animiert magazin nummer19 winter

Die Schlittel-Schweizermeister- schaften 1972 auf der Schlittel- bahn Gerschnialp-Engelberg. Als Zeitmesser im Hintergrund amte- te Beni Amstutz, vielen bekannt vom Eisenwarenladen. (Foto: Schweizerische Verkehrszentrale) The 1972 Swiss Sledging Championships on the Ger- schnialp-Engelberg sledge run: Beni Amstutz, from the local hardware store, can be seen working as a timekeeper in the background. (Photo: Schweiz- erische Verkehrszentrale)

zum Waisenmattli eine vereiste Skeleton-Bahn erstellt», schreibt Christen. Die Schlittelbahn, respektive eben die Bobbahn von der Gerschni- alp hinunter nach Engelberg, entstand wenige Jahre später, als im Januar 1913 die Standseilbahn Engelberg-Gerschnialp eröffnet wurde. 1921 fanden erstmals Schweizermeisterschaften statt, 1934 gar Weltmeisterschaften im Zweierbob. Wer an Engelberg und den Bobsport denkt, denkt automatisch auch an den Namen Feier- abend. 1928 baute Karl Feierabend den legendär- en «Feierabend-Bob», der während 20 Jahren das

ren und schneeärmeren Wintern zu kämpfen. Doch es wird kein Aufwand gescheut. «Mit technischer Beschneiung, dem Zuführen von Schnee sowie einer optimalen Herrichtung der Bahn Mitte Dezember sind wir zuversichtlich, diese jeweils von Weihnachten bis Anfang/Mit- te März betreiben zu können», so Peter Reinle. Noch heute wird die 3,5 Kilometer lange Strecke von den Einheimischen gerne als «Bob- bahn» bezeichnet, obwohl nur noch die We- nigsten lebendige Erinnerungen daran haben, wie die Strasse zu diesem Namen kam. Bis 1934

Geschehen des internationa- len Bobsports prägte. Doch was Karl im Bauen war, war sein Sohn Fritz im Fahren: eine Legende, einer der besten Bobfahrer, der die Schweiz je hatte. Fritz Feierabend

wurden auf der «Bobbahn» tatsächlich Wettkämpfe im Zweierbob ausgetragen, als Highlight 1934 sogar Welt- meisterschaften. Bis 1972 fanden zudem nationale und internationale Schlittel-

Der Schlittel- und Bobsport ist in Engelberg eng mit dem Namen Feierabend verbunden.

heimste während seiner Karriere eindrückliche Erfolge ein: Unter anderem sechs WM-Titel und dreimal Olympia-Silber, oftmals mit Unterstüt- zung von anderen Engelberger Bobpiloten. Karl Feierabend stellte den legendären «Feierabend- Bob» her. Verschiedene Engelberger Schreine- reibetriebe dagegen fertigten den Engelberger Schlitten, der sich vor allem durch seine rund 30 Zentimeter höhere Sitzhöhe vom viel bekann- teren Davoser Schlitten unterscheidet. «Eine gute Gleit- und Steuereigenschaft sowie eine hohe Lebensdauer sind die besonderen Eigen- schaften des Engelberger Schlittens, der aus 16 Holzteilen und sechs Eisenteilen besteht», schreibt Beat Christen in «Wunderschlitten im Eiskanal». Mitte der Siebziger Jahre bestell- te der damalige Tourismusdirektor Charles Christen die letzten Engelberger Schlitten, welche zum Teil noch heute im Einsatz stehen.

Rennen statt. Mit dem Abschied der Sport- schlittler nahmen die Touristen die diese in Beschlag. Seine Anfänge fand der Schlittelsport mit dem Aufkommen des Wintertourismus um die Jahrtausendwende allerdings nicht auf der ehrwürdigen «Bobbahn», sondern – heute unvorstellbar – auf der Strasse zwischen En- gelberg und Grafenort. «In Obwalden waren beispielsweise im Jahre 1910 offiziell ein Auto- mobil und zehn Motorvelos gemeldet. Dennoch schien die Offenhaltung der Bergstrasse auch im Winter einem Bedürfnis zu entsprechen», schreibt Beat Christen im Engelberger Dokument Nr. 31, «Wunderschlitten im Eiskanal – Die En- gelberger Bobgeschichte». So wurde die Strasse zur Belustigung der Gäste als Schlittelpiste genutzt. Daneben pries der damalige Kurverein auch die Strasse vom Horbis als Piste an, sowie die Schlittel- und Rodelbahn beim Kilchbühl, welche der Kurverein eigens anlegte. 1909/1910 erfolgte eine weitere Attraktion. «Unter grossem Kostenaufwand wurde vom Kilchbühl hinunter

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