FB-aktuell_Journal_4_2014

Medikamentenmonitoring

ten auf eine Hypothyreose, niedrige auf eine Hyperthyreose hin.

Wie Apotheker Fehler von Ärzten vermeiden können:

Referenzen & Literatur

Zusammenfassung Das Medikamentenmonitoring als Ende des Medikationsprozesses ist wichtiger Teil der Arzneimitteltherapiesicherheit. Die regelmäßige Überprüfung von La- borparametern kann UAW und Organschäden durch eine Arzneimitteltherapie verhindern. Leberschäden durch Arzneimittel sind zwar relativ selten, häufig ver- laufen sie aber symptomlos und sind daher schwer zu diagnostizieren. Unter an- derem bei der Therapie mit dem Antiarrhythmikum Dronedaron sollte der Arzt re- gelmäßig GGT- und ALAT-Werte bestimmen. Arzneimittel sind fast für ein Drittel eines akuten Nierenschadens verantwortlich. Bei einer Nierenschädigung steigt der Kreatininwert im Serum, genauer ist jedoch die Kreatinin-Clearance. Aty- pische Antipsychotika und Glucocorticoide können die Glucosetoleranz herabset- zen und zu Diabetes mellitus führen. Essentiell ist das Monitoring bei einer The- rapie mit Vitamin-K-Antagonisten wie Phenprocoumon. Dazu bestimmt der Arzt die Thromboplastinzeit, die als Quickwert oder INR angegeben wird. Die geringe therapeutische Breite von Phenprocoumon und intraindividuelle Schwankungen der Gerinnungszeit beeinflussen das Risiko von UAW. Ob eine (generische) Substi- tution von Phenprocoumon nach Rabattvertrag sinnvoll ist, muss daher kritisch im Einzelfall betrachtet werden. Ein Fehler, den die Wissenschaftler untersuchten, war die Verordnung eines nicht selektiven nicht-steroidalen Antiphlogistikums (NSAID) ohne Protonenpumpen- hemmer bei Patienten, die schon einmal an einem Magenulkus gelitten hatten. Die beiden anderen Fehler waren die Verordnung eines Betablockers an einen Asthma-Patienten sowie die Langzeit-Verordnung eines ACE-Hemmers oder Schleifendiuretikums bei Über-75-jährigen ohne Harnstoff- und Elektrolyt-Moni- toring in den vorausgegangenen 15 Monaten. Das Ergebnis der Untersuchung zeigt klar und statistisch signifikant den Nutzen der Intervention des Apothekers: Die Hausärzte vergaßen das Monitoring auf Nierenfunktion und Elektrolytwerte zu fast 50 Prozent seltener. Das Risiko, dass die Ärzte ein NSAID ohne Magen- schutz verordneten, war nach sechs Monaten Betreuung durch den Apotheker um 42 Prozent niedriger, einen Betablocker verordneten die Ärzte zu 27 Prozent weniger an Asthma-Patienten. 19 Apotheker können dazu beitragen, Fehler von Hausärzten zu vermeiden. Das zeigt eine im Fachjournal Lancet veröffentlichte Untersuchung aus dem Jahr 2012. Im Rahmen der PINCER-Studie randomisierte das Team um Professor Tony Avery von der Universität Nottingham 72 allgemeinmedizinische Praxen (Arzt und Helfe- rinnen) in zwei Gruppen. Alle Hausarztpraxen benutzten eine Praxissoftware, die Alarm schlug, wenn die Praxis einen von drei gängigen Hausarztfehlern machte. Eine der beiden Gruppen wurde zusätzlich in der Hausarztpraxis von einem Apo- theker beraten.

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22 Fortbildung aktuell – Das Journal der Apothekerkammer Westfalen-Lippe

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