EuroWire November 2015

Technischer Artikel

Diese Kabeltypen werden z. B. für die Notausgangbeleuchtung, Alarm- und Warneinrichtungen und ähnliche Zwecke verwendet. Ziel der Prüfung ist es zu beweisen, dass sich kein Kurzschluss ergibt, wenn eine definierte Brennerflamme am Kabel die erforderliche Zeit lang arbeitet. Brandwiderstand ist eher ein Aspekt der Reduzierung der Einwirkung. 3.3.4 Entrauchung Die Menge an Rauch und Qualm ist ein wichtiger Anzeiger. Rauch reduziert die Sicht flüchtender Menschen und der Rettungsteams, daher wird die Durchlässigkeit der Rauchentwicklung nach IEC 61034 geprüft. Eine große Menge Emission sowie sehr dichter Qualm reduzieren die Lichtdurchlässigkeit. Die Reduzierung der Brandeinwirkungen ist eindeutig der Zweck der Entrauchungsparameter. 3.3.5 Abwesenheit von Halogenen In IEC 60754 werden verschiedene Prüfmethoden beschrieben: um die Rauchsäure festzustellen, wird die Menge der Halogencarbonsäure bestimmt (IEC 60754-1). Die elektrische Leitfähigkeit des Rauchs gibt die Menge der Säurereste an. Dies ist gemäß IEC 60754-2 zu prüfen. Ein weiteres Prüfverfahren in dieser Norm ist die Giftigkeit von Rauch, durch den pH-Wert gemessen, der den Säuregehalt des Rauchs in einer flüssigen Lösung zeigt. Alle Prüfungen und Parameter, die beweisen müssen, dass ein Kabel halogenfrei ist, sind auch Aspekte der Reduktion der Einwirkung. viele Parameter das Kabelbrandverhalten. Die Auswahl der Stoffe ist von wesentlicher Bedeutung. Daher bietet die Tabelle 2 einen Überblick über einige gängige Compounds für die Kabelisolierung und -ummantelung bezogen auf Brandeigenschaften. Behandelt werden darin Grundstoffe. Compoundtechnik und durch den Einsatz spezifischer Additive stehen Materialien der gleichen Familie zur Verfügung mit weit besserem Brandverhalten. Dennoch sollte man realistisch bleiben und bedenken, dass es niemals das perfekte Material geben wird. 3.4 Aspekte des Kabelaufbaus Im Kabelaufbau beeinflussen Selbstverständlich verbessert sich kontinuierlich die mineralischer das Material halogenfrei gehalten und die Flammenausbreitung reduziert. die mechanischen Eigenschaften, wie z. B. Dehnung und Elastizität, reduziert. Flammschutzmittel, Dabei werden aber auch Daher wird durch die Zugabe

Material

Flammwidrig

Raucharm

Halogenfrei

PVC

X

– X X X X

Nein

Polyolefin

– – – –

Ja

Polyurethan

? ?

TPE

– +

FRNC

Ja

Fluorpolymer

+ +

Nein!

▲ ▲ Tabelle 2 : Typische Eigenschaften des Brandverhaltens von Kabelcompounds

4.2 Reduzierung der

Dabei beeinflussen nicht nur die Stoffe das Brandverhalten von Kabeln. Sehr viele spezifische Konstruktionsparameter sind dabei wichtig. Zum Beispiel sollte daher die Dichtheit einer Ummantelung berücksichtigt werden. Ummantelungen, die den Zwischenraum füllen, bieten dem Feuer mehr brennbare Stoffe, aber sie verhindern, dass Luftstrom in die Zwischenräume gelangt und reduzieren den Sauerstoff, der der Flamme zur Verfügung steht. Eine als Rohr extrudierte Ummantelung weist eine ähnliche Wirkung wie ein Trichter auf, wenn das Kabel brennt, insbesondere bei vertikalen Brandtests. 4 Brandschutz- strategien Brandschutz ist nicht nur ein Thema der Verkabelung. Ein allgemeines Brandschutzkonzept, bezogen auf alle Konstruktionselemente eines Gebäudes, sollte vorhanden sein. Dieser Bedarf wird in der Europäischen Bauproduktenverordnung [6] berücksichtigt. Wie bereits erwähnt, gibt es zwei Aspekte des Brandschutzes: Brandvermeidung und Reduzierung der Brandeinwirkungen. Wie stimmen sich diese Aspekte mit den regionalen Unterschieden in Die verbreitete Brandschutzphilosophie in Amerika liegt darin, Feuer um jeden Preis zu vermeiden. Hohe Summen werden in Forschung und Untersuchung investiert und die Ergebnisse sind sehr anspruchsvolle Vorschriften in Bezug auf Brandverhalten der Innenverkabelung, was Selbstentzündung, Flammenausbreitung und Feuerbeständigkeit betrifft. Um diese Anforderungen zu erfüllen, gibt es keinen anderen Weg als Halogene als Flammschutzmittel in Kabelcompounds sowie in Baustoffen zu verwenden. Dieser Ansatz geht die Gefahr von Körperverletzungen durch Säuredämpfe ein sowie die dadurch entstehende Gefahr für Notausgänge, die durch dichten Rauch nicht mehr sichtbar sind. Brandschutzstrategien ab? 4.1 Brandvermeidung

Brandeinwirkungen Es scheint völlig unsinnig, mögliche Brandeinwirkungen zu reduzieren, aber nichts zur Feuervermeidung zu unternehmen. Und es ist tatsächlich so, weil es so viele und unterschiedliche Brandeinwirkungen gibt. Es kann verschiedene sehr spezifische Situationen geben, in denen ein solches Szenario sinnvoll ist, aber derartige ungewöhnliche Anwendungen werden in diesem Beitrag nicht behandelt. Dennoch kennen wir keine Vorschrift, die diesen Ansatz auch nur unterstützt. Die Reduzierung der Brandeinwirkung kann nicht selbst eine Brandschutzstrategie sein, aber es sollte ein wichtiger Teil einer kombinierten Strategie sein, wie im Fall der europäischer Norm. 4.3 Diversitäre Redundanz Es wird gesagt, dass die Europäer, und insbesondere die Deutschen, eine Vorliebe für mehrfache Sicherheit haben. Wir sind froh, dass es einen zweiten Schutzinstrument gibt, falls das erste Schutzinstrument scheitert. ist über Kernkraftwerke die Idee der diversitären Redundanz ein grundlegender Ansatz. Das heißt, es muss ein zusätzliches Sicherheitsverfahren vorhanden sein, das völlig unabhängig vom ersten ist, falls das grundlegende Sicherheitsverfahren nicht funktioniert. Daraus folgt, dass in Europa der Konsens besteht, einen Brand so weit wie möglich zu vermeiden, gleichzeitig aber, falls ein Brand ausbricht, die Auswirkungen auf Gesundheit oder Güter niedriger zu halten. Aus physikalischen Gründen wird eine bessere Reduzierung der Auswirkungen durch eine reduzierte Brandvermeidung erreicht. Dennoch ist im Ganzen das Risiko entsprechend Gleichung (1) deutlich geringer. Das ist auch in der Abb. 2 dargestellt. in Sicherheitsdiskussionen Die kombinierte Sicherheitsstrategie sicherheitsrelevanten ist in vielen Technologien bekannt. Demzufolge

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