Vitamin K 2-2020

Neues aus der Medizin

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Viele kleine Gefäße verlaufen kranzförmig rund um das Herz und versorgen den Herzmuskel mit Blut. Lagert sich an den Innenwänden Kalk an, verhärten die Gefäße, werden starr und verengen sich. So wird der Herzmuskel nur noch unzureichend mit Blut und den darin transportierten Nähr- stoffen und Sauerstoff versorgt. Symptome wie Schmerzen, Enge in der Brust oder Atemnot beeinträchtigen die Betrof- fenen sehr. Mediziner sprechen dann von einer Koronaren Herzkrankheit (KHK). Während die Beschwerden anfangs nur bei körperlicher Anstrengung auftreten, werden sie mit zunehmender Verkalkung schlimmer und können einen Herzinfarkt auslösen. Neben einem höheren Lebensalter gibt es weitere eindeu- tige Risikofaktoren, die für die Entwicklung einer KHK ausschlaggebend sind: genetische Faktoren, Rauchen, Bewegungsmangel, Fehlernährung und Übergewicht, Blut- hochdruck, Diabetes mellitus sowie psychosozialer Stress. Liegen gleich mehrere Risikofaktoren vor, addiert sich die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung nicht einfach, sondern steigt überproportional an. Nicht zuletzt deshalb gilt die KHK als Volkskrankheit mit einem hohen Risiko, daran zu versterben. Die behandelnden Ärzte werden durch starke Verkalkungen der Herzkranzgefäße immer wieder vor große Herausforde- rungen gestellt. Die herkömmliche Aufdehnung mit einem Ballon kann die Veränderungen häufig nicht ausreichend beseitigen. Auch das „Auffräsen“ mit einem Diamantbohrer (Rotablation) ist nicht in jedem Fall das beste Mittel. „Doch jetzt können wir mit einem speziellen Ballonkatheter sehr ausgeprägte und hartnäckige Verkalkungen mithilfe von Stoßwellen zertrümmern“, beschreibt Chefarzt Prof. Dr. Jan-Malte Sinning eine neue Behandlungstechnik, die im St. Vinzenz-Hospital angewendet wird. Shockwave heißt das Verfahren, bei dem über einen Ballon Schallwellen mit einem Druck von bis zu 50 bar erzeugt werden, die den Kalk zertrümmern, das umliegende Gewebe aber nicht verletzen. So kann sich eine Gefäßstütze (Stent) optimal im Herz-

Die koronare Lithotripsie: Stoßwellen für die Herzkranzgefäße Stoßwellenbehandlungen um Nieren- oder Gallen­ steine zu zertrümmern, sind in der Medizin schon lange bekannt. Jetzt wird dieses technische Verfahren an einigen Kliniken auch bei verkalkten Herzkranz­ gefäßen eingesetzt. Der abgelagerte Kalk wird durch die Stoßwellen zerkleinert. Die schonende Behand- lung dauert wenige Minuten und kann den Patienten eine Bypass-Operation ersparen.

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Neue Wellen für das Herz Effektives Verfahren für verkalkte Gefäße im St. Vinzenz-Hospital Verhärteten und starren Gefäßen rund um das Herz kommen die behandelnden Ärzte normalerweise mit einem Ballon, der das Gefäß aufdehnt, oder einem Diamantbohrer bei. In der Kardiologie des St. Vinzenz-Hospitals wird nun ein schonenderes, aber durchaus effektives Verfahren eingesetzt: die Stoßwellentherapie. Dabei geht es den Gefäßverkalkungen in einem ähnlichen Verfahren wie sonst den Nierensteinen an den Kragen.

kranzgefäß entfalten und es von innen sicher stabilisieren. Die neue Therapie ist nicht nur schonend, sondern dient auch langfristig dem Ziel, die bestehenden Beschwerden zu mindern – in Häufigkeit und Schwere ihres Auftretens. „Dies verbessert die körperliche Belastbarkeit der Patienten und somit zugleich ihre Lebensqualität“, weiß Prof. Dr. Sinning. „Trotzdem kommen die Patienten nicht darum herum, die beeinflussbaren Risikofaktoren konsequent zu reduzieren, wenn sie langfristige Erfolge erzielen möchten“, mahnt der Kardiologe an. Mitte diesen Jahres wurde der erste Patient von Chefarzt Prof. Dr. Sinning und dem Leitenden Oberarzt Dr. Jan Pulz mit dieser neuen Methode behandelt. Inzwischen sind weitere Patienten hinzugekommen, sie alle sind mit dem Behandlungserfolg zufrieden. „Wir freuen uns sehr, dass es den Patienten so gut geht, und wir ihnen eine Bypass- Operation ersparen konnten“, freut sich Prof. Dr. Sinning. „Zukünftig wird dieses Verfahren bei entsprechend starken Verkalkungen oder nicht vollständig entfalteten Stents bei uns routinemäßig zum Einsatz kommen.“

Chefarzt Prof. Dr. Jan-Malte Sinning Klinik für Innere Medizin III – Kardiologie und Rhythmologie Tel 0221 7712-351

inneremedkardio.kh-vinzenz@cellitinnen.de www.vinzenz-hospital.de

St. Vinzenz-Hospital | Köln-Nippes

Vitamin K – Das Gesundheitsmagazin für Köln – Ausgabe 2.2020

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