CholeraInDanemark_1874

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geringer ist, am schwersten in den Hauptstädten, von welchen sonst alle Fortschritte der Wissenschaft herrühren. Das mag auch der Grund sein, warum wir bis jetzt in epidemiologischer Beziehung so wenige Fortschritte gemacht haben, umsomehr, als die Erfahrungen über die Verbreitung epidemischer Krankheiten die von dazu geeig­ neten Localitäten herrühren, so wenig bekannt sind. In Norwegen, welches zufolge seines ganzen coupirten Terrains und der zerstreut wohnenden Bevölkerung sich ganz dazu eignet, solche Beobachtungen anzustellen, sind über die Verbreitungsart einzelner epidemischer Krankheiten, wie z. B. des typhoiden Fiebers, des exanthematischeu Typhus, der Dysenterie u. s. w. von mehreren norwegischen Pro­ vinzialärzten, Homann, Thoresen etc. so genaue Beobachtungen ge­ macht worden, wie dies nirgend sonst der Fall 'war. Denselben hohen Werth haben jene Beobachtungen, die von Prof. Panum seit meh­ reren Jahren auf den Farör-Inseln gemacht wurden, wo zuerst die Incubationszeit für die Masern und das Stadium ihrer grössten Ansteckungsfähigkeit mit Bestimmtheit constatirt wurde. Von dieser Erfahrung ausgehend, spreche ich die Meinung aus, dass Indien, obgleich gewöhnlich das Gegentheil angenommen wird, vielleicht am wenigsten dazu geeignet sein dürfte, die Verbreitungs­ art der Cholera zu eruiren. Wie es gewöhnlich der Fall ist in Ländern und Ortschaften, wo eine Krankheit endemisch ist, herrscht entweder die miasmatische oder die geognostische Theorie aus­ schliesslich; und ich glaube daher, dass mehrere Monographien oder Berichte, die aus Indien stammen, mit Bezug auf den wirklichen Stand dieser Verhältnisse nicht massgebend sein können. Diese Meinung ist in der allerneuesten Zeit unterstützt worden durch die sehr interessante Discussion, die in der epidemiologischen Gesell­ schaft in London im Frühlinge dieses Jahres stattfand, hervorgerufen durch den letzten Bericht des Dr. Cunningham. — Es dürfte daraus der Schluss gezogen werden, dass die Resultate von Untersuchungen in Indien, die seitens europäischer, selbst der angesehensten Aerzte angestellt w erden, wenn sie nur kürzere Zeit daselbst verweilen können, sehr zweifelhafte sein dürften. Auf der anderen Seite lässt es sich nicht läugnen, dass, wenn

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