GOLF TIME 4/2017

PRODUKTE | TITLEIST

Idee, die Länge eines Distance-Balls mit den Spineigenschaften des urethanbeschichteten Professional-Balls zu kombinieren. Gemein- sam mit seinem Team entwickelte Morgan einen Prozess, der eine Urethanschicht auf den mit hartem Gummikern ausgestatte- ten Distance-Ball kleben ließ. So entstand eine neue mehrschichtige Golfballkonstruk- tion mit einer Zwischenlage. Die Urethan- beschichtung nannte das Titleist-F&E-Team „veneer“ (zu Deutsch: Furnier/Mantel). Werksinterne Tests ergaben ein eindeutiges Resultat: Dieser mehrschichtige Ball hebt die Golfball-Leistung auf ein neues Niveau. Als der Produktionsprozess Anfang die- ses Jahrtausends schließlich reibungslos lief, bekam der neue Premiumball die Freigabe zur Markteinführung. Gleich im ersten PGA- Tour-Turnier wechselten 47 Spieler auf den Pro V1 (Pro=Professional, V=Veneer, 1=der erste seiner Art), der seither ein neues Kapitel in der Golfballgeschichte füllt. FLUR DER PATENTE Ein Blick hinter die verschlossenen Türen im Acushnet-Hauptsitz zeigt jedoch, wie viel mehr in der Forschungsabteilung steckt als die Entwicklung eines hochklassigen Ball- modells. So ist da zum Beispiel der „Flur der Patente“. Hier hängen etliche der insgesamt über 1.200 Patente, die Acushnet hält – nur im Bereich der Golfballentwicklung. Die haus- eigenen Anwälte füllen Hunderte Arbeitstage im Jahr damit, diese Zertifikate gegen Mit- Vom Flur der Patente aus gelangt man auch in den Arbeitsraum von Brian Comeau. Der Chemiedoktor ist für die Erforschung neu- er Materialmixturen zuständig. Zudem ent- wickeln er und seine Mitarbeiter die Rezep- turen der bestehenden Ballmodelle weiter. Grundlage dieser Forschungsarbeit sind ver- schiedene Gummisorten, die aus aller Welt nach Fairhaven angeliefert werden. Daraus bewerber zu verteidigen. ZAUBERFORMELN

FORSCHUNG CHEMIELABOR

In der Forschungsabteilung am Hauptsitz in Fairhaven tüftelt Chefchemiker Brian Comeau (im Bild oben) mit seinem Team an Formeln für neue Prototypen. In zwei unscheinbaren Räumen werden dafür ein Chemielabor und eine Mini-Ballfabrik betrieben. So können Kleinstauflagen neuer Prototypen innerhalb kürzester Zeit produziert und getestet werden

entstehen die neuen Ballprototypen, die ver- schiedene Tests durchlaufen. Fallen die Tests positiv aus, wird nach dem neuen Rezept eine Kleinstauflage produziert. Das geschieht im Nebenraum von Comeaus Chemielabor, wo der Ball mithilfe spezieller Maschinen Schicht um Schicht zusammengefügt wird. „Wir ha- ben hier eine Mini-Ballfabrik“, fasst Comeau seine Abteilung zusammen. Die fertigen Bälle werden anschließend weiteren Härtetests unterzogen. Auch das er- ledigen Maschinen und Messgeräte, zunächst im Inneren des F&E-Blocks in Fairhaven, spä- ter auf dem Außen-Testgelände Manchester Lane in New Bedford (mehr zum Testver- fahren in der nächsten Ausgabe). Wird ein

Prototyp nach den diversen Tests und Messun- gen für marktreif befunden, geht Comeaus Rezept an eine der Ballfabriken, um die Massenproduktion zu beginnen. Wie die Produktionskette in den Ball Plants aussieht, warum ein Nachfahre von Daniel Düsentrieb bei Acushnet arbeitet und wofür man ein 100 Meter langes, spiegelgerades Grün benötigt, lesen Sie in der GOLF TIME 5/2017. GT

40

GOLF TIME | 4-2017

www.golftime.de

Made with