FB-aktuell_Journal_4_2014

Dr. Hiltrud von der Gathen

eine falsche Vorstellung von der notwen- digen Stuhlfrequenz die Ursache. Die Re- gel lautet: Der Stuhlgang ist normal, wenn es zwei- bis dreimal am Tag oder zwei- bis dreimal pro Woche zu einer Stuhlentlee- rung kommt. Viele ältere Menschen ha- ben jedoch die Vorstellung, dass der län- gere Aufenthalt von Stuhl im Darm schäd- lich ist. Außer bei einem Darmverschluss trifft dies nicht zu. Des Weiteren sind sie häufig von der produzierten Menge ent- täuscht. Je ballaststoffärmer die Kost ist, desto geringer ist die Stuhlmenge. Bei normaler mitteleuropäischer Kost beträgt das Stuhlgewicht etwa 150 bis 200 g. Die- se Menge kann dem Patienten anschau- lich mit einem kleinen Töpfchen Quark oder Joghurt erläutert werden, das genau diese Menge fasst. Bei Klagen eines älteren Patienten über eine schlechte Verdauung ist immer nach seiner Medikation zu fragen und zu klä- ren, ob die Obstipation ein arzneimittel- bedingtes Problem sein könnte (Tabel- le 5). Bei Kenntnis der Einnahme obstipie- render Arzneimittel ist darüber hinaus aktiv nachzufragen, wie es um die Ver- dauung bestellt ist, da viele Patienten die Probleme nicht mit einer Arzneimit- telgabe in Zusammenhang bringen. So ist der Parkinsonpatient besonders von Verdauungsproblemen betroffen, da die Beschwerden sowohl durch die Grund­ erkrankung als auch durch die Gabe von Levodopa und / oder Dopaminagonisten wie Pramipexol, Rotigotin, Ropinirol als Nebenwirkung hervorgerufen werden. Dem Patienten dann zu raten, dass er sich mehr bewegen soll, um das Problem zu beheben, ist genauso wenig ethisch ver- tretbar wie diese Vorgehensweise einem mit Opiaten oder Opioiden behandel- ten Schmerzpatienten zu empfehlen. Bei- den Patienten muss geraten werden, sich Laxantien wie Macrogol, Bisacodyl oder

dalafil und Vardenafil können diese Ne- benwirkung zeigen.

MERKE: Kopfschmerzen können ein Zeichen der Wirkung sein!

Bei der Beratung ist dem Patienten zu- nächst zu erklären, dass die Kopfschmer- zen ein Zeichen der Wirkung sind. Davon wird er wahrscheinlich nicht begeistert sein, da er sich gerade in der ersten Zeit der Blutdrucksenkung schlechter fühlt als vorher mit höherem Blutdruck. Des- halb muss ihm weiter erläutert werden, dass sich die Kopfschmerzen im Laufe von ca. zwei bis drei Wochen bessern werden, da sich der Körper an die Gefäßerweite- rung gewöhnt. Dies gilt natürlich nur für die gefäßerweiternden Arzneistoffe, die als Dauermedikation gegeben werden. Kopfschmerzen können auch als Neben- wirkung von Estrogenen und Gestagenen auftreten, die als Hormonersatzthera-

pie (hormone replacement therapy, HRT) in der Menopause oder als Kontrazep- tiva eingesetzt werden. Hier verschafft nur das Absetzen des Arzneimittels Bes- serung.

Nebenwirkung Obstipation

Gerade im fortgeschrittenen Alter ist Ob- stipation ein häufig anzutreffendes Phä- nomen. Neben Bewegungs- und Flüssig- keitsmangel sowie Einschränkung der Zu- fuhr von Ballaststoffen, die von Älteren auf Grund eines Gebisses meist schlech- ter gekaut werden können, ist oft auch

Tabelle 4: Arzneistoffe, die Kopfschmerzen auslösen können.

Arzneistoff Calcium-Kanal-Blocker wie Amlodipin, Felodipin Diltiazem, Verapamil Zentrale Antihypertonika wie Clonidin, Moxonidin NO-Donatoren wie ISMN/ISDN, Nitroglycerin, Molsidomin; PDE-5-Hemmer Estrogene, Gestagene

Tabelle 5: Arzneistoffe und Erkrankungen, die Obstipation auslösen können.

Arzneistoff Opiate und Opioide L-Dopa und Dopaminagonisten Anticholinergika: Memantin, Trizyklika wie Amitryptilin, Opipramol, Doxepin, Neuro- leptika wie Olanzapin, Urologika wie Oxybutynin, Trospium Diuretika Eisen

Verapamil Omeprazol Gabapentin Erkrankungen Parkinson Multiple Sklerose Diabetische Neuropathie Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen Ileus

Fortbildung aktuell – Das Journal Nr. 3/2011 der Apothekerkammer Westfalen-Lippe 9 Fortbildung aktuell – Das Journal der Apothekerkam er Westfalen-Lip e 9

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