als 70 Jahre und haben mehrere Begleitkrankheiten. Auf der 20 Betten umfassenden Sta- tion werden die Patienten eingehend und nach festgelegten Standards auf vorliegende altersassoziierte Er- krankungen und Einschränkungen untersucht. Im Anschluss daran kümmert sich ein Team aus Ärzten, Pflegenden, Physio- und Ergothe- rapeuten, Ernährungs- und Sprach- sowie Schlucktherapeuten, Neuro- psychologen und Sozialarbeitern um die Patienten. Jeder Therapie- plan ist dabei auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten des Patienten und seine onkologische Behandlung abgestimmt. Die meisten Patienten der ‚Sektion für Onkologische Geriatrie‘ leiden zusätzlich zu ihrer Krebserkrankung an Herz-Kreislauf-Beschwerden (82 Prozent) oder Lungen- und Atem- wegserkrankungen (43 Prozent). Immerhin 83 Prozent nehmen da- gegen mehr als fünf Medikamente täglich ein. Durch die multidiszipli- näre Behandlung gleichzeitig auf- tretender geriatrischer Erkrankun- gen können viele Patienten wieder selbstständig ihren Alltag meistern und die onkologische Therapie muss nicht abgebrochen werden. Der ‚Barthel-Index‘ zur Beurtei- lung der alltäglichen Fähigkeiten konnte durchschnittlich von 45 auf 55 Punkte gesteigert werden. Mit dieser Methode werden die alltäg- lichen Fähigkeiten auf einer Skala von 0–100 gemessen.

Intensive Betreuung

Krebs tritt in jedem Lebensalter auf. Ältere Menschen sind jedoch er- heblich häufiger betroffen als junge. Betagte und hochbetagte Patienten leiden zudem unter weiteren, mit dem Alter einhergehenden Erkran- kungen, zum Beispiel Herz- oder Nierenschwäche, Diabetes und Bluthochdruck. Hinzu kommen noch altersbedingte Einschrän- kungen wie Sturzneigung oder nachlassende Gedächtnisleistung. Bei einer onkologischen Therapie können leicht Verschlechterungen solcher Probleme oder auch Wech- selwirkungen mit anderen Arzneien auftreten. Es bedarf daher nicht nur der angepassten onkologischen Behandlung, sondern auch die weiteren, sogenannten ‚altersas- soziierten‘, also altersbedingten Er- krankungen und Einschränkungen müssen im Blick behalten werden. In vielen Fällen ist daher ein on-

kogeriatrisches ‚Co-Management‘ angezeigt.

Mit der ‚Sektion für Onkologische Geriatrie‘ steht am Kölner St. Ma- rien-Hospital seit Kurzem ein spe- zialisiertes Versorgungsangebot für ältere Patienten mit Krebserkran- kungen zur Verfügung. Der Fach- bereich ist Teil der geriatrischen Akutklinik und wird geleitet von Priv.-Doz. Dr. med. Valentin Goede, Facharzt für Innere Medizin, Häma- to-Onkologie und Geriatrie. Dem Mediziner ist eine enge Zusam- menarbeit mit den onkologischen Praxen, Ambulanzen, Kliniken und Zentren wichtig. Das Versorgungsangebot richtet sich an Patienten, die kürzlich onko- logisch behandelt wurden, weiterhin in onkologischer Behandlung sind oder diese antreten werden. Sie sind

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