GOLF TIME 1-2017

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und der dann irgendetwas tat. Das hat schon früh meine Kreativität gefördert. Es gab keinen Golfplatz in der Nähe, daher nutzte ich unser Haus als Spielwiese. Ich malte einen Kreis in unsere Einfahrt als Loch und dann spielte ich einmal rechts ums Haus herum und anschließend links herum zurück. Über Bäume und darunter hindurch, über das Hausdach und um die Ecken. Dadurch entwickelte ich schon früh das Gefühl, wie man Schläge gezielt manövriert – und es machte mir sehr viel Spaß, denn es klappte mit der Zeit immer besser. BuBBa üBER … den griff Das Erste, was mich mein Vater lehrte, als er mir damals den Schläger schenkte, war der Griff. Obwohl er selbst kein besonders guter Golfer war, wusste er um die Bedeutung eines korrekten Griffs für den Treffmoment. Alle großen Namen des Golfsports mögen zwar einen unterschiedlichen Stil und eine unter- schiedliche Herangehensweise haben, was sie aber alle gemein haben, ist, den Ball immer sauber und konstant gut zu treffen. Mein Vater ließ mich also mit dem rich- tigen Griff zunächst einfach nur schwingen, damit ich selbst ein Gefühl dafür bekam, wie sich ein offenes oder geschlossenes Schläger- blatt anfühlte. Und was es jeweils bewirkte. Mein Vater war ein furchtbarer Golfer ( lacht ). Jetzt, da er nicht mehr bei uns ist, kann ich das ja sagen. Ich glaube, er hat es in seinem Leben nur eine Handvoll Mal geschafft, Run- den in den 80ern zu spielen. Aber Golf ist natürlich mehr als nur das Spielen um Tro- phäen. Ich sehe es auch als die Möglichkeit, gemeinsame Zeit mit der Familie zu verbrin- gen. Meine Mutter hat nie damit angefangen, aber mein Vater und auch meine Schwester spielten Golf. Da ich der Jüngste war, machte meine Mutter immer Caddie für mich und so verbrachten wir vier viel Zeit miteinander. Irgendwann stellte sich dann heraus, dass ich gut im Golfen war, aber dennoch bedeutet es für mich nach wie vor die Möglichkeit, Zeit mit meiner Familie zu verbringen. BuBBa üBER … golf und zeit mit der familie BuBBa üBER … erfolg auf der tour Der Lernprozess stellte sich bei mir nur sehr langsam ein, als ich auf der Nationwide Tour (heute Web.com Tour; Anm. d. Red. ) anfing. Ich komme aus einem kleinen Ort und mag keine großen Menschenmengen. Ich musste

Masters 2014: Bubba auf dem Weg zu seinem zweiten Green Jacket

also erst einmal lernen, mit den vielen Kame- ras vor meinem Gesicht umzugehen oder wie man Interviews gibt. Wenn man mir direkt nach der Runde ein Mikrofon vor die Nase hält, dann erzähle ich einfach los, so, wie es war. Ich wurde dazu erzogen, stets die Wahr- heit zu sagen, und so halte ich nichts zurück. Mit der Zeit habe ich dann gelernt, mich etwas zurückzunehmen und mit Situationen besser umzugehen, die mich frustrierten. Für mich gab es während meiner ersten drei Jahre dort, und auch nach meinem ersten Jahr auf der PGA Tour, eine Menge Höhen und Tiefen. Ich war immer so nervös und aufgeregt, dass ich fünf Jahre brauchte, um meinen ersten Sieg (Travelers Championship 2010; Anm. d. Red. ) zu holen. Ich mühte mich weiter, kämpfte und kam langsam dahinter, wie ich es anstellen musste. Ich fand dabei heraus, dass Golf letzt- lich nur ein Sport ist und keinerlei Einfluss auf mein privates Leben und meine Familie haben müsste. BuBBa üBER … veränderung in seinem leben Im Jahr 2009 erkrankte mein Vater schwer und verstarb ein Jahr später. Das war auch das Jahr, in dem ich mein erstes Turnier auf der PGA Tour gewann. Damals habe ich mich zudem zum ersten Mal für den Ryder Cup qualifiziert, und von da an ging es steil bergauf.

Als ich 2012 das Masters zum ersten Mal gewann, fühlte ich mich zurückversetzt in meine Rookie-Saison, denn auf einmal war dieses enorme Interesse an meiner Person wieder so hoch wie seitdem nicht mehr. Die Medien, die Sponsoren und natürlich auch die Fans möchten noch mehr von einem. Also zog ich mich wieder zurück und musste nach neun Jahren erneut lernen, damit in diesem Ausmaß umzugehen. Das war ein schwieriges Jahr für mich, vor allem, was meine Form auf dem Platz anging. Dann wurde ich 2012 auch noch zum ersten Mal Vater – Angie und ich hatten Caleb zwei Wochen vor dem Masters adoptiert. Dass ich dann auch noch das Green Jacket holte, stellte meine Welt zu dem Zeitpunkt komplett auf den Kopf.

BuBBa üBER … seine selbst gesteckten ziele Natürlich möchten wir alle so

erfolgreich sein wie Tiger, aber man muss sich rea- listische Ziele stecken. Ich habe einmal in

Masters-Titelvertei- diger 2014: Watson mit seinem zweiten Green Jacket

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