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Smart Metering

Smart Metering

50,2 Magazin | 08.2022

50,2 Magazin | 08.2022

Neues Geschäft Das bisherige Kerngeschäft der Versorger – Stromhandel und Netz betrieb – kommt an seine Grenzen. Interessante Alternativen finden sich

Referentenentwurf zum „Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende“

systematisch beantwortet, verbessert nicht nur seine Kundenbe ziehungen, sondern kann tragfähige Business Cases entwickeln und umsetzen – vielleicht auch gemeinsammit anderen Akteuren. Tempo aufbauen Dazu braucht es keine zehnköpfige Innovationsabteilung, sondern lediglich einige wenige engagierte Mitarbeiter:innen aus dem Ver trieb oder der Geschäftsführung. Beratungsunternehmen können helfen, die erforderlichen Prozesse zu schärfen und in Gang zu halten. Die wichtigsten Punkte: • Marktanalysen, Marktverfügbarkeitserklärungen und Drei-Hersteller-Regel entfallen • Verbindlicher Fahrplan für den Pflicht-Rrollout bis 2030 • Agiler Rollout: Der Einbau soll starten, auch wenn Schalt- und Steuerfunktionen noch nicht verfügbar sind • Kostenbeteiligung der VNB am intelligenten Messsystem: Der Preis für Anschlusskund:innen soll dadurch auf 20 Euro pro Jahr sinken • Mehrere Zähler pro Gateway: 1:n-Lösungen werden etwa in Mehrfamilienhäusern zulässig • SiLKe wird gelockert: Künftig könnte sogar ein Post versand der Gateways möglich sein • Flexible Tarife ab 2026 für alle Lieferanten verpflichtend • Wirtschaft setzt Standards: Das betrifft zum Beispiel Steuereinheiten, Ladeeinrichtungen, Wärmepumpen und evtl. auch energiewirtschaftliche Prozesse • Neue Marktrolle Auffangmessstellenbetreiber: Dieser übernimmt beim Ausfall eines MSB den Notfall- und nach acht Wochen auch den Regelbetrieb der Messstel len in der Grundzuständigkeit • Die Zuständigkeiten des BSI stehen dem Vernehmen nach ebenfalls zur Diskussion

rund um die Messstelle und nicht nur dort. Doch wie kann der Wandel zum Energiedienstleister gelingen?

Foto: PopTika / shutterstock.com

D ie aktuelle Krise und der beginnende Umbau unseres Ener giesystems zeigen deutlich, dass die bisherigen Ertragsmo delle der Stadtwerke, Versorger und Netzbetreiber auf mitt lere Sicht nicht mehr ausreichen werden, um gerade in kleineren Häusern den wirtschaftlichen Betrieb zu sichern. Erste Insolvenzen zeigen, dass die Risiken real sind. Der Ruf nach staatlicher Unter stützung ist in Teilen gerechtfertigt, sicher ist aber auch: Steuergel der werden nicht dauerhaft und ohne Kontrolle fließen. Zeit also, kreativ zu werden. Nachhaltigkeit als Geschäftsmodell Tatsächlich bieten gerade die aktuelle Preiskrise und das stei gende Bedürfnis der Versorgungskund:innen nach Transparenz, Effizienz und Autarkie exzellente Ansatzpunkte für einen Wandel

Bundesnetzagentur endlich Bewegung ab. Das BSI hat sein Stu fenmodell inzwischen um konkrete Anwendungsfälle und Archi tekturmodelle erweitert – und die Technologieanbieter am Markt können sie umsetzen. Noch ist nicht alles zu einhundert Prozent abgesichert oder vom ersten Moment an rentabel. Dennoch liegt der Ball für die Versor ger gerade auf dem Elfmeterpunkt. Es muss aber jemand kommen, der schießt. Zahlreiche Beispiele aus der Branche zeigen, wie das geht: Man kann jetzt den Rollout der intelligenten Messsysteme aus eigener Initiative beschleunigen, Pilotprojekte anstoßen, Koope rationen starten, neue Marktrollen ausprägen und sämtliche Ser vices, die man nicht selbst bereitstellen kann, outsourcen. Dabei ist es völlig unerheblich, ob es sich um ein Submetering- oder Mieter stromangebot, eine PV-, Speicher- oder Elektromobilitäts-Lösung oder ein Effizienzportal für kommunale Liegenschaften handelt. Eigentlich geht alles und, was das Wichtigste ist: Jede einzelne Maß nahme bringt die Energiewende voran. Dialog macht klug

der Geschäftstätigkeit. Die Startbedingungen sind exzellent, denn die potenziellen Abnehmer – aktuell vor allem Wohnungs- und Lie genschaftsbetreiber sowie Gewerbe – wenden sich mit ihren Anlie gen zunächst einmal an ihren Versorger. Mit der Digitalisierung der Messstellen, die durch das „Gesetz zumNeustart der Digitalisierung der Energiewende“ schneller und für die Kund:innen günstiger wer den soll, den Entwicklungen rund um die CLS-Schnittstelle, den neuen Marktrollen des passiven und aktiven EMT oder des Energie serviceanbieters (ESA) hat die Branche mehr Optionen denn je. Die neue HKVO und das Gebäude-Elektromobilitäts-Infrastruk turgesetz (GEIG) flankieren die Neupositionierung. In einigen Bun desländern startet die Photovoltaik-Pflicht, Mieterstrommodelle könnten bald deutlich erleichtert werden und selbst bei §14a EnWG zeichnet sich mit der Übertragung der Zuständigkeit auf die

Wertschöpfung von Submetering-Dienstleistungen bei Messstellenbetreibern

Installation und Betrieb der Infrastruktur Rauchwarnmelder über SMGW Ablesung der Unterzähler Wechselservice Plausibilisierung der Abrechnungsdaten Ablesung der Heizkostenverteiler Bereitstellung von Daten für Verbrauchsoptimierung

Eine wesentliche Voraussetzung wäre es, die eigene Perspektive zu ändern. Gerade jetzt sitzen die Versorger und ihre Kund:innen im gleichen Boot, und die Chancen des örtlichen Stadtwerks, sich als Partner zu positionieren, waren nie besser. Daher sollten Versorger zum Gespräch einladen: Wo drückt den Kommunen und Gewerbetreiben den aktuell der Schuh? Wo benötigen sie konkrete Unterstützung? Welche Services und Produkte in teressieren Immobiliengesellschaften und End verbraucher:innen? Wer diese Fragen stellt und

Die Bedingungen – Personalmangel, Liefereng pässe, hoher Workload, unklare wirtschaftliche und regulatorische Rahmenbedingungen – sind nicht einfach, das bestreitet niemand. Die gute Nachricht: Nichts muss sofort umgesetzt werden. Aktuell geht es lediglich darum, die Richtung zu bestimmen, Entscheidungen zu treffen und die notwendigen Vorbereitungen zu treffen. Nichts tun ist jedenfalls keine Option. (pq)

Sonderthema NEUE GESCHÄFTS FELDER

Erstellung der Heizkostenabrechnung Erstellung der Nebenkostenabrechnung

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Eigene Wertschöpfung

Wertschöpfung des Partners

keine Angabe

Quelle: Q_PERIOR, Die Submetering-Marktumfrage 2021

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