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Titelthema

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Wie fühlt sich Glück an?

Nach dem Glück suchen wir alle. Und jeder hat eine eigene Definition, was für ihn Glück be- deutet. Für den Einen mag es der materielle Wohlstand sein, für den Anderen das Reisen und der Dritte ist glücklich im Kreis seiner Familie und Freunde. Was aber, wenn alle diese Dinge plötzlich durch eine schwere, vielleicht auch unheilbare Krankheit, bedroht werden? Ändert sich dann die Definition von Glück? Vitamin hat mit zwei Patienten des Petrus-Kranken- hauses sowie der Psychoonkologin Tina Stockhinger und der evangelischen Krankenhaus-Seel- sorgerin Michaela Kuhlendahl über das Thema gesprochen.

Peter Bösebeck: Nach 16 Jahren schmerzfrei Peter Bösebeck (53) ist auch heute noch glücklich darüber, dass seine Frau 2018 in der Zeitung einen Bericht über Dr. Riethmann und dessen Zentrum für Neuromodulation am Petrus-Krankenhaus gelesen hat. In dem Artikel ging es um die Behandlung chronischer Schmerzen mithilfe der Neuromodulation. Bei dieser Methode werden Elektroden ins Rückenmark implantiert, um so die Schmerzweiterleitung zum Gehirn zu unterbrechen. Peter Bösebeck wurde gleich hellhörig, litt er doch seit 2002 an chronischen Schmerzen. Damals hatte er einen Bandscheibenbruch gehabt, der operativ behandelt worden war. Bei der OP wurde jedoch ein Nerv verletzt. „In den Folgejahren hatte ich massive Schmerzen im rechten Bein, obwohl dessen Außenseite seit dem Eingriff taub ist. Die Schmerzen verlagerten sich dann auf den Lendenwir- belbereich“, berichtet Peter Bösebeck. Unter Rückenproblemen litt der Fachinformatiker be- reits während seiner Jugendzeit. Damals spielte er in einer Basketballmanschaft des CVJM und musste mit gerade 15 Jahren schon damit aufhören. Auf den Bandscheibenbruch folgte dann eine jahrelange Odyssee zu verschiedenen Ärzten, begleitet von der Einnahme hochdosierter Schmerz- und Betäubungsmittel – anders war für Peter Bösebeck der Alltag nicht zu bewältigen. Das Blatt wendete sich nach besagtem Zeitungsartikel. Peter Bösebeck hatte bereits keine zwei Wochen später einen Termin bei Dr. Riethmann, er war sein 21. Arzt. „Das Leben hat sich 2018 für mich verändert“, erzählt er, „ich habe heute die Möglichkeit, den Schmerz zu beeinflussen. Nicht durch Medikamente, die mich müde machen. wenn ich Schmerzen habe, dann drücke ich den Knopf für den Schmerzschrittmacher und erhöhe den Stimulationspegel. Ich kann das selber entscheiden und regulieren. Und es gibt keine Nebenwirkungen mehr, unter denen ich leiden muss. Unternehmungen und Urlaube – was vorher kaum noch möglich war – kann ich jetzt endlich wieder erleben. Das weiß ich sehr zu schätzen.“

Ralf Richter: Ein zweites Leben Der Berufskraftfahrer Ralf Richter (59) ist verheiratet und Vater einer zehnjährigen Tochter. Neben seinem Familien­ leben und dem Job ist er immer gern sportlich aktiv gewesen. Sogar an Marathon-Läufen hat er teilgenommen. In den letzten Jahren lief er nur noch für die Gesundheit und das Vergnügen drei- bis viermal die Woche. Bis zum 13. Juni 2021 dachte Ralf Richter, er wäre rundum fit und gesund. An den Tag hat er selbst keine Erinnerung mehr. Er weiß jedoch von seiner Frau, was damals passiert ist.Wie meistens, hatte er sich auch an diesem Sonntag nach dem Familienfrühstück die Laufschuhe angezogen und auf den Weg gemacht zu einer zehn Kilometer langen Joggingrunde. „Nach rund einem Kilometer traf ich meinen Bekannten Rolf aus einer ehemaligen Laufgruppe und unterhielt mich kurz mit ihm. Dann wurde mir plötzlich schwarz vor Augen“, kann sich Ralf Richter noch erinnern. Danach sackte er in den Armen des Bekannten zusammen und erlitt einen Herzstillstand. Rolf versuchte sofort, Maßnahmen zu ergrei- fen und zum Glück kamen in dem Moment drei Radfahrer vorbei, die sich als Lebensretter erwiesen: Achim Pagel, aus- gebildeter Ersthelfer, übernahm sofort die Wiederbelebung mit Herzdruckmassage und Beatmung. Die beiden anderen riefen den Rettungsdienst und wiesen dem Notarzt den Weg. Ohne die Hilfe dieser vier Menschen wäre Ralf Richter heu- te womöglich nicht mehr am Leben. Der Notarzt übernahm die weitere Behandlung mit dem Defibrillator. Nachdem Ralf Richter stabilisiert war, brachte man ihn in die Zentrale Notaufnahme des Petrus-Krankenhauses und in die Klinik für Kardiologie und Rhythmologie. Es folgte eine engma- schige Betreuung auf der Intensivstation, die für die Familie zunächst mit sehr viel Bangen und Warten verbunden war, bis sich Ralf Richters Zustand allmählich verbesserte. Nach einigen weiteren Wochen auf einer der normalen internistischen Stationen konnte er schließlich in eine Reha entlassen werden. Ein Teil von Ralf Richters Herzmuskel ist abgestorben, weil er zu lange ohne Sauerstoff war. Der noch funktionierende Teil des Herzens muss nun die komplette Aufgabe übernehmen. Das kann trainiert werden, braucht

Verändert eine Krankheit die Definition von Glück? In der Vitamin erzählen zwei Patienten von ihren ganz persön- lichen Erfahrungen. Für Peter Bösebeck (links) hat sich das Leben sehr

verändert, seit er zu Dr. Riethmann in die Behandlung ging.

Foto: © Malte Reiter Fotografie

Vitamin W – Das Gesundheitsmagazin für Wuppertal – Ausgabe 2.2021

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