GOLF TIME 7/2019

TRAINING | SPORTPHYSIO

DR. CHRISTIAN HAID Biomechaniker, Universitätsklinik Innsbruck

DEN WERT ERKENNEN EINSICHT Jeder, aber wirklich jeder, könnte perfekt Golf spielen – ja wenn... W er will nicht gut Golf spielen? Viele träumen davon, richtig gut Golf zu spielen, es sich selbst noch einmal zu beweisen. Manch

erklärt, welche physikalischen Effekte das Schlägerblatt so schnell machen, wie das Schlägerblatt auf den Ball einwirkt und mit welcher Abfolge von Körperbewegungen das erreicht werden kann. Es heißt dann nicht ein- fach „du brauchst ein late Release, um weiter zu schlagen“, wobei unklar bleibt, wie man das erreicht. Die Erklärungen zeigen, was wirk- lich dahintersteckt und wie sich Gefordertes wie von selbst ergibt. Das Schöne am Golf ist, dass man dazu kein Modell-Athlet sein muss, man benötigt nur die Geduld, sich auf das Erlernen von Bewegungsdetails einzulassen. Bewegungsdetails lassen sich isoliert besser üben als beim Schlagen von Bällen. Die Übun- gen sind einfach und leicht kontrollierbar. Man übt nicht im vollen Schwung gleichzeitig alle Facetten und automatisiert diese, sondern man konzentriert sich auf Bewegungs- details, die enorm wichtig sind. Hat man diese automatisiert, dann geht man den nächsten Schritt. Mit der Zeit lassen sich all diese Bewegungen imSchwung einbauen und plötz- lich passiert, was man nie für möglich gehal- ten hätte. Die Bälle fliegen weit und gerade, der Schwung sieht elegant und leicht aus. Hinter den Erklärungen, die zu diesem Ziel führen, stecken sehr viel Studium, Arbeit und praktische Versuche. Diese Dinge sind nicht im Internet oder im nächstbesten Buch auf- findbar. Auch ist keine Garantie gegeben, dass jeder all diese Bewegungsdetails per- fekt erlernt. Eigenartigerweise stellt sich jedoch heraus, dass Personen, die sich nicht als die Übertalente einstufen, sich oft geschickter verhalten als selbst- ernannte Sportler, die mit „das ist ja nur Golf“ an die Sache herangehen. Ebenso sind Golfer, die glauben, es selbst gut erarbeitet zu haben, schwer zu belehren, denn sie haben das doch alles selbst schon längst verstanden. Und so kommt es, dass manch Spät-Einsteiger mit Geduld und Einsatz langsam aber sicher einen wun- derschönen Golfschwung entwickelt und mit der Zeit seine Kommilitonen überflügelt. GT

einer musste sportliche Ziele aus schulischen oder aus beruflichen Gründen aufgeben. Jetzt bietet sich an, im Golf noch einmal ganz vorne mitzumischen. Ein niedriges Handicap zu erreichen, einen eleganten Schwung zu erlernen und richtig Spaß an der koordinativ so schwierigen Sportart Golf zu entwickeln. Nun stellt sich die Frage, wie man das errei- chen kann. Jahrelang sieht man Golfer üben, ihr Schwung wird zwar etwas natürlicher, aber die Eleganz von guten Spielern bleibt un- erreicht. Die Leichtigkeit, mit der Top-Spieler mit einem 8er Eisen 150 Meter weit schlagen ist wunderschön, aber man kann einfach nicht verstehen, weshalb das bei denen so geht und bei einem selbst nicht funktioniert. Auf den Mond zu fliegen lernt man auch nicht durch Versuch und Irrtum – weshalb dann nicht auch Hirn und naturwissen-

LOGIK Die Zentrifugalkraft erzeugt nicht immer Übelkeit, sie wird im Golfschwung auch zur Erzeugung von Drehmomenten ausgenützt.

schaftliche Denkweisen einsetzen, um den Golfschwung zu perfektionieren? Man muss ja nicht unbedingt selbst Physiker sein, aber man kann es sich anschaulich erklären lassen. Als Resultat weiß man dann, wonach man sucht. Man probiert nicht ständig herum und verbiegt seine Wirbelsäule. Man bekommt

„Die Menschheit hat es zum Mond geschafft. Weshalb soll man natur- wissenschaftliches Wissen nicht auch im Golfsport einsetzen?“

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GOLF TIME | 7-2019

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