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Wartung und Service

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50,2 Magazin | 08.2022

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INTERVIEW

ITK Engineering entwickelt innovatives Analysetool B idirektionale Leistungsflüsse, volatile Erzeugung und neue elektrische Lasten – die Komplexität in den Niederspan nungsnetzen steigt schon jetzt stetig. Parallel verbessern

sich im Zuge des Smart Meter Rollouts und der Digitalisierung der Bertriebsmittel die verfügbaren Datengrundlagen. Die von ITK En gineering entwickelte Software „Grid Optimization Manager (GOM)” soll Betreibern von Verteil- und Arealnetzen helfen, ihre Netze vo rausschauend zu betrachten und bei Bedarf vorbeugend zu steu ern. Das Tool aggregiert die von Smart Metern und anderen Netz sensoren generierten Messdaten und ermöglicht es, alle relevanten Einflussfaktoren auf den Netzbetrieb und deren Zusammenspiel zu analysieren. So soll es auf Grundlage der erfassten Daten möglich sein, präzise Prognosen für Einspeisungen und Lasten im Netzge biet zu erstellen, wodurch Engpässe frühzeitig erkannt werden kön nen. Zudem ermöglicht die Lösung Rückschlüsse auf den Einfluss einzelner Anlagen auf das Netz. Damit will ITK eine grundlegende Basis für die Überwachung, den proaktiven Netzbetrieb sowie die Drohnen im Einsatz bei E.DIS D rohnen sind längst mehr als nur eine Spielerei für Technik-En thusiasten. Es werden immer mehr Einsatzbereiche erschlos sen, in denen die elektronischen Helfer auch im Arbeitsalltag unterstützen können. Seit Jahresbeginn sind 15 Drohnen bei der E.DIS AG im Einsatz und helfen bei Arbeiten an den Stromleitungen im E.DIS-Netzgebiet, das sich von der Ostseeküste bis zum Spree wald erstreckt. Rund 20 Kolleginnen und Kollegen besitzen inzwi schen einen Drohnenführerschein Netzbetrieb und Naturschutz Hauptsächlich werden die Drohnen genutzt, um einen schnellen Überblick von Leitungen und Masten vor Inspektions- und Instand haltungsarbeiten zu gewinnen oder unübersichtliche Lagen in ei nem Störungsfall aufzuklären, berichtet das Unternehmen. Die Bil der der Drohnen sind dann die Grundlage für die weiteren Arbeiten. Der Vorteil: Die Vogelperspektive ermöglicht ein detailliertes Bild aus allen Blickwinkeln. Niemand muss unter Beachtung der stren

Naheliegendes prüfen Für kommunale Versorger könnten im Kerngeschäft zusätzliche interessante Ertragspotenziale schlummern. Über Ansatzpunkte sprachen wir mit Martin Brück von Oertzen, Fachanwalt bei der auf Energierecht spezialisierten Sozietät Wolter Hoppenberg.

Martin Brück von Oertzen, Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht, Wolter Hoppenberg Rechtsanwälte Partnerschaft mbB (Foto: Wolter Hoppenberg Rechts anwälte Partnerschaft mbB)

Foto: ITK Engineering GmbH

intelligente Steuerung dezentraler Anlagen schaffen. Als Plattform lösung arbeitet der GOM mit offenen Standards für die Integration. Dabei werden bestehende Kommunikationslösungen sowie die neue Messinfrastruktur genutzt. (ds) www.itk-engineering.de

zu planen, zu dokumentieren und instand zu halten. Das machen sie tagtäglich und zudem sehr gut, wie man etwa an unseren niedrigen SAIDI- und KAIDI-Werten sieht. Viele Stadtwerke kümmern sich – zusätzlich zur Versorgungsinfrastruktur in den jeweili gen Sparten – heute schon um Themen wie Glasfaser, Straßenbeleuchtung, ÖPNV oder LoRaWAN. Was liegt also für das Stadtwerk näher als diese Fähigkeiten und Kapazitä ten der Kommune zur Verfügung zu stellen und damit eine echte Win-Win-Situation zu schaffen? Durch professionelle Koordination und die Erschließung von Synergien lässt sich nämlich ein Vielfaches von dem errei chen, was einer allein schafft. Hier geht es zunächst einmal darum, eine gemeinsame Struktur – etwa in Form einer gemeinsamen Infrastrukturgesellschaft – zu schaffen, die imWesentlichen durch den ört lichen Versorger betrieben wird. Der zweite Schritt wäre nach meiner Einschätzung die Bereitstellung einer digitalen Plattform, die Informationen zu vorhandenen Assets bün delt, relevante Verwaltungsinformationen aufnehmen kann und allen Akteuren im öf fentlichen Verkehrsraum als Planungs- und Entscheidungsgrundlage zur Verfügung steht. (pq) Wie kann man sich die Umsetzung vorstellen?

bot zwanglos um alle möglichen Zusatzleis tungen ergänzen können, sind Stadtwerke hier Beschränkungen unterworfen. Diese sollen verhindern, dass ihre wirtschaftliche Tätigkeit nicht mit der des ortsansässigen Handwerks oder Gewerbes kollidiert. Vieles ist da Auslegungssache, aber die meisten kommunalen Versorger möchten mit neuen Geschäftsfeldern diesbezüglich kein Risiko eingehen. Wo sehen Sie Alternativen? Wir empfehlen, vorhandene Kompetenzen aus dem Tagesgeschäft zu erweitern und als Dienstleistung für die Kommune anzu bieten. Konkret bedeutet das: Stadtwerke sollten sich als kommunaler Infrastruktur manager positionieren, der insbesondere die örtliche Bautätigkeit übergreifend plant und koordiniert. Die Kommunen benötigen solche Leistungen dringend und können sie aus eigener Kraft nicht erbringen. Denken Sie nur an den immensen Investitionsstau im Bereich der Straße und die Anforderun gen, die auf dem Weg zur Klimaneutralität auf die Städte und Gemeinden zukommen.

Herr Brück von Oertzen, Sie publi zieren und beraten seit einigen Jah ren kommunale Versorger auch zur Erschließung neuer Geschäftsfelder. Was ist der Hintergrund? Der klassische Business Case des Strom vertriebs wird, wie wir wissen, seit Jahren schwieriger und weniger einträglich. Im Netzbetrieb sorgen steigende Kosten, kom biniert mit einer sinkenden Eigenkapital verzinsung, ebenfalls für sinkende Erträge. Dem müssen die Unternehmen etwas ent gegensetzen. Das stimmt, aber in der Praxis erfordert die Umsetzung solcher innovativen Mehrwert dienste, etwa im Umfeld des intelligenten Messsystems, der Erneuerbaren Energien oder der E-Mobilität, doch einigen Einsatz und einen längeren Atem, bis sich der ge wünschte wirtschaftliche Erfolg einstellt. Gerade kleinen und mittleren Unternehmen fehlen dazu aber oft die Mittel und Möglich keiten. Hinzu kommt, dass Unternehmen, die sich ganz oder mehrheitlich in kommuna ler Hand befinden, bei der Entwicklung ih rer Geschäftstätigkeit rechtlich keineswegs freie Hand haben: Während rein privatwirt schaftlich organisierte Versorger ihr Ange Da gibt es doch inzwischen viele innovative Ansätze.

ten Netzgebiet eine Vielzahl von Nisthilfen – unter anderem für Stör che oder Fischadler – errichtet. Hier werden die Drohnen genutzt, um die Nester zu überprüfen, ohne die Tiere zu stören. Im Einsatz sind handelsübliche Drohnen der Firma DJI, deren Flugeigenschaften und Kameratechnik sich uneingeschränkt für den professionellen Einsatz bei E.DIS eignen. Die eingesetzten Mo delle sind klein und leicht und können damit ohne großen Aufwand transportiert und eingesetzt werden. Zudem sind sie so auf das Netzgebiet aufgeteilt, dass sie schnell an jeden erdenklichen Ort ge bracht werden können. Einsatz soll ausgebaut werden Die Nutzung der Drohnen wird in Zukunft Stück für Stück weiter aus gebaut. Aktuell wird eine Technik erprobt, bei der die Drohnenbil der durch eine Künstliche Intelligenz (KI) automatisch ausgewertet werden können. Dazu ist es nötig, Strommasten aus zuvor festge legten Perspektiven zu fotografieren. Auf den so entstandenen Bil

gen Arbeitssicherheitsvorschriften einen Mast besteigen und die dafür nötige Schutzausrüs tung an schwer zugängliche Stellen transpor tieren. Häufig können die Drohnen mit dem nötigen Sicherheitsabstand auch eingesetzt werden, ohne den Strom am entsprechenden Leitungsabschnitt abstellen zu müssen. Zudemhat die E.DIS gemeinsammit den ört lichen Naturschutzorganisationen im gesam

dern soll die KI dann selbstständig Unregelmä ßigkeiten erkennen und so bei Wartungs- und Inspektionsmaßnahmen unterstützen. Zudem sollen die hauseigenen Pilot:innen eine höhere Drohnenführscheinklasse erhalten. Diese er möglicht dann beispielweise das Fliegen mit weniger Abstand zu Autobahnen, Bahnanlagen oder Gewerbe- und Industriegebieten. (pq) www.e-dis.de

Können Sie das Konzept näher erläutern?

Kommunale Versorgungsunternehmen sind schon aufgrund ihrer gesetzlichen Verpflich tungen gefordert, ihre eigene Infrastruktur

(Foto: E.DIS AG)

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