EuroWire November 2015

Technischer Artikel

das durch Brandwunden hervorgerufene Leiden. Im Brandfall wird eine große Gefahr durch Rauch erzeugt. Bei dichtem Rauch können Menschen die Orientierung verlieren und den Notausgang nicht finden. Gleichfalls kann Rauch die Arbeit der Rettungskräfte beschränken. Darüber hinaus führen Säuredämpfe zum Ersticken, was die häufigste Todesfolge eines Brandes darstellt. 3.1.2 Beschädigung der Güter Im Brandfall können Güter durch Verbrennungen beschädigt werden, aber auch durch Korrosionseffekte durch das Auftreten von saurem Rauch. Geringere Schäden durch sauren Rauch bleiben oft unentdeckt, wenn halogenhaltiges Material brennt und eine Schicht von Säureresten etwas Elektronik bedeckt. Wenn Wochen oder Monate später die Luftfeuchtigkeit wegen Wetterwechsel oder aus anderen Gründen steigt, reagiert diese Schicht mit einer Säure und verursacht Ausfälle durch Korrosion, die nicht als Langzeitfolge des zuvor entstandenen Brandes erkannt werden. 3.1.3 Wirtschaftlicher Verlust Der durch einen Brand verursachte finanzielle Schaden könnte viel höher als der reale Wert der abgebrannten Einrichtungen sein. Es ist bekannt, dass im industriellen Bereich ein durch Maschinenschäden verursachter Produktionsausfall, die Kosten derselben Maschinen um ein Vielfaches übersteigen könnte. Vor allem bezogen auf das Bank- und Finanzwesen, ist der Informationsverlust eine weitere wichtige wirtschaftliche Bedrohung in einem Brandfall. Demzufolge sind zusätzliche Aspekte einzubeziehen, wenn der Brandschutz berücksichtigt werden soll. Reparaturfähigkeit, Datensicherheit und Backup-Strategien sind nur einige davon. 3.2 Risikobewertung Eine quantitative Risikobewertung fordert die Berechnung von zwei Risiko-Komponenten: die Höhe des potenziellen Verlusts und die Möglichkeit, dass der Verlust auftritt. Demzufolge wird das Risiko (R) als ein Produkt von zwei Faktoren bestimmt: Die Möglichkeit eines jeglichen Fehlers (p) wird mit der Höhe des potenziellen Verlusts (L) multipliziert, der durch diesen Fehler verursacht und nachfolgend kurz Auswirkung des Fehlers genannt wird. Dies ist laut Wikipedia [5] allgemein bekannt und wird bei Standard- Engineering-Methoden - als die bekannte Fehlermöglichkeits- und -einflussanalyse (FMEA) [3] - sowie in den Versicherung- Risikobewertungsverfahren genutzt. R=p*L Gleichung (1)

Machtdistanz

Individualismus

Maskulinitäts

Deutschland Japan USA

Unsicherheitsvermeidung

Langfristige Orientierung

▲ ▲ Abb. 1 : Kulturelle Relativität für drei ausgewählte Nationalitäten nach Hofstede [1]

Risiko gegen Aufwand

Risiko (2 Faktoren) Risiko (1 Faktor)

Restrisiko

Gesamtaufwand

▲ ▲ Abb. 2 : Restrisiko im Vergleich zum Gesamtaufwand für den Aufwand der Reduzierung bei einem Faktor oder bei beiden Faktoren

Daraus ergeben sich unterschiedliche nationale oder regionale Ansätze für den Brandschutz. Um diese Ansätze näher betrachten zu können, ist es wichtig, die Brandgefahren und die Risikotheorie zu begreifen. 3 Brandrisiko 3.1 Brandgefahr-Ereignisse Wenn ein Brand ausbricht, gibt es verschiedene Aspekte gegen die Menschen geschützt werden müssen. In fast allen Kulturen sollte der wichtigste Aspekt der Schutz des Lebens und die Vermeidung von Körperverletzungen sein. Aber der Schutz der Güter gegen Verbrennung oder Folgeschäden, wie Korrosion, ist ebenso wichtig. Das hängt vom Wert der entsprechenden Güter ab, die in verschiedenen Kulturen unterschiedlich bewertet werden könnten. Weitere wirtschaftliche Verluste, die weniger körperlich sind, können durch die Auswirkungen eines Brandes verursacht werden, wie Datenverlust oder Ausfallzeit einer jeglichen Infrastruktur. 3.1.1 Persönliche Gesundheit Die Gefahren von Körperverletzungen wegen eines Brands gehen weit über

Mehrere Veröffentlichungen von Sozial- sowie Wirtschaftswissenschaftlern zeigen die großen regionalen Unterschiede hinsichtlich verschiedener Parameter. Hofstede [1] definiert die fünf Parameter: Machtdistanz, Unsicherheitsvermeidung, Individualismus, Maskulinität und langfristige Orientierung. Die detaillierte Bedeutung dieser Parameter wird in seinem Beitrag [1] erläutert, aber der regionale Unterschied kann in der Regel ohne eingehendes Verständnis dieser Parameter nachgewiesen werden ( Abb. 1 ). Alle diese Parameter sind von Null bis 100 skaliert. Ein Wert nahe Null bedeutet, dass die gegenüberliegende Position extrem stark ist. Demzufolge bedeutet zum Beispiel ein Individualismus-Faktor von drei, dass der Kollektivismus auf Hochtouren läuft. Wenn man bedenkt, dass es große regionale Unterschiede in Bezug auf die kulturelle Relativität gibt, versteht es sich von selbst, dass in jeder Region dieser Welt auch Sicherheitsgefühle und Sicherheitsbedürfnisse unterschiedlich sind. Das gilt auch in Bezug auf den Brandschutz. Aus diesem Grund wird die Brandgefahr unterschiedlich eingeschätzt.

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