Satzwerkstatt Anleitung Primarstufe

P R I MAR S T U F E SATZWERKSTATT

1.3

Lernen – Wissen – Regeln

Auf diese Weise wird grammatisches Wissen aufgebaut: Das Sprachge- spür bildet das Fundament und Beispiele helfen dabei, „Eigenregeln“ zu erstellen. Aber erst die Bestätigung führt dann zum Wissen. Ohne die Rückmeldung, dass eine Hypothese (z. B. Es kommt auf die Betonung an. ) zutreffend ist, kann Lernen nicht stattfinden. Nach der Prüfung anhand o. g. Fragen ist die Regel, bei welchen Verben das Partizip Perfekt mit und bei welchen es ohne ge- gebildet wird, möglicherweise bereits bekannt. Es ist klar, dass das Partizip Perfekt bei Verben mit der Endung -ieren und bei Ver- ben mit den Vorsilben be- , ent- , er- , ge- , ver- und zer- ohne ge- gebildet wird. Darüber hinaus ließ sich eventuell auch noch herausfinden, dass Verben, die nicht auf der ersten Silbe betont werden, kein ge- im Partizip Perfekt haben. Die endgültige Ge- wissheit all dessen ergibt sich aber erst dadurch, die Regel in einem Grammatikwerk nachzuschlagen und bestätigt zu finden. 4 Die Übungen der SATZWERKSTATT folgen diesem grundlegenden Lern­ prinzip: Fast jede Übung ist mit einer Möglichkeit zur Selbstkontrolle versehen. So können die Schülerinnen und Schüler (unabhängig von einer Fremdkon- trolle) ihre Lösungen nach der Durchführung einer Übung sofort selbst überprüfen. Auch ohne grammatisches Wissen ist es möglich, ein weitgehend korrek- tes Hochdeutsch zu sprechen und zu schreiben. Grammatisches Wissen kann in Zweifelsfällen dabei helfen, den richtigen Sprachgebrauch zu erschließen. Wahrscheinlich wird kaum jemand die Regel, wann das Partizip Per- fekt mit und wann es ohne ge- gebildet wird, auswendig lernen und für alle Zeit behalten. Diese Regel kann jedoch jederzeit aus den Beispielen des eigenen Sprachgespürs heraus generiert werden. Ziel des Unterrichts ist es daher nicht, den Schülerinnen und Schülern Grammatikregeln zu vermitteln oder diese sogar auswendig lernen zu lassen. Viel wichtiger ist es, das Sprachgespür weiterzuentwickeln (Sprachübungen mit Selbstkontrolle) und die Schüler(innen) dazu an- zuregen, über Sprachstrukturen nachzudenken sowie Hypothesen und „Eigenregeln“ zu entwickeln, die dann durch grammatische Prinzipien verifiziert werden können (und nicht umgekehrt!). Aus diesem Grund ist mit der SATZWERKSTATT und mit dieser Ein- führung kein Kompendium der deutschen Grammatik verbunden. Die Übungen der SATZWERKSTATT bilden weder das gesamte Feld der deutschen Grammatik ab, noch sind sie darauf ausgerichtet, explizites Grammatikwissen zu vermitteln. Die Übungen sollen dabei helfen, das grundlegende Sprach- und Rechtschreibgespür zu entwickeln, von dem aus sich dann Grammatikwissen entfalten kann.

4 Wird ein Verb nicht auf der ersten Silbe betont, so wird das Partizip Perfekt ohne ge- gebildet (z. B. summieren , verlaufen , widerspre- chen ). Das ist auch dann der Fall, wenn so ein Verb mit einer betonten Vorsilbe verknüpft wird (z. B. aufsummieren ). Diese Regel lässt sich anhand einiger Verben bereits mit Hilfe des Sprachgespürs prüfen.

Allgemein: Lernen findet nur dann statt, wenn eine (möglichst zeitnahe) Rückmeldung besagt, ob eine Lösung (Hypothese) zutreffend ist oder nicht.

1.4

Wie viel grammatisches Wissen ist überhaupt erforderlich?

4

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