GOLF TIME 4/2017

COVER | JON RAHM

Doch viel schlimmer als Jons fehlende Sprachkenntnisse war, dass seine golferischen Leistungen nicht dem entsprachen, was sich sein neuer Trainer von ihm erhofft hatte. Tim Mickelsons Geduldsfaden riss schließlich nach der ersten Runde des dritten Mann- schaftsturniers der Saison, in dem Jon Rahm mit einer 77 erneut das schlechteste Ergebnis seines Teams einbrachte. „Ich habe meinem Assistenztrainer gesagt: der Junge schafft es nicht. Er schafft es nicht in der Schule und er spielt nicht gut“, erin- nert sich Mickelson. „Wer kommt als Ersatz in Frage?“ Anstatt sich Sorgen zu machen, blieb Rahm jedoch tiefenentspannt. „Keine Sorgen. Ich fühle mich gut“, beruhigte Jon seinen Coach. Dann spielte er in den folgenden beiden Runden des Turniers eine 64 und eine 65, wurde Zweiter imKlassement und überzeugte Mickelson mit dieser Leistung davon, weiter- hin an ihm festzuhalten. Eine kluge Entschei- dung, denn nur zwei Turniere später begann Jons Siegesserie als College-Golfer, in deren Verlauf er elf Titel gewann. Nach Tims Bruder Phil Mickelson (16 Siege) wurde Jon Rahm der erfolgreichste Spieler in der Geschichte des ASU Golf Teams. Innerhalb von vier Jahren gewann er alle wichtigen Amateur- Titel (u. a. als erster Spieler überhaupt zwei- mal den Ben Hogan Award) und führte sogar über 60 Wochen die Amateurweltrangliste an. Ganz nebenbei lernte der Spanier auch nahezu akzentfrei Englisch zu sprechen (vor allem dank seiner Liebe zu amerikanischer Rap-Musik) und schaffte seinen College-Ab- schluss in Kommunikationswissenschaften.

UMSTELLUNG Jons Freundin Kelley Cahill ist eine ehemalige Speerwerferin der ASU. Sie sorgte für eine Ernährungs- umstellung bei Jon, da er Milch- produkte, Gluten, Olivenöl und größere Zuckermengen nicht verträgt

TRAINER, MENTOR, MANAGER Als Jon Rahm nach der Schule beschloss, ein Jahr in den USA zu studieren, wurde er von allen namhaften Universitäten abgelehnt. Nur Tim Mickelson, der Bruder des großen Phil Mickelson, gab ihm eine Chance, sich an der Arizona State University weiter- zuentwickeln – eine Win-win-Situation für beide. Heute ist Tim Mickelson Jon Rahms Trainer und Manager eines der besten Profigolfer der Welt. Jon Rahm über Tim Mickelson: „Ich weiß nicht, ob ich ihm das je persönlich gesagt habe, aber während meiner Unizeit in den Staaten war Tim wie ein Vater für mich. Er war derjenige, zu dem ich kommen k0nnte, wenn ich Hilfe oder einen Rat benötigte. Er hat in all den Jahren so viel dazu beigetragen, dass ich der Spieler werden konnte, der ich heute bin.“

DREAM-TEAM Ein Vorgeschmack auf den Ryder Cup 2018? Sergio García und Jon Rahm harmonieren auch abseits des Golfplatzes sehr gut miteinander

30

GOLF TIME | 4-2017

Made with