GOLF TIME 1-2017

COVER | DONALD TRUMP

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ollte man in einem Wörterbuch den Begriff „polarisierend“ erläutern, würde es genügen, ein

Bild von Donald Trump zu zeigen. An keinem anderen Politiker oder Unternehmer haben sich die Geister in jüngster Zeit so geschieden wie an dem 70-jährigen Immobilien-Mogul, TV-Star, Kasino- und Golfplatz-Eigentü- mer und aktuell auch Präsidenten der USA. Seine Unterstützer halten ihn nach wie vor für die Antithese des modernen Politi- kers, ein ehrlicher Kerl, der kein Blatt vor den Mund nimmt und einzig Brandstifter, dessen Weg ins Weiße Haus mit Lügen und falschen Versprechen gepflastert ist. Es ist schlicht unmög- lich, sich nach den vergangenen zwei Jah- ren noch ein objektives Bild vom Menschen Donald Trump zu machen. Zuweilen muss man daran zweifeln, dass er sich noch selbst wiedererkennt. Doch nach wie vor gibt es eine bewährte Methode, die Persönlichkeit eines Menschen zu ergründen: Man spielt eine Runde Golf mit ihm. Im Frühjahr 2014 wollte Trump zwei seiner Neuerwerbungen auf den britischen Inseln begutachten, Turnberry an der schottischen Westküste und Doonbeg im Südwesten Irlands. Als dritter Punkt seiner Geschäfts- reise stand ein Tag auf den Trump Inter- national Golf Links in Aberdeen, die 2012 eröffnet wurden, auf der Agenda. Trumps GolfschwunG in der deTailanalyse european Tour-Golftrainer nick Bradley analysiert Trumps schlagtechnik: In seiner Jugend war Donald Trump nachweislich ein beeindruckend guter Golfer, der aktuell immer noch Hcp –2.8 spielen soll. Wenn ich mir seinen Bewegungsablauf so betrachte, gibt es nichts, was dem widerspricht. Sein Schwung, wie sollte es anders sein, fußt auf einem soliden Stand und viel „Power“. Im Detail betrachtet: Amerikas Interessen und vor allem die der Arbeiterklasse vertritt. Der Rest der Welt sieht ihn vornehmlich als dreisten, scheinheiligen

Trump üBer … eInen „gooD DeAL“

»Die Tatsache, dass ich gute Deals mache, erlaubt es mir, beliebig viel Geld in diese Anlage zu stecken. Ich habe keine Ahnung, was dabei herausspringt, und es interessiert mich auch nicht«

lierte: „Siebter? Nur Siebter?“, beschwerte er sich ohne ein Wort der Begrüßung. „Auf keinen Fall können wir nur Siebter sein. Wir sind besser als alle anderen Plätze!“ Jeder andere Golfplatzbetreiber wäre entzückt gewesen, wenn seine Newcomer- Wiese in unmittelbarer Nachbarschaft des Old Course in St. Andrews, Royal County Down, Muirfield oder Royal Dornoch einsor- tiert worden wäre. Doch Trump interessiert nur die Nummer eins. In seiner alternativen Realität muss wohl jedes Produkt, das seinen Namen trägt, automa- tisch als das Non-

Wir trafen uns um 9 Uhr morgens am ersten Abschlag. Gerade

hatte Trump erfahren, dass sich seine Spiel- wiese in dem von uns veröffentlichten Ranking der „Top 100 Golfplätze in Groß- britannien und Irland“ auf Rang 7 verbes- sern konnte. Als wir vor zwei Jahren erstmals in den Genuss kamen, den Platz zu spielen, wurde dieser als bester Neueinsteiger in der Geschichte der Top 100 eingestuft. Gutes Timing und sicher auch ein

positiver Impuls zu Beginn der gemeinsamen Runde. Doch falsch gedacht. Als ich auf der Range Bälle schlug, kam Trump mit der Top-100-Liste in der Hand auf mich zugeschossen, während er aufgeregt gestiku-

Trump üBer … TruMP InTernATIonAL

plusultra aner- kannt werden – sonst wird er zornig. ImVer- lauf unserer Runde begeg-

»Meine Vision war, das groß­ artigste Stück Land zu kaufen. Diese Dünen sind Millionen Jahre alt. Die Leute sagten: „Halt dich fern davon!“ Aber die Dünen werden uns noch lange überdauern«

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Trump steht über dem Ball mit der typischen Haltung eines großen Mannes. Mir gefällt, wie sich in der Stellung seiner Hüfte der Lie-Winkel seines Schlägers widerspiegelt.

Donald Trumps erste Bewegung weg vom Ball ist etwas flach und rund. Die Stellung des Schlägerblatts jedoch ist perfekt, was einiges wieder ausgleicht.

In dieser Position gefallen mir seine Winkel. Die Knie, die Hüfte, der linke Arm und die Schlagfläche kor- respondieren miteinander.

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