CholeraInDanemark_1874

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Krankheit ist, dass der Ansteckungsstoff hauptsächlich in den Dejec- tionen enthalten ist, sowie in allen Stoffen, die m it denselben verun­ reinigt werden, dass ferner das Brunnenwasser durch die Aborte inficirt, und dadurch eine epidemische Verbreitung hervorgerufen werden kann. Was wir aber von der Cholera nicht w issen, bildet wohl den grösseren Theil; wir wissen z. B. nicht, ob andere Secrete oder Flüssigkeiten des Organismus, z. B. Harn, B lut ebenso ansteckend sind, wie die Dejectionen; auch wissen wir nich t, wie lange, und unter welchen Bedingungen der ansteckende Stoff seine Wirksamkeit behält, oder durch welche Mittel derselbe am besten zerstört werden kann u. s. w. Ueber die Flüchtigkeit des ansteckenden Stoffes haben wir auch nur sehr wenige Erfahrungen, und wollte man sich in dieser Be­ ziehung auf die panspermatische Theorie stützen, so würde es m it den auf Grund derselben zu treffenden Massregeln sehr übel bestellt sein. Lassen wir indess auch in dieser Beziehung die Theorien bei Seite, und halten wir uns ausschliesslich an die „makroskopische“ Erfahrung, so sind wir genöthigt, ein Z i m m e r c o n t a g i u m anzu­ nehmen. Wir wissen nämlich, dass, wenn Cholerakranke zusammen m it anderen Kranken in einem Saale untergebracht werden, häufig einige der letzteren von der Cholera befallen werden; nie geschieht es ab e r, dass a l l e Nicht - Cholerakranken a u f e i n m a l von der Krankheit ergriffen werden, was dafür zu sprechen scheint, dass das Contagium kein flüchtiges ist. Man ist gewöhnlich geneigt, den Charakter der Cholera und die Art und Weise der Verbreitung derselben als ganz eigenthümlich hinzustellen, und man hat sich namentlich darauf gestützt, dass es in so seltenen Fällen gelingt, die Art der Verbreitung nachzuweisen. Man übersieht indess dabei, dass dies auch bei allen anderen epidemischen Krankheiten der Fall ist, namentlich in allen grösseren Städten, wo der menschliche Verkehr ein so complicirter ist. Um dies zu illustriren theile ich nachstehende Erfahrungen mit, die sich aus der letzten grossen Blatternepidemie in Kopenhagen ergaben. In jedem von den zwei Krankenhäusern, wo die Blatternkranken untergebracht waren, wurde ein jeder Patient sehr genau darüber

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